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Die Metis Invest GmbH, ein Tochterunternehmen der Merkur Gruppe, arbeitet nach dem Motto „Klein genug für grosse Flexibilität“. Die zehnköpfige Investmentboutique, die ihren Schwerpunkt auf Veranlagung im Corporate-Bereich setzt, wird von den zwei jungen Geschäftsführern Bernhard Tollay und Lukas Feiner geleitet.
Als älteste private Krankenversicherung in Österreich legt die Merkur Versicherung ihren Fokus auf die Grundwerte Mut zur Innovation, Selbstbestimmung und Freiheit. Mut zur Innovation bewies das Unternehmen, als Bernhard Tollay die hauseigene Vermögensverwaltungsfirma Metis Invest GmbH Ende 2014 mitbegründete – heute, fast acht Jahre später, kann die Investmentboutique auf einige Meilensteine zurückblicken: 2016 übernahm sie das Assetmanagement der Merkur Gruppe in Slowenien und Kroatien, 2017 folgte die Auflage des ersten nachhaltigen Publikumsfonds für Unternehmensanleihen mit dem Österreichischen Umweltzeichen, 2018 wurde das Kick-off-Jahr für den Vertrieb der Metis-Fonds in Deutschland. Im Oktober 2021 übernahm Lukas Feiner die zweite Geschäftsführerrolle neben Bernhard Tollay, heute verwaltet die Metis Invest GmbH sechs Publikumsfonds und fein Assetvolumen von rund drei Milliarden €.
Die agile Arbeitsweise des zehnköpfigen Teams wird am Merkur Campus in Graz ermöglicht, wo Metis Invest zu Hause ist. Das nachhaltig gestaltete Bürogebäude mit hauseigenem Gym ist Ort des Erlebens, Begegnungszone und Plattform für Dialog zugleich. Dort treffen wir Bernhard Tollay und Lukas Feiner, die uns den Kapitalmarkt und ihr tägliches Brot näherbringen.
Wir erleben aktuell sehr herausfordernde Zeiten, die auch Auswirkungen auf unsere Vermögensveranlagung haben. Wie beeinflussen diese Krisen – Ukraine, Inflation, Klima et cetera – den Finanzmarkt ganz allgemein?
Bernhard Tollay (BT): In Österreich respektive Europa sehen wir derzeit einen kompletten Strukturwandel von einem Ausmass, mit dem wir es in den letzten 20 Jahren nicht zu tun hatten. Das begann mit der Coronakrise, und nach der Erholung von der Krise kam dann etwas, das wir Übernachfrage nennen – das hat stark auf die Preise gedrückt. Wir sahen damals bereits zunehmend Tendenzen, von Amerika kommend, dass die Inflationsraten doch höher werden können, als wir es in der Vergangenheit gekannt haben. Und letztlich kam das Thema Ukraine dazu, wo wir speziell auf der Energieseite gleich einen starken Effekt hatten; wo Öl- und Gaspreise stark in die Höhe schnellten und die ohnehin schon hohe Inflation noch einmal angeschoben wurde. Das wirkt sich stark auf Anleihen, Preise und teilweise auch auf Aktien aus. Und mit der Inflation und der sich abzeichnenden Zinswende betreten wir jetzt neues Terrain. Die Kapitalmärkte wissen nicht so recht, wo es lang geht – es herrscht grosse Ungewissheit.
Wir sind der Ansicht, dass es jetzt wichtiger ist denn je, an Veranlagung und Vermögensaufbau zu denken.
Lukas Feiner
Die momentane Situation bietet wohl nicht gerade das beste Umfeld für eine Vermögenssteigerung. Was sind Strategien, um sein Vermögen zumindest zu bewahren?
Lukas Feiner (LF): Sie haben gerade gesagt, dass jetzt nicht der beste Zeitpunkt sei, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen – wenn man aber bedenkt, dass die Inflation gerade so hoch ist, sind die Alternativen, Bargeld zu halten oder das Geld am Konto liegen zu lassen, eigentlich noch viel schlechter. Wir bei Metis Invest bieten einen langfristigen Anlagehorizont über zehn bis 15 Jahre. Das hängt auch damit zusammen, dass wir zum überwiegenden Teil Versicherungsinvestor sind und daher einen entsprechend langfristigen Anlagehorizont haben müssen. Die Mischung aus Aktien und anderen Anlageklassen ist derzeit absolut attraktiv und wird jetzt sogar noch attraktiver, wenn die Kurse etwas niedriger sind, weil man eben nicht am höchsten Punkt einsteigt. Wir sind der Ansicht, dass es jetzt wichtiger ist denn je, an Veranlagung und Vermögensaufbau zu denken.
