USER GENERATED GAMING

Ein Computerspiel entwickeln ohne jegliche IT-Kenntnisse? Das ist dank Flurin Jenal nun für jeden möglich – sogar via Smartphone.

Schon mit elf Jahren entwick­elte Jenal Computerspiele; die Idee zu Struckd kam ihm nach seinem Game­design-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste. „Nach meinem Abschluss war ich zunächst etwas ratlos – im Studium wurde ich darauf getrimmt, immer mehr und mehr zu produzieren. Es gibt mittlerweile aber immer mehr Entwickler – zugleich ist die Erwartung der Nutzer, dass Apps kostenlos angeboten werden. Also musste ich meine Herangehensweise ändern und so kamen wir auf die Idee von Struckd“, ­erzählt Jenal. Der erste Impuls zur Seite kam dabei von Jenal, zusammen mit Silvan Bauser baute er das Unternehmen dann auf.

Seit 2016 auf dem Markt, hat das Unternehmen momentan vier Mitarbeiter, die ständig neue Bausteine für die Gaming-Plattform programmieren. Mittlerweile bieten sie 1.300 davon an – eine Grenze nach oben gibt es laut Jenal nicht, prin­zipiell seien unendlich viele Bau­steine möglich.

Der User muss diese Bausteine dann nur via Drag and Drop nach seinem Belieben zusammenfügen und kann so selbst sein Game erschaffen. Bereits 120.000 Games wurden durch die Community kreiert und können von anderen Usern jederzeit gespielt werden – derzeit sind über 200.000 Nutzer auf der Plattform aktiv. Dabei gibt Struckd noch nicht einmal Geld für Marketing aus, die ­Community wächst also vollständig organisch. Finanziert wurde das Unternehmen von Beginn an durch das Accelerator-Programm Swiss Startup Factory, das dem Start-up weitere Seed-Investoren eingebracht hat.

Möglichkeiten, mit der Plattform zukünftig Umsatz zu generieren, gibt es viele. „Über sogenannte In-App-Purchases (Gegenstände oder Punkte, die ein Spieler zur Verwendung in einem Game kaufen kann, um einen Charakter zu verbessern oder das Spielerlebnis zu verbessern, Anm.) kann der Spieler für seine Figur sogenannte Skins kaufen, sie also in Szene setzen“, sagt Jenal.  Zusätzlich denkt er über Product Placement nach, möchte jedoch keine Bannerwerbung wie bei YouTube einsetzen. Generell sei es natürlich schwieriger, Werbung innerhalb des Contents einzupflegen; bei Gaming funktioniere dies aber ganz gut, erzählt er. So hat Struckd bereits mit Audi einen Deal: So können User innerhalb des Spiels mit einem Audi fahren.

Zunächst einmal ­fokussiere sich Struckd jedoch auf die Community, um die Plattform an sich zu etablieren, so Jenal. Inzwischen schmiedet er auch schon eifrig weitere Pläne. Denn sein nächstes Gaming-Projekt steht bereits in den Startlöchern – um die Spannung hoch zu halten, verrät er aber nur, dass es etwas in Richtung E-Sports sein wird. Wenn Jenal seiner Linie treu bleibt, sollte auch das eine echte Überraschung im Gaming-­Bereich werden.

Flurin Jenal ist Mitglied der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Flurin Jenal lesen.

Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Unter 30“ erschienen.

Andrea Gläsemann,
Leitende Redakteurin

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