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It’s a wrap! Das war der Women’s Summit 2024.
Der Andrang auf die Tickets im Vorfeld des diesjährigen Forbes Women’s Summit im Park Hyatt Vienna war bereits gross – mehr als 1.000 Anmeldungen gingen bis zuletzt ein, nur 250 Teilnehmerinnen bekamen letztlich Einlass zum Event.
Die Stimmung war gut – und von Start-up-Günderinnen, über die Med-Tech-Forscherin, der CEO bis hin zur Familienuntenehmerin und der Social-Media-Sensation war das Spektrum der Teilnehmerinnen und der Podiumsgäste vielseitig. Der inhaltliche Tenor, wie Vielfalt in Organisationen profitabel eingebracht und gemanagt werden kann, und welche Anforderungen das an das Leadership stellt, zog sich von Anfang bis zum Ende des Events durch. Klar war: Vielfalt als Selbstzweck ist fair, wenn Unternehmen damit aber auch ihre Profite steigern können, umso besser.
Eröffnet wurde der Summit mit einer Keynote von Christina Lutter, Dekanin der Fakultät für Historisch-Kulturwissenschaftliche Studien und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die über die Geschichte der Kammerfrau Helene Kottanerin berichtete. Eine im Mittelalter angesiedelte Begebenheit zum Thema Macht, politische Strategien und Female Leadership, die das Publikum auch mit der Aktualität und modernen Darstellung dieser Themen überraschte.
Überhaupt zog sich ein gewisses „Hands-On“ durch den Tag. Nina Smidt, CEO der mit 390 Mio. € dotierten Siemens Stiftung, sieht das Erfolgsrezept in einer guten Balance zwischen Think Tank und Do Tank: „Irgendwann möchte man Aktionen setzen, man möchte tun und umsetzen, auch auf die Gefahr hin, dass ein Projekt mal nicht so gut läuft“, sagt sie. Smidt diskutierte mit Tina Deutsch, der Gründerin der Beratungsplattform Klaiton und der NGO Kontext – Institut für Klimafragen. Deutsch sagte mit Blick auf die Klimakrise: „Wir wollen nicht nur reden. Wir wollen möglichst viele Akteure dazu anregen, etwas zu tun.“ Im Saal herrschte kein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, sondern eines von Dringlichkeit.
Tun und viel reden ist wiederum das Erfolgsrezept der Content Creatorin und Musikerin Naomi Jon. Auf der Bühne erklärte sie, wie sie mit Youtube-Videos angefangen und ihren Content stets ausgeweitet hat. „Als ich meinen ersten Paycheck von Youtube bekommen habe, habe ich viel davon für Sephora-Produkte in den USA ausgegeben. Ich war überrascht, dass ich aus meinem Hobby Youtube einen Profit gemacht habe“, so die Content Creatorin.
Nach einer ersten Pause, startete Elena Roch in die nächste Etappe des Events. Die Ultracyclerin war noch zwei Tage zuvor in den USA gewesen, wo sie die Weltmeisterschaft im 24-Stunden-Zeitfahren gewonnen hat. Einem gespannten – und leicht ungläubigen – Publikum erzählte sie, wie sie die mentale Kraft und Motivation findet, täglich ihren Sport und ihren Job im Marketing und Projektmanagement zu kombinieren. „An manchen Tagen mache ich nur ein kurzes Workout, so ein bis drei Stunden“, sagte die 31-Jährige. Kein Witz, aber das Publikum musste lachen. Sie denke nicht, zur Profisportlerin zu werden und wolle das Ultracycling weiterhin neben ihrem Job, den sie sehr mag, betreiben. Über ein paar Sponsoren würde sie sich aber freuen, sagt sie.
