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Harald Trautsch ist durch und durch Unternehmer: Mit Dolphin Technologies revolutioniert er seit mehreren Jahren die Versicherungsbranche, mit seiner Agentur Blue Monkeys baut er Plattformen und digitale Prototypen und seine Freizeit verbringt er in einem Crossfit-Studio, das er selbst eröffnet hat. Doch wie will der Wiener sein Tun auf die nächste Stufe heben – und was ist der rote Faden dabei?
Wer Harald Trautschs Linkedin-Profil besucht, findet zwei Worte immer wieder: „Founder“ und „CEO“. Fünf Unternehmen hat er insgesamt (mit-)gegründet, drei leitet er heute noch als CEO. Das Portfolio ist breit und reicht vom Insurtech-Unternehmen Dolphin Technologies über die Digitalagentur Blue Monkeys bis hin zu einem Crossfit-Studio, das der Unternehmer in Wien eröffnet hat – da stellt sich die Frage, was der rote Faden im Tun des Wieners ist. „Ich will essenzielle Probleme im Leben von Menschen lösen – und das idealerweise mithilfe von Technologie. Wie schaffen wir es, dass wir weniger Autounfälle haben? Wie bringe ich Menschen zum Sport? Wie vereinfachen wir die Buchhaltung für Unternehmen?“, so Trautsch.
Dabei ist er trotz aller Gründungen im Kern nicht nur Unternehmer, wie er sagt, sondern vor allem ein Tüftler, der Spass an Herausforderungen findet. „Ich habe schon als Kind gerne experimentiert und Dinge gebaut. Und was man gerne macht, macht man oft – und was man oft macht, macht man gut. Wenn dann noch ein bisschen Talent dazukommt, ist es ideal“, sagt Trautsch. Am intensivsten beschäftigt sich der Unternehmer mit Dolphin Technologies: Das Insurtech, dessen Vorläufer Trautsch bereits Mitte der 90er-Jahre startete, nutzt Telematiklösungen, um die Versicherungsbranche zu revolutionieren. Aktuell passiert das vor allem im Strassenverkehr, wo Nutzer relevante Informationen bekommen – basierend etwa auf ihrem Standort, dem Wetter oder ihrem Verhalten –, um ihre Fahrsicherheit zu erhöhen. Dabei gilt es, eine gesamte Branche umzukrempeln: „Versicherungen versprechen heute, einen entstandenen Schaden zu bezahlen. Mit unserer Technologie können sie jedoch ihren Kunden dabei helfen, Risiken zu vermeiden. Das passiert über die Belohnung von positivem Fahrverhalten – etwa dem Handyverzicht am Steuer – oder etwa die Information für Kurzfahrer, dass 25 % der Unfälle in den ersten drei Fahrminuten passieren. Hier müssen wir einfach das Mindset der Versicherer verändern“, so Trautsch.
Und Dolphin Technologies ist es auch, was ihn die nächsten Jahre beschäftigen wird. Das Unternehmen erwirtschaftete mit seinen rund 35 Mitarbeitern und 500.000 Nutzern zuletzt 6,5 Millionen € Umsatz. Trautsch: „Wir sind sehr gut darin, Verhalten aus Bewegung abzuleiten. Und das hat viel mehr Anwendungsfälle als nur im Auto.“ Dabei nimmt Trautsch nicht nur eine europäische, sondern eine internationale Perspektive ein: „Heute sind wir hauptsächlich in der DACH-Region sowie in Zentral- und Osteuropa tätig. Wir haben unser Produkt aber so gebaut, dass es auch in den USA oder asiatischen Märkten sehr viel Aufmerksamkeit generieren könnte.“ Nicht zuletzt setzt Trautsch bei der Skalierung und internationalen Expansion seines Unternehmens auch auf Kompetenzen, die er während seines MBA-Studiums an der WU Executive Academy erworben hat: „Ein internationales Team leiten oder die Organisation weiterentwickeln – dieses Wissen habe ich ganz stark meiner Zeit an der WU zu verdanken“, erzählt Trautsch.
