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Im Februar dieses Jahres haben die österreichische Apex Ventures und die britische Amadeus Capital Partners den Amadeus Apex Technology Fund aufgelegt, der Deeptech-Start-ups in der Frühphase unterstützen wird. Das Startkapital beträgt 28 Mio. €, das Zielvolumen liegt bei 80 Mio. €. Im Interview mit Andreas Riegler und Wolfgang Neubert von Apex Ventures, Hermann Hauser von Amadeus Capital Partners und Alexander Glätzle von Planqc haben wir die Deeptech-Landschaft in der DACH-Region aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.
Im Jahr 2022 nahmen europäische Deeptech-Unternehmen laut European Deep Tech Report 2023 insgesamt 17,7 Mrd. US-$ auf; im Februar 2023 haben sich Amadeus Capital Partners und Apex Ventures mit dem 80 Mio. € schweren Amadeus Apex Technology Fund zusammengetan, um auf der europäischen Deeptech-Welle zu surfen. Ihr Augenmerk: Unternehmen in der Frühphase, die an Lösungen für die dringendsten Herausforderungen der Welt arbeiten, darunter Klimawandel, Medizin und Weltraumforschung.
„Zum ersten Mal in der Geschichte bietet europäisches Risikokapital höhere Renditen als US-amerikanisches“, sagt Hermann Hauser. Der Grund? Die Bildungsqualität. Hauser, der aufgrund seiner Historie als Gründer und Investor zu den klingendsten Namen der Techszene in Europa zählt, sieht die Qualität europäischer Universitäten mit jener der amerikanischen Institutionen vergleichbar; das heisst, in Europa konkurrieren weniger Investoren um hochwertigere Unternehmen – denn der US-Markt ist teilweise überfischt, das wachsende europäische Ökosystem bietet laut Hauser attraktivere Renditen.
Um die Hierarchie des Deeptech-Risikokapitals zu veranschaulichen, zeichnet Hauser im Gespräch mit seinen Händen eine imaginäre Leiter, auf der die USA mit dem Silicon Valley an der Spitze stehen, darunter Grossbritannien und dann Österreich: „In vielen Deeptech-Berichten ist die Reihenfolge immer noch dieselbe“, sagt er. „Aber das sehr steile Gefälle, das wir in der Vergangenheit hatten, ist viel flacher geworden.“
Obwohl Grossbritannien in Bezug auf die Kultur und die Verfügbarkeit von Risikokapital viel näher an der Arbeitsweise des Silicon Valley sei, kann Europa diese Lücke schliessen. „Schauen Sie sich an, wie sich insbesondere München, wo Planqc (Quantencomputing-Start-up, Anm.) angesiedelt ist, zu einem der Deeptech-Zentren in Europa entwickelt hat“, sagt Hauser. „Für mich ist es sehr befriedigend, zu sehen, dass dieser Kulturwandel, den ich vor etwa 20 Jahren in Cambridge erlebt habe und der eine lange Zeit brauchte, um ganz Europa zu erreichen, nun stattgefunden hat.“
Neben der Qualität der Bildung ist ein weiterer Grund dafür, dass Europa seinen Rückstand zumindest teilweise aufholen konnte, eine effiziente Mittelverwendung. „Unternehmer und Wissenschaftler in Europa sind nicht in einer Welt aufgewachsen, in der sie in Geld schwimmen, wie es in der amerikanischen Start-up-Szene oft der Fall ist“, so Wolfgang Neubert, Partner bei Apex Ventures. Die Investitionsmittel in Europa in diesem Bereich sind viel knapper, was bedeutet, dass die Mittel äusserst effizient zugewiesen und investiert werden. „Es ist beeindruckend, zu sehen, was Teams wie Planqc mit nur einem kleinen Teil des Budgets im Vergleich zu US-Teams entwickelt haben, und sie erreichen trotzdem das gleiche Niveau“, so Neubert. Genau diese Entwicklungen soll auch der Amadeus Apex Technology Fund nutzen: Insgesamt 80 Mio. € soll der Deeptech-Fonds umfassen, der sich Unternehmen in der DACH-Region widmen wird. „Risikokapital ist nicht neu in der DACH-Region, aber wir haben festgestellt, dass es einen echten Mangel an Wissen über Deeptech-Investitionen gibt“, sagt Andreas Riegler, ebenfalls Partner bei Apex Ventures.