Danach ging es juristisch zur Sache. Magdalena Nitsche von Dorda Rechtsanwälte und die Insolvenzverwalterin der Signa Development, Andrea Fruhstorfer (Ecolaw), zeigten zunächst die Grösse der Causa Signa auf. Über 1.000 Gesellschaften sind direkt von der Pleite des einstigen Immobilienimperiums betroffen, in der es um Milliarden geht. Als Frauen in einer männerdominierten Branche haben es die beiden Juristinnen in den Verhandlungen nicht immer leicht und dennoch müssen Situationen wie diese mit einem gewissen Selbstverständnis gemeistert werden: Über das erste Treffen der Insolvenzverwalter der grossen Signa-Unternehmen – die gewissermassen im selben Boot sitzen, aber jeweils die Interessen ihrer Mandanten vertreten müssen – erzählte Fruhstorfer: „Ich bin in den Raum gekommen – als einzige Frau und als die jüngste. Ich musste mich gegenüber den anderen Insolvenzverwaltern nicht positionieren, um Stärke zu zeigen.“
Nach der Diskussion teilte sich das Publikum in vier Break-out-Sessions auf. Marcel Deveny leitete die Session „Closing the Pay Gap“ und gab seiner Gruppe Tipps für die nächste Gehaltsverhandlung. WU Executive MBA Alumna und Amazing Next-Gründerin Katarina Stanisavljevic arbeitete mit ihren Teilnehmerinnen persönliche Zukunftsvisionen aus. In „Mental Strength“ teilte Elena Roch einige ihrer Geheimnisse, wie jeder und jede auch unter Druck performen kann. Die Content Creatorin Nina Himmelreich und Nina Lucki der Social-Marketing-Agentur influence.vision brachten ihren Teilnehmerinnen die Kunst näher, mit Content Geld zu verdienen. Nach dem Lunch Break wurden die Ergebnisse aus den Break-out-Sessions präsentiert.
Es ging süss weiter: Katharina Pirker, die das Familienunternehmen Pirker Lebkuchen in Mariazell in sechster Generation führt, erzählte, wie sich der Lebkuchen als Wegzehrung für die Pilger durchgesetzt hat und durch welche weiteren Angebote die Wertschöpfungskette von Pirker in Mariazell ergänzt worden ist – vom Magenbitter und dem edlen Destillat bis hin zum Zimmer im Hotel der Unternehmerfamilie. Mit dem Firmensitz in Mariazell, neben der Basilika Mariä Geburt, dem mit Abstand wichtigsten Wallfahrtsort in Österreich, geht das Geschäft nicht aus. Dabei sei es ihr und ihren Vorgängergenerationen immer wichtig gewesen, so Pirker, das Traditionshandwerk zu bewahren, ohne sich der Innovation zu verschliessen – neben einer beruflich klaren Abgrenzung zu den übergebenden Generationen, ein guter Ratschlag, um viele weitere Generationen bestehen zu können.
Um Innovation ging es auch in der Panel-Diskussion mit Rubina Rumler von Neoh, Asfinag Maut Service-Managing Director Claudia Eder und Kaitlyn Chang von Accenture Song. Einerseits hat es ein Start-up wie Neoh leichter, Geschäftsmodelle aufzubrechen, andererseits ist ein grosses Budget Grundvoraussetzung dafür, erklärte Chang. Eder sagte über die Asfinag: „Wir wollen gleichzeitig ein zuverlässiger Partner und dynamischer Innovator sein” und fügt hinzu: „Wir arbeiten bei der Asfinag, wenn es um Innovation geht, eng mit unseren Mitarbeiterinnen zusammen. Dabei ist wirklich jeder gefragt. Die Menschen vor Ort wissen am Besten, wo die Probleme liegen.”
Es war auch wichtig, gesellschaftlich schwierige Themen anzusprechen, wie jenes der Frauenarmut in einem Raum voller privilegierter Frauen aus Wirtschaft, Forschung, Kunst und Kultur. Die Generalsekretärin der Caritas Austria sprach darüber, dass nicht jeder Mensch – aus ganz unterschiedlichen Gründen – Leistung bringen kann und das nicht heisst, dass sie oder er sie nicht bringen will. In einer Zeit, in der das Motto „Leistung muss sich lohnen“ viel diskutiert wird, war das ein beherzter Aufruf zur Solidarität. Sie sei grundsätzlich optimistisch, sonst könnte sie ihren Job nicht machen, so Parr. Es gebe allerdings genügend Baustellen, an denen es mit voller Kraft zu arbeiten gelte, von der flächendeckenden Kinderbetreuung, um mehr Frauen den Vollzeitjob ermöglichen zu können, bis hin zur Pflege. „Da gibt es keine Alternative.”
