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Es steht fest: Start-ups, die von Frauen geführt werden, generieren einen um 35 % höheren Return on Investment. Beim Venture-Capital-Fonds First Round Capital war die Performance von Start-ups mit weiblicher Führung sogar um 63 % besser. Gleichzeitig fliessen die Venture-Dollars noch viel zu wenig in Frauenteams – 2019 bekamen sie nur 8 % des investierten Geldes. Warum? Weil es den Venture-Capital-Teams (VC-Teams) an Diversität fehlt.
Frauen sind nach wie vor eine Ausnahme im Venture-Capital-Bereich. Zwar steigt der Anteil weiblicher Investoren langsam an – man trifft mehr Kolleginnen als noch vor 15 Jahren, als ich zum ersten Mal näher mit der Branche
in Kontakt kam. Schade nur, dass es sich nur allzu oft um Junior-Positionen handelt, in denen keine Investmententscheidungen getroffen werden. Der Anteil von Frauen, die es in Top-Positionen geschafft haben, liegt leider weltweit unter 10 %.
Natürlich gibt es mehrere Faktoren, die zu Investmententscheidungen beitragen. Dabei spielt eine bestimmte, nicht männerspezifische Verzerrung eine Rolle: der Selection Bias – zu Deutsch: Stichprobenverzerrung. Bei Venture-Capital-Investments in den frühen Phasen ist wesentlich, ob man dem Team eines Start-ups zutraut, ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen zu können. Die einfache Psychologie: Wenn wir uns selbst mit dem Gegenüber identifizieren, ist es einfacher, der Person zu vertrauen. Das Resultat: Wenn die Investmententscheidungen von weissen, männlichen Partnern mit gleicher Herkunft und ähnlichem sozialem Hintergrund getroffen werden, werden oft weisse, männliche Gründer präferiert.
Daria Saharova
...absolvierte ein Studium in Business Administration and Management an der Ludwig-Maximilians-Universität München und gründete 2011 den Verein Münchner Gründer, um die Start-up-Szene in der Stadt voranzutreiben. In 2019 hat sie die 1E9 Denkfabrik gegründet, um das deutsche Tech Ökosystem zu unterstützen. Daria wurde in März 2020 von dem Bundesverband Deutsche Startups als Beste Investorin ausgezeichnet.
Zusätzlich steht für mich fest, dass in der Zeit einer globalen Pandemie und der Verschärfung der Klimakatastrophe technologische Innovationen eine übergeordnete Rolle spielen. Umso mehr muss sichergestellt werden, dass das Kapital, das diese ermöglicht, in die besten Teams investiert wird. Die besten Teams sind heterogen. Dafür brauchen wir aber auch heterogene VC-Teams.
Oft wird übrigens argumentiert, dass die Ursache für den geringen Frauenanteil primär in der Erfahrung der Frauen liege. Die meisten VCs in Europa stammen aus dem Investmentbanking, teils aus der Unternehmensberatung oder waren selbst erfolgreiche Gründer – alles Branchen, die historisch männerdominiert sind. Das würde bedeuten, dass die Pipeline an weiblichen Partnern zu gering ist. Das stimmt jedoch nicht: Es gibt genug qualifizierte und erfahrene Frauen; neue Partner werden aber fast immer aus dem eigenen Netzwerk gesucht. Es ist eben eine Frage des Wollens. Warum etwas ändern, das doch bis dato so gut funktioniert hat?
Mein Appell: Diversität im VC sollte mehr durch Limited Partners – also Investoren von Venture-Capital-Fonds – gefordert und gefördert werden. Denn die Investoren, die auf gemischte VC-Teams setzen, werden bessere Renditen erzielen.
Gastkommentar: Daria Saharova
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.
Dieser Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 9–20 zum Thema „Women".