Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Es gibt sie, die Aktien, die eine Welle nach oben reiten und ihren Anlegern grosse Gewinne bescheren – den richtigen Ein- und Ausstiegspunkt zu finden ist jedoch eine hohe Kunst. Fabian Förtsch hat diese Kunst mit seinem TSIFonds perfektioniert: Mithilfe eines Systems, das im Trend befindliche Aktien erkennt, erzielt der Deutsche seit Jahren eine Outperformance. Das Erfolgsrezept ist dabei vermeintlich simpel: dem System treu bleiben und die menschlichen Emotionen so ausschalten.
Zu sagen, die Aktie des Elektroauto-herstellers Tesla sei in den letzten Jahren gut gelaufen, wäre eine krasse Untertreibung. Im Oktober 2019 stand der Titel bei einem Kurs von 46 US-$, etwas mehr als ein Jahr später – im Jänner 2021 – erreichte Tesla dann seinen bisherigen Höchststand von 880 US-$. In 15 Monaten stieg der Aktienkurs des Unternehmens von Elon Musk also um nahezu das 20-Fache. Wer früh investiert hat, machte in kurzer Zeit ordentlich Kasse. So wie Fabian Förtsch.
„Was ich mich oft frage: Wer hat die Tesla-Welle wirklich ganz mitgeritten? Dahinter steckt die Kunst, den richtigen Einstiegspunkt zu finden. Genau das ist, glaube ich, unsere Stärke“, sagt Förtsch. Bereits im Dezember 2019, bei einem Kurs von rund 70 US-$, kaufte er die Aktie – und hat damit nun mehr als 900 % Gewinn gemacht. Und er ist nach wie vor investiert. Förtsch kaufte aber nicht etwa, weil er ein leidenschaftlicher Fan von Elon Musk oder den Tesla-Autos ist – vielmehr reagierte er auf ein Signal, das bei dieser Aktie auf einen klaren Aufwärtstrend hinwies. Denn Förtsch berät das Fondsmanagement des Patriarch Classic TSI Fonds. Diesem Fonds liegt wiederum das TSI-System zugrunde, wobei TSI für Trend-Signal-Indikator steht. Förtsch: „Wir vergeben allen Aktien einen Wert von 0 bis 100, wobei 100 einen sehr starken Trend für die jeweilige Aktie anzeigt. Wenn der Wert dann über eine gewisse Schwelle steigt, kaufen wir zu.“
Dabei kommt das Konzept der relativen Stärke zur Anwendung. Einzelne Aktien werden also gegenüber einem Basket verglichen, um die Stärke der Einzelaktie relativ zu einer Gruppe zu bewerten. Die Idee ist einfach: Gekauft wird, was stärker steigt als der Rest. Sobald der Kurs nicht mehr nach oben geht, wird auch die Aktie verkauft. Entscheidend sei die Schwelle des Trend-Signal-Indikators, so Förtsch – wie hoch diese ist, will er jedoch nicht verraten. Gerne spricht er hingegen über den Erfolg, den er mit seinen beiden Kollegen bisher hatte: Die Rendite des Fonds liegt nahezu jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich. 2016 wurden „nur“ 9,5 % Plus gemacht, einzig im Jahr 2018 stand ein Minus zu Buche. 2019 und 2020 lag der Fonds mit jeweils rund 17 % im Plus. „Wir haben ein festes System, dem bleiben wir treu. Wir kaufen und verkaufen bei unseren vordefinierten Schwellen. So vermeiden wir emotionale Entscheidungen, die beim Investieren selten von Vorteil sind“, sagt Förtsch.
Die Tesla-Aktie ist laut ihm durchaus mit viel Hype versehen. Im Gegensatz zu Investoren, die ihre Entscheidungen auf Basis von Fundamentaldaten treffen, interessiert das Förtsch jedoch nicht. Für ihn ist einzig und allein entscheidend, ob ein Titel weiter steigt oder nicht. Neben Tesla funktionierte das auch beim niederländischen Halbleiterkonzern ASML (Performance von plus 174 %), dem Hamburger Windanlagenhersteller Nordex (plus 134 %) oder dem deutschen Automobilbauer Daimler (plus 60 %) wunderbar.