Karin Kafesie von der Vienna Insurance Group (VIG) stellte den Bereich CO3 - „Communication, Internal Cooperation and Collaboration“ - vor. Die Zusammenarbeit mit den 50 regionalen Versicherungsunternehmen, die unter dem Dach der VIG agieren, bringt eine Vielfalt zutage, die enormes Potenzial birgt, sagt sie.
Eine Vielfalt, die auch Hae-Su Kwon bei L'Oréal zur Wirkung bringt, indem sie die interne Diversität in form von Produkten nach aussen trägt. In ihrer Session „Diversity Leads to Success“ sagt die Managing Director von L’Oréal Luxe DACH: „Wenn man wie wir Marktführer ist, hat man die Verantwortung, Vielfalt zu fördern und Frauen zu stärken.“ Ein weltweit tätiger Konzern wie L’Oréal könne nach aussen keine Vielfalt in der Produktwelt anbieten, ohne diese intern zu leben.
Später wurde es technisch: Alexandra Ebert, Chief Trust Officer von Mostly AI, machte auf die vielen Biases in KI-generierten Daten aufmerksam. Zwischen den landläufig bekannten Extrem-Szenarien (wie etwa, dass KI die Kontrolle über alles übernimmt) gelte es vor allem eines zu tun: Man müsse analysieren, woher die Biases kommen, um diese in einen realistischen Kontext rücken zu können – und man müsse in die Daten-Masse neue, unbiased Informationen einbringen. Alles sei besser, als nichts zu tun und sich seinen Zweifeln zu ergeben, so Ebert. Daten seien weder gut noch schlecht, sie seien einfach Daten – man könne sie bearbeiten und vor allem sollte man sie demokratisieren.
Das scheinbar Unmögliche möglich zu machen, versucht Ursula Hofstötter. Die Mathematikerin forscht an Verletzungen im Rückenmark und daran, wie die Medizin durch ihre technologische Unterstützung eines Tages querschnittsgelähmte Patienten heilen kann. Auf der Bühne sagte Hofstötter: „Viele Betroffene kommen zu uns und glauben, bereits austherapiert zu sein. Das Wort „austherapiert“ gibt es bei uns nicht. Wir wollen den Menschen Hoffnung geben.“
Den Abschluss des Events bildete Cheyenne Ochsenknecht. Das ehemalige Model führt gemeinsam mit ihrem Mann einen Biobauernhof in der Steiermark. Das Paar legt dabei den Fokus auf die Viehzucht und die edle Spezies der Chianina-Rinder. Auf der Bühne erklärte sie, wie es dazu kam und wo die heimische Landwirtschaft Aufholbedarf hat. „Ich will mehr junge Frauen dazu inspirieren, in die Landwirtschaft zu gehen. Es ist wirklich ein unglaublich schöner und oft unterschätzter Beruf“, so Ochsenknecht. Ihre eigenen Produkte werden entweder ab Hof oder im hauseigenen Online-Shop verkauft. Massenware sei nicht ihres, erklärt Ochsenknecht ihr Bekenntnis zum Luxusprodukt Fleisch. Dabei muss auch beim Kaufverhalten der Konsumenten angesetzt werden. „Manchmal geht es wirklich nur um Cent-Beträge, die von Konsumenten nicht bezahlt werden wollen, aber für die Landwirte und für das Tierwohl einen grossen Unterschied machen.“ Bevor die Gäste den Summit mit Drinks und Networking ausklingen liessen, begeisterte die Pianistin Zoe Patrick mit einem Stück von Miriam Hyde.
Wie immer gilt: Nach dem Summit ist vor dem Summit. Wir freuen uns auf den Forbes Women’s Summit 2025.
Dass so ein Event ohne starke Partner nicht möglich gewesen wäre, ist klar. Wir danken L’Oréal, Lobmeyer, influence.vision, Neoh, Volkswagen, der WU Executive Academy, Steffl, UN Global Impact und dem Park Hyatt Vienna für die Unterstützung.