Die Fed in den USA steigert die Zinsen bereits, die EZB ist noch zögerlich. Wie sehen Sie die Zinsentwicklung, was erwarten Sie?
LF: So wie die Fed dieses Jahr die Zinsen anheben will, geht sie einen relativ entschlossenen Pfad, die EZB zögert weiterhin. Die Fed hat einen Binnenmarkt, nämlich die USA, und der läuft sehr gut. Der ist auch nicht so abhängig von den Rohstoffimporten wie Europa. Der Arbeitsmarkt in den USA ist sehr stark, das heisst, die Arbeitslosigkeit ist niedrig, es gibt sehr viele ausgeschriebene Stellen, und das führt natürlich dazu, dass die Arbeitnehmer mehr Möglichkeiten haben, höhere Löhne zu fordern. Der Markt in Europa ist viel fragmentierter. Auch wenn wir jetzt mit diesen Krisen viel enger zusammengewachsen sind, ist die Situation in Deutschland immer noch eine andere als in Italien oder in Spanien. Und mit dieser Heterogenität hat die EZB zu kämpfen. Sie muss in ihren Entscheidungen alle Ziele und Kriterien berücksichtigen. Sie ist vorsichtig, weil sie nicht riskieren möchte, dass so etwas wie die Staatsschuldenkrise noch mal passiert – oder gar der Zusammenbruch des Euro.
Mit wachsender Verunsicherung über die geopolitische Situation ist es für den Kunden umso entscheidender, dass sein Vermögen gut aufgehoben ist. Wie können Sie in diesen Zeiten langfristig Sicherheit und Wertstabilität garantieren?
BT: Ich glaube, das Wichtigste in der langfristigen Veranlagung ist die Diversifikation, das ist in der aktuellen Situation mit Russland zu sehen – und darum ist Diversifikation ganz einfach für den Investor das Um und Auf. Das heisst, ich nehme viele kleine Puzzleteile, sodass es mich nicht stark trifft und ich keinen wirklichen Schaden davontrage, wenn ein Teil komplett herausbricht. Aktien sind hier natürlich ein ganz wichtiger Baustein, weil aufgrund des laufenden Wirtschaftswachstums hier Werte generiert werden können, aber auch Zinsprodukte werden wieder deutlich attraktiver. Ich glaube, wichtig ist, nie nur einen Schauplatz zu bespielen, sondern wirklich – je nach Risikoprofil – verschiedene Bausteine unterschiedlich zu gewichten.
Sie können auf langjährige Erfahrung im Corporate Bond Management verweisen. Was sind die Kernelemente für einen nachhaltig erfolgreichen Corporate-Bond-Managementansatz?
BT: Bei uns ist ganz wichtig, dass wir am Neuemissionenmarkt tätig sind – das heisst, wir schauen uns laufend die Unternehmen an, die neu auf den Markt kommen, das ist für uns ein ganz wichtiger Baustein. Der zweite Aspekt hängt damit zusammen, dass wir aus der Versicherungsbranche kommen, wo man verstärkt versucht, Komplexitäten zu vermeiden. Wir haben hier einen sehr einfachen und nachvollziehbaren Ansatz: Wir setzen keine Derivate oder Fremdwährungen ein, dadurch ist das Ganze nachvollziehbar, durchgängig und wir wissen auch ganz genau, wo wir das eine oder andere adaptieren können. Diese Einfachheit, diese Nachvollziehbarkeit – stark auf den Primärmarkt schauend – zeichnet uns in gewisser Weise aus.
Wie lässt sich Ihrer Meinung nach Nachhaltigkeit mit Profitorientierung verbinden?
LF: Das ist, glaube ich, die ganz grosse Frage der nächsten fünf bis zehn Jahre, einfach deswegen, weil wir jetzt gesehen haben, dass Nachhaltigkeit am Markt angekommen ist. Mittlerweile gibt es bei manchen Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte, die dicker sind als der eigentliche Finanzbericht, aber wenn man dann genauer hinschaut, ist noch wenig Greifbares da. Umweltschutz ist die grösste Priorität am Markt – die Finanzbranche ist genauso wie der Industriesektor und die Politik dabei, Lösungen zu schaffen. Die Finanzbranche sieht sich als Teil der Lösung, weil man über Kapitalströme einen gewissen Druck auf Unternehmen ausübt. Aber man muss dazusagen, dass das Thema sich erst entwickelt. Gleichzeitig versuchen wir, nach vorn zu blicken, unser Portfolio laufend zu verbessern und in Unternehmen zu investieren, die echte Lösungen im Bereich Umweltschutz anbieten.
