Zuckerberg im Kreuzverhör: Meta wehrt sich gegen das Monopol-Etikett

Am Montag, den 15. April 2025, begann in Washington ein richtungsweisender Prozess, der nicht nur die Zukunft von Meta, sondern auch die gesamte Tech-Industrie in den USA prägen könnte.

Mark Zuckerberg, der CEO von Meta, sah sich zum Auftakt eines vielbeachteten Kartellverfahrens den schweren Vorwürfen der US-Wettbewerbsbehörde FTC ausgesetzt. Der Vorwurf: Meta habe mit der Übernahme von Instagram und WhatsApp ein Monopol bei den sozialen Netzwerken errichtet und die Marktbedingungen unrechtmässig manipuliert. Ein Vorwurf, der Meta und Zuckerberg nun vor Gericht bringt – mit potenziell weitreichenden Folgen für das Unternehmen und die gesamte digitale Landschaft.

Der Prozess, der mit Spannung erwartet wurde, könnte Meta dazu zwingen, sich von Instagram und WhatsApp zu trennen, was für den Konzern und seine Finanzen drastische Auswirkungen hätte. Die FTC argumentiert, dass Meta die beiden Plattformen nicht aus strategischer Überlegung oder Innovation übernommen habe, sondern um die aufkommende Konkurrenz zu eliminieren und so die Marktbeherrschung zu sichern. Die Behörde kritisiert vor allem, dass Meta Instagram 2012 für rund 1 Mrd. US-$ und WhatsApp 2014 für etwa 22 Mrd. US-$ kaufte, um sich aufkommende Wettbewerber vom Hals zu schaffen. Der Anwalt der FTC, Daniel Matheson, erklärte: „Meta hat sich durch den Kauf der beiden Plattformen unfaire Marktvorteile verschafft und die Wettbewerbsmöglichkeiten für andere Unternehmen massiv eingeschränkt.“

Zuckerberg, der sich nach wie vor als Visionär der digitalen Welt sieht, wies diese Anschuldigung jedoch vehement zurück. In seiner Verteidigung betonte er, dass Meta keineswegs der alleinige Akteur auf dem Markt sei. „Es gibt eine Vielzahl von starken Wettbewerbern, darunter TikTok, YouTube, LinkedIn und X. Die Konkurrenz wächst stetig, und wir haben nie versucht, den Markt zu beherrschen“, so Zuckerberg. Mit dieser Haltung stellte der Meta-CEO klar, dass er sich und sein Unternehmen nicht als „Monopolisten“ im klassischen Sinne sehen will. Vielmehr habe Meta durch die Übernahmen das Nutzererlebnis verbessert und den Markt bereichert.

Für die FTC bleibt jedoch die zentrale Frage, ob Meta die Übernahmen aus Wettbewerbsgründen vorgenommen habe, um die Position von Instagram und WhatsApp als aufstrebende Konkurrenten zu eliminieren. Die Behörde behauptet, dass Meta mit dem Erwerb von Instagram und WhatsApp die sogenannten „Einstiegsbarrieren“ für neue Unternehmen verstärkt habe und so der Wettbewerb effektiv ausgebremst wurde. Ein weiteres Argument der FTC ist, dass Meta durch diese Übernahmen die Kontrolle über den Markt der sozialen Netzwerke nahezu vollständig in die eigene Hand genommen habe, was letztlich den freien Wettbewerb verhindere.

In den kommenden Wochen wird das Gericht noch viele weitere Aussagen und Beweise zu hören bekommen. Neben Zuckerberg wird auch Instagram-Mitgründer Kevin Systrom aussagen, was einen weiteren Blick hinter die Kulissen der Übernahmen werfen könnte. Die Entscheidung, ob Meta tatsächlich gezwungen wird, sich von Instagram und WhatsApp zu trennen, könnte tiefgreifende Auswirkungen auf das Unternehmen haben. Diese beiden Plattformen gehören nach wie vor zu den wichtigsten Einnahmequellen von Meta, insbesondere im Bereich der Werbung. Instagram allein trägt laut Schätzungen etwa die Hälfte des US-Umsatzes des Unternehmens bei. Ein Verlust dieser beiden Netzwerke würde Meta also nicht nur strategisch schwächen, sondern auch in finanzieller Hinsicht enorm belasten.

Meta selbst argumentiert jedoch, dass die FTC eine zu enge Sicht auf den Markt habe und den dynamischen Wandel der Branche nicht berücksichtige. „Wir sind Teil eines vielfältigen Marktes mit ständig neuen Wettbewerbern. TikTok ist ein Paradebeispiel für einen starken Konkurrenten, der durch den technologischen Wandel die Spielregeln verändert hat“, so Meta-Chefin Jennifer Newstead. Ihre Argumentation zielt darauf ab, den Markt für soziale Netzwerke als einen viel breiteren Raum zu betrachten, als die FTC es in ihrer Klage tut.

Das Verfahren hat jedoch auch eine politische Dimension, die es nicht nur zu einem wirtschaftlichen, sondern auch zu einem politischen Test für Meta macht. Während des ersten Verfahrens unter der Trump-Administration hatte die FTC die Klage eingereicht, und es ist bemerkenswert, dass die Behörde den Fall auch unter der Biden-Regierung weiterverfolgt. Das könnte ein Zeichen für einen überparteilichen Konsens sein, der eine stärkere Regulierung von Tech-Unternehmen wie Meta fordert. Hierbei geht es weniger um eine individuelle Unternehmenspolitik, sondern vielmehr um eine breitere Diskussion über die Macht und den Einfluss von Tech-Giganten in einer zunehmend digitalen Welt.

Die Auswirkungen eines verlorenen Prozesses wären für Meta immens. Sollte das Gericht entscheiden, dass Meta gezwungen ist, Instagram und WhatsApp zu verkaufen, würde das Unternehmen vor einer gewaltigen Herausforderung stehen. Der Verlust dieser Plattformen würde die Struktur des Unternehmens grundlegend verändern und könnte in der Folge zu einem drastischen Umsatzrückgang führen. Besonders die Werbeeinnahmen, die fast zur Hälfte aus Instagram stammen, würden stark einbrechen. Das Unternehmen müsste möglicherweise mit einer Schwächung seines Marktes und einer ständigen Neupositionierung kämpfen.

Doch trotz der Herausforderungen scheint Meta fest entschlossen, in diesem Prozess zu gewinnen. Die Aussage von Jennifer Newstead, die die Klage als einen Versuch bezeichnete, ein „grossartiges amerikanisches Unternehmen zu zerschlagen“, verdeutlicht die Haltung von Meta, dass das Unternehmen nicht als Marktbeherrscher, sondern als innovativer Player gesehen werden möchte. Die Strategie von Zuckerberg, Instagram und WhatsApp zu kaufen, werde von Meta als eine Massnahme zum Wachstum und zur Verbesserung des Nutzererlebnisses dargestellt – nicht als ein Versuch, den Wettbewerb zu verhindern.

Insgesamt wird der Prozess noch Wochen in Anspruch nehmen, und der Ausgang ist ungewiss. Ein möglicher Zwangsverkauf von Instagram und WhatsApp wäre ein schwerer Schlag für Meta und könnte die digitale Landschaft nachhaltig verändern. Doch auch wenn das Gericht zugunsten von Meta entscheidet, bleibt abzuwarten, wie sich die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens entwickeln wird. Die Fragen zur Marktmacht und den möglichen negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der digitalen Märkte dürften auch in Zukunft ein zentrales Thema bleiben.

Foto: Wikimedia Commons

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