Warum die Finanzmärkte die einzige echte Kontrolle über Trump sind

Am 12. Dezember läutete Präsident Donald Trump die Eröffnungsglocke an der New Yorker Börse, stolz vor seinem Time-Cover „Person of the Year“ 2024.

Doch hinter diesem Triumph steht eine tiefergehende Frage: Wer hält Trump eigentlich in Schach? Mit einem Kongress, der nahezu alle seiner Wünsche erfüllt, und einer Justiz, die sich weitgehend seinen Zielen anpasst, sind die üblichen Kontrollmechanismen kaum noch wirksam. Was bleibt, ist die Finanzwelt.

„Trump ist der Präsident, der seine Erfolge mehr als jeder andere mit der Börse verknüpft hat“, sagt Jeremy Siegel, Professor an der Wharton School. Und genau das zeigt sich immer wieder, wenn Trump seine politischen Entscheidungen trifft. Ein Beispiel dafür war kürzlich seine Ankündigung, 25%-Zölle auf kanadische und mexikanische Waren zu erheben. Die Reaktion der Märkte war eindeutig: Der S&P 500 fiel um 1,6%, und der Nasdaq verlor 2,8%. Trump, der die Finanzmärkte im Blick hat, weiss genau, dass solche Schritte Konsequenzen haben.

Doch es sind nicht nur die Börsen, die Trump auf die Finger schauen. Auch der Anleihemarkt spielt eine entscheidende Rolle. Mit einer Staatsverschuldung von 36 Billionen US-Dollar könnte ein Missmanagement in diesem Bereich schwerwiegende Folgen haben. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: Die britische Premierministerin Liz Truss kündigte drastische Steuererleichterungen an und wollte die Verschuldung massiv erhöhen. Das Ergebnis: ein dramatischer Verlust an Vertrauen in den Markt und ihre schnelle politische Niederlage. Truss' Sturz ist ein warnendes Beispiel, und auch Trump muss sich der Tatsache stellen, dass der Markt in der Lage ist, eine Regierung in die Knie zu zwingen.

Trotz seiner politischen Macht und seiner Kontrolle über einen grossen Teil des Kongresses hat Trump keine vollständige Freiheit. Der Finanzmarkt bleibt ein unbestechlicher Beobachter und ein ernstzunehmender Einflussfaktor. Die Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen sind seit seinem Amtsantritt gesunken, doch das Problem der hohen Hypothekenzinsen und der Inflation bleibt bestehen.

Die wahre Bewährungsprobe für Trump wird kommen, wenn die Finanzmärkte auf eine Krise reagieren – etwa wie während der Finanzkrise 2008. Damals, als der US-Kongress sich weigerte, das Rettungsprogramm zu billigen, stürzten die Märkte ab und zwangen die Politiker zur Umkehr. In einer ähnlichen Krise wird Trump gezwungen sein, sich der Marktrealität zu stellen, wenn er an der Macht bleiben möchte.

Am Ende bleibt der Finanzmarkt der einzige echte „Wächter“ von Trump – und das wird sich wohl auch in seiner zweiten Amtszeit nicht ändern.

Text: Sergei Klebnikov und Matt Schifrin
Foto: Wikimedia Commons

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