Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Warum ist Weiterbildung im Zeitalter der neuen Arbeitswelt wichtiger denn je, wie kann sie allen zugänglich gemacht werden,und weiteres im Gespräch mit Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien und Karin Huber-Heim, Executive Director des Circular Economy Forum Austria und wissenschaftliche Leiterin des Kompaktlehrgangs Circular Economy and Innovation (angeboten in Executive Education Center der FH, Anm).
Warum ist es gerade jetzt wichtiger denn je, sich weiterzubilden?
Huber-Heim (HH): Wir leben in einer Zeit des sehr dynamischen Wandels, ständigen Krisen und einer stetig steigenden Komplexität des gesellschaftlichen Rahmens. Deshalb ist es essentiell, dass wir neue Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln und diese auch in die Gesellschaft einbringen. Als Weiterbildungsinstitut sehen wir hier eine grosse Verantwortung bei uns. Wir erkennen, wie wichtig Weiterbildung heute ist, um Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Unsere Kernaufgabe ist es, Menschen mit notwendigen Kompetenzen auszustatten, damit sie in dieser sich schnell verändernden Arbeitswelt zurechtkommen.
Welche Massnahmen ergreifen Sie, um Bildungsangebote für verschiedene gesellschaftliche Gruppen, wie etwa Berufstätige, zugänglich zu machen?
Schiessl-Foggensteiner (SF): Auf der organisatorischen Seite, um die Kompatibilität zu ermöglichen, gestalten wir die Curricula so, dass die Lehrgänge für Berufstätige gut zu bewältigen sind. Und auch im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens haben wir viel weitergebracht. Es geht nicht darum, einfach alles online umzustellen, weil es für die Studierenden einfacher ist, sondern wir achten didaktisch sehr sorgfältig darauf, welche Kurse für welches Setting geeignet sind. Wir bieten Beratung für Menschen an, die sich für unsere Weiterbildungsangebote interessieren. Das heisst, wir arbeiten eng mit der Wiener ArbeitnehmerInnenförderung (WAFF, Anm.) und anderen Förderstellen zusammen.
Wie lassen sich grosse gesellschaftliche Themen wie Nachhaltigkeit in den Lehrplan einbinden?
(HH): Wir haben den grossen Vorteil, dass wir die erste Fachhochschule in Österreich waren, die einen berufsbegleitenden Universitätslehrgang für die Ausbildung im Nachhaltigkeitsmanagement angeboten hat. Das war ein grosses Experiment im Jahr 2008, damals war das noch kein Thema für alle anderen Fachhochschulen. Wir haben den Schritt gewagt und das Risiko eingegangen. Und es ist super gelaufen, die Teilnehmer*innenzahlen stiegen stetig an. Dabei ist es sehr wichtig, dass es nicht bei einer Ansammlung von passiven Informationen bleibt, sondern dass Nachhaltigkeit in die Organisation selbst, in den Lehrplan der anderen angebotenen Kurse integriert wird.
Welche Qualifikationen braucht es für die Berufe der Zukunft?
(SF): In vielen unserer heutigen Tätigkeiten geht es um die zwischenmenschliche Interaktion und um kreative Leistungen. Alles, was den Dienst am Einzelnen betrifft, wird weiterhin wichtig sein: Gesundheitsversorgung, psychologische Betreuung und Tätigkeiten, die das tägliche Leben älterer Menschen betreffen. Besonders in Westeuropa haben wir eine alternde Gesellschaft, was bedeutet, dass dort Menschen gebraucht werden. Es ist nichts, was man digitalisieren oder automatisieren kann. Das sind sicherlich Berufe, wo wir viel kreativer sein werden, was es dort alles braucht oder brauchen könnte, um den Menschen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Und dort, in denen Arbeit „entmenschlichend“ ist, wird es Digitalisierung geben, um Menschen zu befreien. Im akademischen Bereich werden und sollten die Fragen der Ethik und der Philosophie viel stärker in den Vordergrund rücken, denn all diese Fragen, wie etwa Algorithmen programmiert werden und was sie tun sollen, sind von zentraler Bedeutung.
(HH): Im Gegensatz zu den letzten, sagen wir einmal 50 Jahren, müssen wir lernen, agiler zu werden. Was wir heute als wichtig erachten, könnte plötzlich nicht mehr existieren. Wir müssen uns in immer kürzeren Abständen fragen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Dieselben Entscheidungen, die für uns immer hilfreich waren, könnten uns heute in die falsche Richtung führen. Der eigentliche Schlüssel zum Erfolg wird die Fähigkeit zur Anpassung sein.
Foto: Gianmaria Gava