DIE GANZ REICHEN TRACKEN

Elon Musk kauft Twitter und einige Follower witzeln, der Grund sei ein Teenager. Was das miteinander zu tun haben soll, wollen wir von dem 19-Jährigen selbst wissen.

Wir sprechen über Zoom, als er in seinem Studentenzimmer seiner Uni in Orlando sitzt. Lustigerweise hat er Probleme mit der Technik. Er, der Software entwickelt, witzelt er selbst. Humor hat er. Sweeney wirkt abwesend. Er schaut mehrmals auf sein Handy. Er checkt seine Twitter-Accounts, auf denen von ihm programmierte Bots posten, wo sich der Privatjet des reichsten Menschen der Welt aufhält. Dazu nutzt Sweeney öffentlich zugängliche Daten und speist diese in eine eigens entwickelte Software. Jedes Flugzeug muss einen Transponder haben und die Daten teilen, selbst die Air Force One, sagt er mir trotzig. Er tue also nichts Illegales.

Aber er grinst trotzdem, als er sagt, er überliste die Reichen. Und das ärgert jemanden wie Elon Musk natürlich gewaltig. Er hat Sweeney in einer Direct Massage aufgefordert, seinen Account zu löschen. Dafür bietet er dem Studenten 5.000 US-$. Sweeney fordert 50.000 US-$ und einen Praktikumsplatz. Als es nichts von beidem gibt, macht er unbeirrt weiter. Aber als Anfang April bekannt wird, dass Musk Twitter-Aktien gekauft hat und mit einem Anteil von über 9% nun der grösste Anleger des Unternehmens ist, wird Sweeney nervös. Er tweetet lediglich ein „Oh no”. Jack Sweeneys Follower witzeln, dass Musk das nicht getan hat, um die Redefreiheit auf der Plattform sicherzustellen, wie er selbst sagt, sondern, um Sweeney vom Tweeten abzuhalten. Und tatsächlich ist einer seiner Accounts einige Tage danach gesperrt. Sweeney tweetet dazu: „Ok, Big Tech hat wirklich eine Menge Kontrolle; in diesem Moment ist mein Konto aus irgendeinem Grund deaktiviert und dies hat Auswirkungen auf Arbeit, Schule und Unterhaltung in meinem Leben.”

Aber warum tut er sich das überhaupt an, den Streit mit Musk, vor allem als selbst erklärter Musk-Fan. Auf seiner Website hat er einen Zeitstrahl eingerichtet, der Fotos von Elon Musk zeigt – mit Katze oder als Baby in Windeln. Musks Zuneigung bekommt Sweeney so ganz offensichtlich nicht. Der Milliardär hat Sweeneys privaten Account nun geblockt. Sweeney scheint zu hoffen, dass der Groll in Respekt für die Unbeirrtheit eines 19-Jährigen umschlägt, der dem reichsten Mann der Welt auf der Nase herumtanzt. Das Tracking habe aber weniger mit den Personen selbst zu tun, oder gar einen politischen Hintergrund. Denn seinen Pool an Daten hat er längst um osteuropäische Oligarchen erweitert. Zum Beispiel trackt er den Jet N600EB des Unternehmers Leonard Blavatnik. Der automatisierte Tweet liest sich dann so: Abgehoben in der Nähe von Newburgh, New York, US. Fliegt nach White Plains, New York, US (HPN, Westchester County Airport), Ankunft in etwa 12 Minuten.

Schlaflose Nächte, weil er sich mit den Mächtigen der Welt anlegt? Nö, „I think I am fine.” Er mache es, weil er ein Flugzeug-Fanatiker sei, genau wie sein Vater. Seine Eltern sind übrigens stolz auf ihn. Seine Freunde am Campus finden ihn cool, erzählt er. Auch wenn nur die engsten seiner Freunde wissen, dass wirklich er hinter dem frechen Tracker steckt.

Text: Sophie Schimansky
Foto: privat


Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 3–22 zum Thema „KI“.

Sophie Schimansky,
Deputy Editor in Chief

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