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Monika Sprüth und Philomene Magers gelten als Vorreiterinnen ihrer Zeit. Mit Sprüth Magers haben die beiden eine der bedeutendsten Galerien der Welt geschaffen.
Der Treffpunkt wirkt fast wie ein Geheimtipp. Denn in Berlin-Mitte, direkt am Monbijoupark gelegen, wirkt das Gebäude von aussen nicht besonders auffällig. Als wir eintreffen, wird gerade eine neue Ausstellung vorbereitet – an den Wänden hängen bereits die ersten Kunstwerke. Die beiden Galeristinnen, Monika Sprüth und Philomene Magers, sind im Erdgeschoss jedoch nicht anzutreffen. Sie halten sich in der ersten Etage auf – dort, wo sich der Charme der Galerie so richtig entfaltet: eine ganze Wand voll mit raumhohen Bücherregalen neben grossen Kunstwerken; davor zwei Couches.
Die Inhaberinnen der Galerie Sprüth Magers sind aber alles andere als ein Geheimtipp, denn mit ihren Galerien in Berlin, London und Los Angeles sind die beiden weltweit bekannt. Laut eigenen Angaben (und nach Aussage des Kunstmagazins Art Berlin) zählt Sprüth Magers zu den bedeutendsten Galerien der Welt. „Wir vertreten sehr viele anerkannte Künstler. Wir sind dabei zwar eher etwas europa- und amerikazentriert und noch etwas schwach auf der asiatischen Brust, haben aber zumindest das Bewusstsein dafür, was wir uns noch anschauen müssen“, sagt Magers. Sprüth ergänzt: „Viele der Künstler mit denen wir seit den 80er-Jahren arbeiten, zählen mittlerweile zu den einflussreichsten der Welt. Diese Karrieren haben wir von Anfang an begleitet.“
Mir war wichtig, dass wir uns als selbstbewusste, innovative Frauen repräsentierten.
Die Kunstwerke, die bei Sprüth Magers an Mann und Frau gebracht werden, können schon mal achtstellige Summen einspielen. Zu besagten Künstlern gehören unter anderem John Baldessari, ein bedeutender Vertreter der Konzeptkunst, oder die chinesische Künstlerin Cao Fei. „Sie (Cao Fei, Anm.) ist unsere neueste Entdeckung und ein gutes Beispiel für unsere Auswahlkriterien: Sie setzt sich subtil mit der politischen Situation in ihrem Land und auf der Welt auseinander, schafft dies aber auf eine gleichzeitig sehr formale wie auch inhaltlich interessante Art und Weise“, erklärt Magers. Diese sorgfältige Auswahl – bei der sie sich selten uneins seien, wie Sprüth anmerkt –, die Nähe zu ihren Künstlern sowie der eher traditionelle Ansatz einer Programmgalerie (Betreuung, Organisation, Vermarktung sowie Präsentation von Künstlern und ihren Werken) sind die Faktoren, die Sprüth Magers besonders machen.
Eine Galerie zu gründen stand für beide Frauen vor Beginn ihrer Karriere eigentlich gar nicht zur Debatte. Magers war Kunsthistorikerin, Sprüth jahrelang als Architektin und Stadtplanerin im Ruhrgebiet tätig. Den ersten Schritt wagte Sprüth, als sie 1983 in Köln ihre erste Kunstgalerie eröffnete. Zu der Zeit zählte Köln neben New York zu den wichtigsten Zentren für Kunst. Die Rheinmetropole konnte ihre einstige Stellung jedoch nicht in gleicher Art und Weise beibehalten, sodass Sprüth Magers mittlerweile nur mehr ein Büro in Köln besitzt – sowie eines in Hongkong.
Bis Sprüth und Magers zusammenfanden, verging jedoch einige Zeit, obwohl sie sich schon lange vorher gekannt hatten: „Meine Mutter war auch Galeristin gewesen und kannte Monika. Ich habe sie zum ersten Mal bei einer Ausstellung getroffen“, sagt Magers. Sie eröffnete ihre erste Galerie 1991 in Köln, nachdem ihre Mutter gestorben war. Das war sechs Jahre nachdem Sprüth ihr erstes Magazin namens Eau de Cologne veröffentlicht hatte, in dem zeitgenössische deutsche und amerikanische Künstlerinnen, Kuratorinnen, Galeristinnen und Frauen, die in der Kultur tätig waren, porträtiert wurden. Auch in Sprüths Galerie waren bereits viele weibliche Künstlerinnen vertreten. Die erste von ihnen war Rosemarie Trockel, die vor allem durch ihre Strickbilder bekannt wurde; Fotokünstlerin Cindy Sherman oder die Konzeptkünstlerin Barbara Kruger folgten.
„Eine Galerie zu eröffnen und auch weibliche Künstlerinnen auszustellen war wichtig – unter anderem, um der Männerriege in Köln zu zeigen, dass interessante – oder gar die interessantesten – Werke von Künstlerinnen kommen“, sagt Sprüth. „Mir war wichtig, dass wir uns als selbstbewusste, innovative Frauen repräsentierten – und nicht immer nur über fehlende Gleichberechtigung zu jammern. Es war wichtig, aktiv zu sein.“ 1998 fusionierten die beiden Kunstkennerinnen schliesslich zu Sprüth Magers. Dass sich die beiden bereits lange kennen, wird jedoch nicht erst durch die Inhalte des Gesprächs ersichtlich: In vertrauter Art sind sie bereits während des Fotoshootings im Gespräch vertieft; von der Kamera lassen sie sich dabei kaum beirren.
Text: Andrea Gläsemann
Fotos: Tina Gauff, Joshua White, Voytek Ketz, Robert Wedemeyer
Der Artikel ist in unserer September-Ausgabe 2019 „Women“ erschienen.