Zwischen FIlm und Medizin

Schauspieler, Medizinstudent und Klimaaktivist: Damian Hardung ist ein vielseitiges Talent mit einem vollen Terminkalender. Besonders nach dem erfolgreichen Start der neuen Amazon-Prime-Serie „Maxton Hall“ hat der gebürtige Kölner nahezu über Nacht internationale Bekanntheit erlangt. Wie Hardung mit dem plötzlichen weltweiten Erfolg umgeht und ob er in Zukunft vielleicht doch im OP-Saal statt vor der Kamera landet, erzählt er im Forbes-Gespräch.

Damian Hardung sitzt bei ­unserem Videointerview vor seiner Kamera und isst gefrorene Weintrauben. Er wirkt entspannt, und das, obwohl fünf Tage zuvor die Amazon-Prime-Serie „Maxton Hall“ ihre Premiere feierte, in der er die Hauptrolle des James Beaufort spielt. Die deutschsprachige Serie erreichte auf der Streamingplattform bereits jetzt Platz eins in 120 Ländern und überholte damit sogar die US-ameri­­kanische Hype-Serie „Fallout“.

Trotz des unerwarteten Erfolgs bleibt Hardung weiterhin auf seine Studienkarriere fokussiert. „Heute Morgen war ich noch im Krankenhaus und habe bei meinem ersten Kaiserschnitt im Gynäkologie-Praktikum assistiert. Das war ­wirklich verrückt“, erzählt der Medizin­student. Doch auch als ­Schauspieler hat er in diesem Jahr noch viel vor: Er plant mehrere Premieren und ist in diverse Dreharbeiten involviert. Im Jahr 2024 soll neben der Serie „Love Sucks“, in der Hardung einen Vampir spielt, auch der Film „Am Ende der Wahrheit“ erscheinen.

2018 begann Hardung sein Medizinstudium. Für den Kölner war dieser berufliche Weg naheliegend, da beide Eltern ebenfalls in der Medizin tätig sind. Zuvor besuchte er dank eines Stipendiums für Hochbegabte eine Privatschule in New York, sein Abitur absolvierte er jedoch 2016 in Köln. Zum Schauspiel kam der Under 30-Listmaker eher zufällig. Er erzählt: „Durch die Mutter meines besten Freundes bekam ich Kontakt zu einer kleinen Agentur in Köln. Damals haben fast alle meine Schulkollegen dort vorgesprochen. Ich hatte keine Schauspielerfahrung, aber habe es irgendwie geschafft, dort aufgenommen zu werden. So fing ich an, in kleinen Studentenfilmen mitzuspielen.“

Aus kleinen studentischen Filmprojekten entwickelten sich mit der Zeit immer grössere Vor­haben. Mit 16 Jahren spielte Hardung eine der Hauptrollen in der deutschen Dramaserie „Der Club der roten Bänder“, eines seiner ersten grösseren Projekte. „Während meine Schulkollegen in den Sommer­ferien Urlaub machten, war ich am Set und habe gedreht“, erinnert er sich. „Aber ich bereue es nicht, es war eine wirklich tolle Zeit.“ 2018 gehörte Hardung zur Hauptbesetzung des deutschen Films „Das schönste Mädchen der Welt“, und ein Jahr später spielte er in der englisch­sprachigen Serie „Der Name der Rose“. Dieses Projekt zählt auch heute noch zu Hardungs Favoriten und war ausserdem seine erste internationale Dreherfahrung: „Ich durfte einfach ein halbes Jahr lang in Rom drehen, und noch dazu neben jemandem wie John Turturro – ein unglaubliches Privileg, weil ich jeden Tag von ihm lernen konnte.“

Sein bisher erfolgreichstes Projekt ist zweifellos sein jüngstes: die Serie „Maxton Hall“. Die ­Adaption des englischsprachigen ­Bestsellers „Save Me“ von Mona Kasten erreichte in nur fünf Tagen den ersten Platz des Streaminganbieters Amazon Prime in über 120 Ländern und zumindest den dritten Platz in 50 weiteren Ländern. Damit erzielte „Maxton Hall“ in der ersten Woche die höchste globale Zuschauerzahl für einen nicht amerikanischen Titel in der Geschichte von Amazon Prime Video. Mit einer Zuschauerbewertung von 94 % auf der Plattform Rotten Tomatoes wurde die Serie kürzlich für eine zweite Staffel verlängert.

