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Conda hat sich als Plattform für Crowdinvestments einen Namen gemacht, doch in den letzten Jahren hat sich der Fokus verändert: Das Crowdinvesting-Geschäft mittels Nachrangdarlehen, das 2013 von Daniel Horak gegründet wurde, wird zugunsten von Wertpapierinvestments eingestellt. Dort soll Condas Zukunft liegen.
Als Daniel Horak im März 2013 die Plattform Conda Crowdinvesting gründete, mussten er und sein Team rund sechs Monate warten, bis das erste Projekt finanziert war. Volumen: 70.000 €. 2024 erreichte Conda insgesamt ein Finanzierungsvolumen von 73,3 Mio. €. Auch beim Geschäftsmodell hat sich einiges getan: Das Crowdinvesting-Geschäft mittels Nachrangdarlehen, das auf nationaler Ebene reguliert wird, lässt Conda bis Ende des Jahres auslaufen. Das meiste Geld bringt mittlerweile ohnehin das neuere Private-Market-Geschäft.
„Das Thema Finanzierung war für mich schon früh eine Herausforderung“, erzählt Daniel Horak über die Anfänge seiner unternehmerischen Laufbahn. Bereits mit 20 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen und stand (wie viele Gründer) vor dem Problem, an Kapital zu kommen. Sein späterer Co-Gründer Paul Pöltner arbeitete damals als Steuerberater und organisierte Beteiligungen für grosse Immobilienprojekte – allerdings nur für Investoren, die mindestens 100.000 € einbringen konnten. Die beiden beschlossen, diesen Ansatz umzudrehen und eine Plattform zu schaffen, die es auch Kleinanlegern ermöglicht, in Unternehmen zu investieren.
2013 starteten Horak und Pöltner Conda Crowdinvesting. Sie betraten damit Neuland im DACH-Raum: „Zum Zeitpunkt der Gründung waren wir sicher einer der Ersten europaweit“, erinnert sich Horak. „Es war rechtlich ein grosser Graubereich.“ Eine Herausforderung war zudem, die Idee in den Markt einzuführen. „Viele sagten: ‚Das braucht keiner, das wird nicht funktionieren. Die Österreicher sind nicht kapitalmarktaffin. Niemand wird anonym über eine Onlineplattform investieren‘“, so Horak.
Um Reichweite zu generieren, ging Conda eine Partnerschaft mit der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ ein. Während der Livesendung konnten Zuschauer direkt in die Unternehmen investieren, die dort vorgestellt wurden. Der Plan ging auf: Conda etablierte sich als führende Crowdinvesting-Plattform im deutschsprachigen Raum.
Die nächste Phase kam 2015/16 mit der Einführung des Alternativfinanzierungsgesetzes in Österreich und des Kleinanlegerschutzgesetzes in Deutschland. Die neuen Regulierungen brachten Legitimität und Wachstum. Dann kam mit der Einführung der European-Crowdfunding-Service-Provider-Lizenz (ECSP) vor zweieinhalb Jahren der nächste Sprung. Diese vereinheitlichte die Regulierung in Europa und öffnete Conda neue Türen. „Das neue Gesetz bietet die Möglichkeit, dass wir grössere Volumen finanzieren – bis zu fünf Mio. € je Unternehmen“, erklärt Horak. Ausserdem können Unternehmen wie Conda unter dem Gesetz eine breitere Anzahl an Finanzierungsinstrumenten anbieten.
Diese neuen Spielregeln führten im Herbst 2023 zur Gründung von Conda Capital Market, das eben europäisch reguliert und in Österreich durch die FMA beaufsichtigt ist. Anders als das Crowdinvesting konzentriert sich Capital Market auf KMUs und Scale-ups. Anleger können ausserdem ausschliesslich in Wertpapiere investieren. Die Transformation scheint zu funktionieren: „Wir werden dieses Jahr schon sicher 90 bis 95 % unseres Finanzierungsvolumens über diese Schiene fahren“, verrät Horak.
Die Zielgruppe hat sich mit der Neuausrichtung verändert. „Wir sehen, dass es vermehrt Investoren sind, die eine höhere Affinität für Kapitalmärkte haben. Das sind Manager, Unternehmer, Freiberufler, die im Schnitt 3.500 bis 4.000 € investieren“, beschreibt Horak die typischen Investoren auf Capital Market. Eine Marktstudie des Unternehmens zeigte: Besonders Menschen, die über 100.000 € im Jahr verdienen, wollen sich breiter diversifizieren und gezielt in nicht börsennotierte Unternehmen investieren. Die KMUs bieten Chancen auf höhere Renditen als bereits an der Börse gelistete Unternehmen; gleichzeitig bringen sie weniger Risiko mit sich als Start-ups. Investoren können besser recherchieren, was und wer hinter dem Unternehmen steckt, und wissen, worin sie ihr Geld stecken.
Auf der Unternehmensseite versteht sich Conda als Brückenbauer. „KMUs sind für die meisten Private-Equity-Fonds und Banken viel zu klein“, erklärt Horak. Hier setzt Conda an: Die Plattform finanziert Unternehmen mit Beträgen zwischen einer und fünf Mio. € – eine Grössenordnung, die für viele andere Kapitalgeber uninteressant ist.
Der Auswahlprozess ist streng. „Wir erhalten im Jahr 4.000 bis 5.000 Finanzierungsanfragen, finanzieren aber nur zwischen 50 und 70 Unternehmen“, so Horak. Knock-out-Kriterien sind klar definiert: Kein Geld für Bereiche wie die Rüstungsindustrie. Die Unternehmen müssen in der EU ansässig sein, ihr Geschäftsmodell und das Team dahinter werden von Conda durchleuchtet.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Märkten sind nach wie vor eine Herausforderung. „Die Plattformen, die in Grossbritannien gestartet sind, sind mittlerweile um das Zehn- bis 20-fache grösser, weil solche Finanzierungsformen in der DNA der dortigen Finanzmärkte viel stärker integriert sind“, erklärt Horak. Dort gebe es zudem steuerliche Vorteile für Investoren, die in diesem Bereich investieren. Im DACH-Raum fehlten solche Anreize, meint er.
Trotzdem bleibt er optimistisch: „Wir sehen, dass durch Bankenregulierung und multiple Krisen das Thema Eigenkapital und Mezzanin-Finanzierungen für KMUs relevanter wird.“ Sein Ziel: Mit Conda Capital Market in den nächsten Jahren ein jährliches Transaktionsvolumen von 500 Mio. € erreichen und so den digitalen Kapitalmarkt für den Mittelstand weiter demokratisieren. Die kleine Crowdinvesting-Plattform von 2013 ist längst erwachsen geworden.
Daniel Horak startete 2013 gemeinsam mit Paul Pöltner die Crowdinvesting-Plattform Conda. 2023 folgte die Gründung von Conda Capital Market, das sich auf Wertpapierinvestments für KMUs konzentriert. Horak studierte Wirtschaftsinformatik und Executive Management in Wien.
Foto: Conda Capital Market