Als Tochter eines 224 Jahre alten Versicherungskonzerns liegt die Analyse von Finanzinstituten in Ihrer DNA. Welche Werte verbinden Sie mit Ihrem traditionsreichen Mutterunternehmen?
BT: Die Merkur gibt es wirklich schon sehr lange, die Metis ist gerade mal sieben bis acht Jahre alt. Da sind wir in ein sehr traditionsreiches Unternehmen eingebettet. Wir haben mit dem Arbeitsumfeld gerade jetzt mit dem neuen Merkur Campus wirklich sehr viel Positives kreiert. Auf der einen Seite ist das Traditionelle für uns sehr wichtig, auf der anderen Seite ist es aber schön, wenn man sieht, dass sich so ein grosses, eingesessenes Unternehmen sehr modern aufstellen kann. Und das versuchen wir zu nutzen. Wir haben ein junges, sehr motiviertes Team, das die Stabilität der Mutterfirma hat, aber gleichzeitig auch offen für Neues ist und viel Eigenverantwortung zeigt.
Ein gutes Team erfordert gute Mitarbeiter – kriegen Sie diese? Vor allem, weil Graz nicht gerade als Finanzstandort bekannt ist …
BT: Ja und nein. Auf der einen Seite gibt es Lehrstühle im Finanzbereich, einige an der Universität. Banken und Versicherungen spezialisieren sich ebenso auf diese Ausbildungen. Das heisst, man hat schon relativ viele junge Leute im Raum Graz, die sich mit Finanzwirtschaft beschäftigen. Das Thema ist mehr, dass viele dann den Weg nach Frankfurt oder vielleicht sogar nach London antreten. Daher muss man sich attraktiv aufstellen und die Nähe zu den Studenten suchen. Das Potenzial ist aber definitiv da.
Lukas Feiner
...begann seine Karriere als externer Mitarbeiter im Jahr 2015 bei der damals neu gegründeten Metis Invest GmbH. 2018 wechselte er zur Allianz Krankenversicherung in Deutschland. Im Oktober 2021 kehrte er zurück und übernahm die Rolle des zweiten Geschäftsführers neben Bernhard Tollay, der schon seit 2015 Geschäftsführer ist. Zuvor leitete Tollay einige Jahre die Veranlagung der Merkur Versicherung AG.
Herr Feiner, Sie haben auch einen kurzen Abstecher nach Deutschland hinter sich. Wie war das bei Ihnen?
LF: Ich war sozusagen der erste externe Mitarbeiter, den die Metis nach ihrer Gründung 2015 eingestellt hat. Ich habe dann den Sprung nach Deutschland gewagt, weil ich gemerkt habe, dass ich etwas Grösseres sehen möchte – Bernhard hat das vom ersten Moment an unterstützt. Dass sich bereits nach drei Jahren diese Möglichkeit auftat, wieder zurückzukehren, war uns beiden nicht bewusst, aber so war es für mich nach drei Jahren bei einem sehr grossen Investmenthaus in Deutschland der richtige Zeitpunkt, sich einer neuen Herausforderung zu stellen und in die Rolle des zweiten Geschäftsführers zu gehen. Der Aufgabe gehe ich jetzt auch schon wieder seit einem halben Jahr mit Bernhard gemeinsam nach und es macht Riesenspass.
Welche Meilensteine möchten Sie in den nächsten Jahren gemeinsam setzen?
LF: Auf jeden Fall das Thema Veranlagung für institutionelle Kunden noch deutlich breiter zu machen. Zudem gibt es sehr viele Anlageformen und Anlageprodukte und die Kunden, seien es institutionelle oder auch Privatkunden, entscheiden letztendlich nach der Performance. Deswegen muss es unser Anspruch sein, alle Produkte, die wir derzeit haben und in Zukunft auflegen, so gut wie möglich mit einem soliden Investmentprozess auszustatten. Gleichzeitig ist es uns wichtig, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, mit einem agilen Arbeitsumfeld, das den Mitarbeitern ermöglicht, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Und wenn uns das gelingt, dann haben wir einen ganz guten Job gemacht.
Fotos: Marija Kanizaj