Obwohl seine Kunden meist finanzmarktaffine Privatinvestoren sind, will Förtsch auch junge Leute ansprechen. Die Meinung, dass man grosse Geldsummen benötige, um an den Finanzmärkten zu partizipieren (der er auch in seinem Bekanntenkreis immer wieder begegnet), sei falsch. „Bei uns kann jeder investieren. Unsere Sparpläne zahlen sich schon mit Summen von 50 € pro Monat aus.“
Einmal die Woche werden die Transaktionen des TSI-Fonds durchgeführt. Dabei werden die Auswertungen der Aktien automatisch bereitgestellt, die Entscheidung treffen dann Förtsch und seine Kollegen – also Menschen. Der Fonds investiert ausschliesslich in Aktien, und da nur in zwei Regionen: Deutschland und USA. „Unsere Aktien sind allesamt im MDAX oder an der Nasdaq gelistet“, so Förtsch.
Die Allokation richtet sich nach der Marktstimmung, die täglich und weltweit von den Systemen überprüft und dann in ein Ampelsystem übertragen wird. Ein grünes Licht bedeutet, dass der Fonds zu 100 % in Aktien investiert, ein gelbes Licht führt zu einer schrittweisen Reduktion der Aktienquote und einer Steigerung der Cash-Position – wenn die Ampel auf Rot schaltet, also schlechte Stimmung an den Märkten herrscht, reduziert der Fonds auf 51 % Aktien und 49 % Cash. Unter diesen Wert fällt die Allokation jedoch nie. „Unsere Tests haben ergeben“, so Förtsch, „dass man zu einem gewissen Teil im Markt investiert bleiben muss, selbst wenn die Kurse stark fallen. Es gilt das Sprichtwort: ‚Time in the market beats timing the market.‘“ Den Beweis lieferten die letzten zwölf Monate: Im März 2020 gingen die Märkte auf Talfahrt, zahlreiche Investoren verkauften ihre gesamten Holdings. „Wir aber blieben investiert und hatten bereits im August wieder einen Höchststand erreicht“, erinnert sich Förtsch.
Den eigenen Regeln folgt Förtsch also rigoros. Doch das System wurde vorab auch intensiv erprobt. Vor Lancierung des Fonds 2014 tüftelte er mit seinen Kollegen drei Jahre lang, um die ideale Formel zu finden: „Wir haben ein Backtesting auf die vergangenen 50 Jahre gemacht und basierend darauf unser System entwickelt.“ Im Fonds finden sich stets 50 Aktienpositionen – je 25 aus Deutschland und 25 aus den USA –, die allesamt ungefähr gleich gewichtet sind, konkret zwischen 2 % und 2,5 % pro Titel. Ein Rebalancing passiert frühestens bei einer Grösse von 10 % im Depot, was heisst, dass Aktien, die im Wert steigen, ab einem gewissen Punkt schrittweise verkauft werden.
Insgesamt kommen so rund 250 Transaktionen zusammen, die das Team pro Jahr abwickelt. Die Kosten liegen mit rund 1,7 % (ohne Performancegebühr; die Gesamtkostenquote beträgt 2,68 %) im oberen Durchschnitt dessen, was Aktienfonds in der Regel kosten. Dass manche Konkurrenten günstiger sind, zweifelt Förtsch nicht an, aber: „Unsere Performance spricht für sich.“ Und tatsächlich: Der Fonds hat für seine Anleger in den letzten sieben Jahren eine Rendite von 130 % erzielt (nach allen Kosten).