Die Antwort auf die Frage, warum die erwähnte Lücke in der Deeptech-Finanzierung überhaupt entstanden ist, geben alle Interviewten quasi gemeinsam: „Weil es schwierig ist.“ Aber warum? Kurz gesagt: Deeptech-Investitionen erfordern Fachwissen. Die Bewertung eines Geschäftsplans alleine reicht nicht aus, man muss die dahinterstehende Wissenschaft, sei es Chemie oder Physik, bewerten und daraus ein Geschäftskonzept ableiten können. „Deeptech-Investitionen sind substanzielle Investitionen“, so Neubert, „man investiert also in die Substanz, in einzigartige Köpfe, in Patente, in Labors, in Testgeräte et cetera.“
Planqc, das deutsche Quantencomputer-Start-up, das Forbes bereits im September 2022 interviewte, ist das erste Start-up des Munich Quantum Valley und ein Spin-off des renommierten Max-Planck-Instituts für Quantenoptik. In den Augen der drei Investoren
ist Planqc ein leuchtendes Beispiel für die Möglichkeiten, die sich in der DACH-Region mit ihren gut ausgebildeten Wissenschaftlern bieten. Alexander Glätzle, CEO von Planqc, sieht den wahren Beitrag von Deeptech-Investitionen nicht im Geld, sondern im fundierten Verständnis der Wissenschaft hinter den Produkten. „Für uns war es wichtig, Investoren zu finden, die mehr bieten als nur Geld; solche, die die Herausforderungen beim Bau von Hardware verstehen, die ein realistisches Verständnis und eine vernünftige Erwartungshaltung haben, was mit Quantencomputern in den nächsten drei Jahren erreicht werden kann oder wird“, sagt Glätzle. Genau das sei bei Apex Ventures und Amadeus Capital Partners der Fall: „Wir passen perfekt zusammen“, meint der Planqc-Gründer und hebt besonders die Zusammenarbeit mit Hermann Hauser hervor: „Hermann weiss wie kein anderer, wie man erstklassige Wissenschaft von der Universität in bahnbrechende neue Produkte umwandelt, und genau da sind wir im Moment.“
Hauser, der einen Master-Abschluss in Physik von der Universität Wien und einen Doktortitel in Physik von der Universität Cambridge hat, war dabei, als die ersten kommerziellen Computer aufkamen. Das von ihm mitbegründete Unternehmen Acorn Computers entwickelte und baute den BBC Micro, einen Acht-Bit-Heimcomputer, der 1981 auf den Markt kam. Über diese aktuelle Welle der Computertechnologie sagt Hauser: „Quantencomputing ist wahrscheinlich eine Technologie, die nur einmal in einem Jahrzehnt zum Einsatz kommt, und stellt zusammen mit Chat GPT eine sehr grundlegende Revolution dar.“
Aber selbst wissenschaftliches Fachwissen und Erfahrung mit Risikokapital scheinen nicht auszureichen, um die Früchte dieser Revolutionen zu ernten – auch ein langer Atem ist nötig. Die Renditen von Investitionen dieser Art werden nämlich nicht schnell erzielt, doch sie könnten beträchtlich sein, wenn man Geduld beweise, so Neubert.
So schön das alles auch klingt: Es gab schon bessere Zeiten, um Fonds aufzulegen und Start-ups zu finanzieren. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) zeigte, wie schnell der Markt in Unsicherheit geraten kann. „Es war ein Schock für das System, weil viele unserer Portfoliounternehmen in Europa und auch in den USA mit der SVB zusammenarbeiteten“, sagt Hauser. „Die Venture-Community hat sich die Haare gerauft. Zum Glück wurde der europäische Teil der SVB von der HSBC übernommen und der amerikanische Teil von der US-Regierung gerettet.“
Doch auch andere, viel grundlegendere Herausforderungen als der SVB-Kollaps sind zu lösen, etwa der Abschwung auf dem Markt und das Austrocknen der Risikokapitalquellen. „Das war dramatisch. Wir hatten vor über einem Jahr eine wunderbare Zeit, in der es sehr einfach war, Geld zu beschaffen und Investitionen zu tätigen. Jetzt ist es schwieriger geworden“, sagt der Investor. Das sei aber kein neues Problem: „Ich habe in meinem Leben schon vier solche Zyklen erlebt. Es wird ein paar Monate, vielleicht ein oder zwei Jahre dauern, in denen es schwierig ist, aber dann kommt der Aufschwung. Das ist also fast normal.“
Gegen Ende unseres Gesprächs erwähnt Hauser zudem, dass in Abschwungphasen oft versteckte Chancen liegen, die es zu nutzen gilt. „Es gibt ein eindeutiges Ergebnis, dass Risikofonds und Unternehmen, die in Rezessionszeiten gegründet werden, erfolgreicher sind als solche, die in einer Boomphase gegründet wurden. „Der Grund ist ganz einfach: Risikofonds erhalten bessere Angebote, weil die Bewertungen niedriger sind und man bessere Renditen erzielt. Und die Unternehmen sind erfolgreicher, weil gute Leute aus grossen Unternehmen verfügbar werden.“ Mit Blick auf die Zukunft von Deeptech in Europa vertritt Riegler eine ähnliche Meinung: „Was ich definitiv bemerkt habe, ist, dass Deeptech früher eine Nische war – das hat sich drastisch geändert.“
Apex Ventures wurde 2016 gegründet und ist eine Early-Stage-Venture-Capital-Firma mit Sitz in Wien, die in Start-ups mit einzigartiger und schützbarer Technologie investiert. Amadeus Capital Partners ist eine 1997 von Anne Glover und Hermann Hauser gegründete Risikokapitalgesellschaft, die in Hochtechnologieunternehmen in Europa investiert.
Illustration und Infografik: Valentin Berger