Harald Trautsch
...gründete im Alter von 21 Jahren sein erstes Unternehmen. Seit 2001 ist er Gründer und CEO von Dolphin Technologies, einem Insurtech-Unternehmen in Wien. Zudem hat er die Agentur Blue Monkeys und ein Crossfit-Studio in Wien gegründet und die Buchhaltungssoftware Everbill auf den Markt gebracht.
Der Versicherungsmarkt war lange Zeit nicht gerade für seine Innovationskraft bekannt. Erst seit wenigen Jahren hat sich mit dem Aufkommen des Schlagworts „Insurtech“ die Geschwindigkeit im Markt erhöht: Technologische Lösungen erweitern heute bestehende Systeme oder greifen die Angebote etablierter Player an, und die Kunden werden anspruchsvoller, was digitale Produkte angeht. Wie viel Potenzial der Markt bietet, zeigen Autoversicherungen: 2016 (aktuellste Zahlen, Anm.) betrugen die Umsätze auf Europas Kfz-Versicherungsmarkt rund 135 Milliarden €. Davon wurden jedoch 103,5 Milliarden € wegen Versicherungsansprüchen wieder an die Kunden zurückgezahlt. Somit zahlen die Versicherer rund 76 % ihrer Einnahmen wieder an die Kunden zurück.
Unter anderem deshalb – aber auch, um die Sicherheit aller Beteiligten zu erhöhen – versucht Dolphin Technologies, das Risiko von Autounfällen zu reduzieren. Das Motto, das Trautsch ausgibt, ist so simpel in der Ansage, wie es komplex in der Umsetzung ist: „Sicherheit muss für alle zugänglich sein.“ Die Produkte, die Dolphin Technologies entweder den Kunden oder den Versicherern anbietet, reichen von Smartphone-Apps über eine Internet-of-Things-Plattform hin zur „Telematik-Box“. Allesamt ermöglichen sie genaueres Risikoscoring und Unfallmeldungen in Echtzeit, geben den Versicherern aber auch die Möglichkeit, ihren Kunden relevante Angebote zum richtigen Zeitpunkt und Standort anzubieten. „Wenn ein Versicherer merkt, dass ein Kunde sich eine gewisse Zeit lang am Flughafen aufhält“, erklärt Trautsch, „könnte dieser Nutzer automatisch ein Angebot für eine Reiseversicherung erhalten. Dieses Angebot erreicht ihn dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort – und ist ergo relevant für ihn.“ Was einfach klingt, ist in der Umsetzung hochkomplex. Trautsch: „Wir arbeiten damit an der Schnittstelle von IT, Mobilfunk, Data Science, Verhaltensökonomik und Marketing.“
Für die Zukunft sieht Trautsch vor allem Cloudlösungen als richtungsweisend. Das mittelfristige Ziel ist, die Zahl aktiver Nutzer auf eine Million zu verdoppeln. Zudem soll der von Dolphin Technologies entwickelte Softwarekern auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. „Es gibt zahlreiche Unternehmen, die an Lösungen zu Bewegung und dem Mode of Transportation Interesse haben“, so Trautsch. Jedenfalls steht Wachstum bevor – sowohl auf der Nutzer- als auch auf der Umsatzseite. „Wir haben unsere Produkte so optimiert, dass das leicht möglich ist“, sagt Trautsch.
DOLPHIN TECHNOLOGIES IN ZAHLEN
(Quelle: Unternehmensangaben)
Unternehmertum wurde Harald Trautsch nur bedingt in die Wiege gelegt. Der Vater war zwar selbstständig, das Tüfteln an Ideen und das Suchen von Lösungen für Probleme brachte sich der Wiener jedoch selbst bei. „Ich habe schon immer versucht, Dinge zu bauen, von denen ich dachte, dass ich sie gut gebrauchen kann. Mich kann man mit monotonen Aufgaben verjagen – wenn etwas aber spannend ist und bleibt, kann ich mich ewig damit beschäftigen“, schildert Trautsch.
