Wollen wir wirklich unseren Planeten aufessen?

Die grösste Motivation für mich ist es, möglichst vielen Menschen ein nachhaltiges Leben zu ermöglichen. Der Gedanke, dass wir etwas bei­tragen können – nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Umwelt –, motiviert mich täglich in hohem Mass.

Diese Motivation lässt sich in ein Gedankenexperiment einbetten: Versuchen wir doch, uns gesamthaft als einen einzigen Organismus auf diesem Planeten zu sehen! Wenn wir in dieser Vorstellung nun die „Klimabewegung“ betrachten, ist diese nichts anderes als eine Art natürliche Reaktion des Organismus auf seine Krankheit – „wir sind die Natur, die sich selbst verteidigt“; wir sind kein getrennter Teil, wir sind ein Organismus, der sich anstrengt, sich selbst zu heilen, um zu überleben. Das Zitat las ich als Schriftzug bei den Klimaprotesten bei der Konferenz um die 1,5-Grad-Verhandlungen in Paris. Es begleitet mich seit jeher. Damit einher geht die Vorstellung, dass wir alle zusammengehören, aber unterschiedliche Rollen spielen. Das Zitat motiviert, unsere Reaktion so auszurichten, dass sie auch wirkt – und wir nicht die letzte Generation werden.

Ich glaube so fest an uns als Menschheits­familie, dass ich überzeugt sagen kann, dass wir ­unseren Planeten nicht aus Boshaftigkeit zerstören. Es sind unser Unwissen, unsere Trägheit, unsere Ignoranz, die uns im Wege stehen. Zwei Dinge sind entscheidend, um gegen die Klimakatastrophe vorzugehen: Einerseits braucht es eine Trans­formation hin zu erneuerbaren Energien, zwei­tens müssen wir unsere Ernährung umstellen.

Unsere Arbeit bei Eaternity motiviert sich darin, unsere Zukunft mit nachhaltiger Ernährung schon heute zu ermöglichen. Wir berechnen die CO2-Emissionen von Lebensmitteln und machen diese mit Partnern in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel für alle Menschen zugänglich. Eine einfache Bewertung mit dem Eaternity Score hilft bei der Umstellung der Ernährung. Es braucht Haltung, dann auch den Schritt zu tun, in klarer Konsequenz das eigene Handeln danach auszurichten. In dem einen oder anderen Fall führt die Ernährungs­umstellung zu weniger Fleisch und Milch­produkten oder sogar zum kompletten Verzicht darauf; dieser wiederum kann dann zu Konflikten auf der interpersonellen Ebene führen. Auf diese müssen wir uns erst mal einlassen wollen.

In meinem Fall waren es das gemeinsame Weihnachtsessen mit der Grossfamilie, die spie­lerischen Dialoge mit meinem Sohn, warum es so wichtig ist, dass wir uns mit der Klimakrise auseinander­setzen, und die gemeinsamen Mo­mente mit meiner Partnerin und Mitgründerin von Eaternity. Bei Tisch, beim klimafreundlichen Schmaus, spriesst in mir die Hoffnung, dass wir über das Essen Türen öffnen können, um die weitgehende Nachhaltig­keits­transformation im Ganzen als Menschheits­familie auch tatsächlich zu schaffen – dass ich meinem Sohn in die Augen schauen kann, um ihm mit einem guten Gefühl von der Welt zu erzählen, die ich mir so sehr für ihn wünsche; und ihm eines Tages die Geschichte erzählen zu können, warum es so schwierig war, alle mit an Bord zu bekommen – aber wie wir es dann letztendlich doch geschafft haben.

Seit der Gründung setzt sich Manuel Klarmann begeistert für Eaternity ein, seit 2011 in der Rolle des Geschäftsführers. Im Lebensmittelpunkt steht bei ihm stets die Vision von Eaternity, klimafreundliches Essen zu etablieren. Klarmann hat einen Master of Science NSC von der ETH Zürich und studierte Mathematik und Neuroinformatik, ist stolzer Vater, isst gerne vegan und misst sich selbst an seinen Umwelterfolgen.

Text: Manuel Klarmann
Illustration: Valentin Berger

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