„Vor der Veröffentlichung von ,Maxton Hall‘ hat einer von Amazon zu mir gesagt: ‚Damian, geniess die letzten zwei Wochen deines Lebens!‘ Das hat mir natürlich erst mal Angst gemacht. Irgendwo haben wir also intern schon erwartet, dass ‚Maxton Hall‘ gross werden könnte, aber dass es diese Ausmasse annimmt, damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, erzählt Hardung und fügt hinzu: „Persönlich habe ich den Erfolg von ‚Maxton Hall‘ immer noch nicht ganz realisiert und kann auch noch nicht wirklich mit der ganzen Aufmerksamkeit umgehen.“

Gedreht wurde die erste Staffel der Serie 2022 über einen Zeitraum von drei Monaten in Gross­britannien und Deutschland, und noch heute denkt Hardung gerne an die Zeit ­zurück: „Die Dreh­arbeiten für ­‚Maxton Hall‘ waren sehr intensiv. Es war wie eine Sinuskurve, und wir haben viel von dem, was in der Serie passiert, einfach intensiv gespürt und die Höhen und Tiefen mit­erlebt“, so der Schauspieler.

„Persönlich habe ich den Erfolg von ‚Maxton Hall‘ immer noch nicht ganz realisiert“, sagt Schauspieler Damian Hardung.

Damian Hardung übernimmt in ,Maxton Hall‘ die männliche Hauptrolle des James Beaufort; James ist der Sohn eines reichen britischen Unternehmers und Schüler des englischen Elite-Internats Maxton Hall. Auf der anderen Seite steht die ehr­geizige Schülerin Ruby Bell – aus eher einfachen Verhältnissen stammend kann sie das ­Internat nur ­mithilfe ­eines Stipendiums besuchen. Durch Zufall erfährt Ruby über ein brisantes Geheimnis der Familie Beaufort und kommt ­daher in Kontakt mit James. Zu Beginn herrscht Rivalität zwischen den beiden Hauptcharakteren, doch mit der Zeit kommen sie sich immer näher. „Obwohl ich oft von Leuten gehört habe, dass ich ‚wie James bin‘ – was übrigens wirklich kein Kompliment ist, da James furchtbar toxisch ist –, hatte ich in meiner Schulzeit eher mehr Gemeinsamkeiten mit Ruby. Ich war auch immer sehr ehrgeizig, was Noten angeht“, so Hardung.

Zur Vorbereitung auf den Dreh habe er natürlich die Romanvorlage „Save me“ gelesen, erzählt Hardung. „Ich habe das erste Buch tatsächlich als Casting-Vorbereitung ge­lesen und dann bewusst nicht weiter­gelesen. Erst als wir die erste Staffel fertig gedreht hatten, habe ich das zweite Buch gelesen, weil ich dann auch ein bisschen wissen wollte, wie es weitergeht. Eigentlich lese ich immer total langweilige Bücher, wie Sachbücher, Biografien oder eben Medizinbücher.“

Obwohl Hardung ­inzwischen fest in der deutschsprachigen Schauspielwelt etabliert ist, legt er abseits der Kameras weiterhin grossen Wert auf seinen akademischen Erfolg. So spricht der Schauspieler neben seiner Muttersprache Deutsch auch Englisch, Italienisch, Französisch und Mandarin und engagiert sich ausserdem aktiv für das Klima. 2022 reiste er gemeinsam mit Greenpeace in die Antarktis, um auf den Schutz der Meere und den Lebensraum der Pinguine aufmerksam zu machen. „Ich habe einen vollen Terminkalender, und manchmal müssen dann Drehtage an meinen Studienplan angepasst werden. Aber ich bekomme immer irgendwie alles unter einen Hut; das macht die ganze Sache auch spannend“, so Hardung.

Ob sich Hardung in Zukunft auf die Medizin oder das Schauspiel konzentrieren will, lässt der 25-Jährige noch offen. Im Moment geniesse er, so Hardung, noch die Vorteile und die Abwechslung aus beiden Welten. „Ich war zu oft an einem Punkt in meinem Leben, wo Leute mir gesagt haben, dass ich mich jetzt für eine Sache entscheiden muss. Dafür bin ich jetzt noch nicht bereit, und vielleicht werde ich das auch nie sein. Meine Welt liegt halt irgendwo zwischen Schauspiel und Medizin, vielleicht lässt sich das ja in der Zukunft auch kombinieren.“

Fotos: Stephan Rabold/Amazon Prime

Lela Thun,
Redakteurin

Up to Date

Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.