Die klassische Corporate-Karriere war also nie eine ernsthafte Option für ihn. Bereits früh fing Trautsch an, Videospiele aus den USA zu importieren und in Österreich – inklusive eigenhändig übersetzter Spielanleitung – zu verkaufen. Mitte der 90er-Jahre fing er als Einzelunternehmer an, Produkte rund um das Auto ins Auge zu fassen. Trautsch: „Ich habe damals eine Lösung gebaut, mit der man seine Standheizung über das Telefon fernsteuern konnte.“ Telematikangebote mit Sicherheitsfunktionen wie Diebstahlortung oder Unfallmeldung folgten. Der Erfolg machte die Unternehmensstruktur jedoch schon bald zu risikoreich: „Ich habe als Einzelunternehmer mit Mitte 20 Produkte geliefert, die bei Mercedes in Serie gingen“ – deswegen wurde 2001 dann Dolphin Technologies gegründet.
Doch das Geschäft war auch nach der Unternehmensgründung äusserst kapitalintensiv, viele Projekte liessen sich erst nach zwei oder mehr Jahren refinanzieren. „Wir haben dann 2007 einen Partner an Bord geholt“, so Trautsch. Octo Telematics, ein italienischer Anbieter von Telematik- und Internet-of-Things-Lösungen, schien perfekt und stieg bei Dolphin Technologies ein.
Vier Jahre lang erlebte Trautsch die Atmosphäre eines Grosskonzerns. In dieser Zeit merkte er auch, dass ihm dafür gewisse Kenntnisse fehlten – weshalb er sich nach einem passenden MBA-Programm umschaute. Er wurde an der WU Executive Academy fündig: „Damals stand ein Börsengang mit mir als CEO von Octo Telematics im Raum, dafür wollte ich optimal vorbereitet sein. Bei meiner Suche nach passenden MBA-Programmen im In- und Ausland bin ich letztendlich an der WU fündig geworden. Insbesondere der internationale Fokus mit mehreren Auslandsaufenthalten hat mich überzeugt.“
Wir arbeiten an der Schnittstelle von IT, Mobilfunk, Data Science, Verhaltensökonomik und Marketing.
Nach Abschluss des Studiums verliess Trautsch jedoch das italienische Unternehmen und nahm ein Sabbatical. Dafür ging er neun Monate ins Silicon Valley und gründete Everbill, das eine Software für die Unternehmensverwaltung in der Cloud anbietet. 2013 kehrte er zurück und übernahm im Rahmen eines Management-Buy-outs wieder die aktive Führung bei Dolphin Technologies.
Die Coronakrise schadete dem Unternehmen nicht, im Gegenteil. Vielleicht überlegte sich Trautsch auch deshalb, wie er anderen helfen könnte. Als Gründungsmitglied des Vereins Novid 20 entwickelte ein von ihm geleitetes Team in wenigen Wochen eine Contact-Tracing-App als Open-Source-Applikation. „Das war eine wahnsinnig intensive Zeit“, so Trautsch, „meine Arbeitstage dauerten in dieser Phase oft 20 Stunden.“
Zwei Monate lang arbeitete Trautsch mit den anderen Freiwilligen pro bono – und auch hier kam ihm seine Ausbildung an der WU zugute: „Die meisten aus dem Entwicklerteam habe ich nicht gekannt und während des gesamten Lockdowns auch nie persönlich getroffen. Doch es hat grossartig funktioniert.“ Die Anwendung wurde nicht nur fertiggestellt, sondern ist heute etwa in Georgien im Einsatz, um bei der Bekämpfung der Pandemie zu helfen.
Auf sein grosses Ziel angesprochen lächelt Trautsch: „Ich mag die Frage – aber das ist ein bisschen so, wie wenn ein kleiner Bub Fussballer werden und die Champions League gewinnen will: Was macht er dann, wenn er dieses Ziel mit Ende 20 erreicht hat? Hört er dann auf, Fussball zu spielen? Ziemlich sicher macht er weiter, weil er Fussball liebt – und ich habe eben auch Spass an meinem Spiel.“
Text: Klaus Fiala
Fotos: Jakob Polacsek
Dieses Advertorial erschien in unserer November/Dezember-Ausgabe 2020 „Security“.