Dass Fabian Förtsch letztendlich in der Finanzbranche landete, ist kein grosses Wunder – der Deutsche wuchs in einem äusserst finanzaffinen Haushalt auf. Sein Vater ist der deutsche Unternehmer Bernd Förtsch, der insbesondere im Rahmen der New Economy zu einem der bekanntesten Vertreter der deutschen Finanzszene wurde. Förtsch gründete nicht nur die Börsenmedien AG, die die Magazine Der Aktionär und Einfach Börse publiziert, sondern auch Flatex Degiro, heute fester Bestandteil des deutschen Nebenwerteindex SDAX und inzwischen führender Onlinebroker
in Europa.
„Bereits mit acht Jahren bekam ich von meinem Vater meine erste Aktie geschenkt – einen Titel der Achterbahn AG (Produzent und Vermarkter von Kinder- und Jugendbüchern, heute nicht mehr existent, Anm.).“ Der junge Förtsch machte bei den Börsenmedien eine Ausbildung zum Bürokaufmann, bevor er Stationen im Wertpapierhandel und als Market Maker absolvierte. 2011 wechselte er zurück in ein Förtsch’sches Unternehmen und wurde im Business Development bei Flatex tätig. „Ich habe mich in dieser Zeit intensiv mit Handelstools beschäftigt. Mich interessierte, wie man solche Tools mit guter Usability entwickeln kann, damit sie für den Endkunden einfach anwendbar sind.“
TSI-Fonds
...Der Patriarch Classic TSI B Fonds (WKN: HAFX6Q, ISIN: LU0967738971) ist ein ausschüttender aktienorientierter
Mischfonds.
2013 folgte der Schritt zu einem Hedgefonds in Frankfurt. Zu dieser Zeit tüftelte Förtsch jedoch bereits an seinem eigenen Fonds. Das TSI-System gab es bereits, es wurde ursprünglich im Haus der Börsenmedien entwickelt. Um als Grundlage für einen Fonds zu funktionieren, musste es jedoch noch angepasst werden. Förtsch und seine Kollegen testeten alle möglichen Szenarien, bis sie letztendlich mit ihrem heutigen System im Februar 2014 an den Start gingen. Als Fondsmanager sieht sich Förtsch trotz seiner Tätigkeit aber nicht: „Ich bin weder Unternehmer noch Fondsmanager. Viel eher sehe ich mich als Entwickler, der Tools und Strategien baut, um am Finanzmarkt erfolgreich zu sein.“
Die Kooperation mit den Unternehmen seines Vaters funktioniert jedenfalls. Über die Kanäle der Börsenmedien werden Kunden gewonnen, Webinare bei Onlinebrokern ermöglichen Förtsch zusätzlich, interessierte Investoren anzusprechen. Klassischen Vertrieb macht das Team bewusst nicht. „Wir wollen da unseren eigenen Weg gehen“, sagt Förtsch. Der Fonds läuft dennoch – oder gerade deswegen – sehr gut, aktuell steht er bei einem Volumen von 70 Millionen €.
Klassische Konkurrenz im unmittelbaren Fondsumfeld sieht Förtsch nicht, da das zur Anwendung kommende System einzigartig sei. Für Trends interessiert er sich dennoch. Die grosse Aufmerksamkeit, die Neobroker erhalten haben, verfolgt Förtsch beispielsweise genau. In gewisser Weise seien diese nämlich Konkurrenten, so der Deutsche. Als „sehr spannend“ bezeichnet er indes auch eines der bekanntesten US-Häuser, Ark Invest. Dessen Gründerin und CEO Cathie Wood ist eine der bekanntesten Fondsmanagerinnen der Welt – und weist durchaus Parallelen zu Förtsch auf: Beide haben das Potenzial von Tesla früh erkannt und damit gut Kasse gemacht. Und beide sehen absolut keine dunklen Wolken am Horizont der Finanzmärkte. Denn wie Wood ist auch Förtsch äusserst positiv gestimmt, was die Marktentwicklung in den nächsten Jahren angeht: „Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum die Märkte in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht weiter nach oben klettern sollten.“ Oder, wie das TSI-System sagen würde: Alle Ampeln stehen auch in naher Zukunft auf Grün.
Text: Klaus Fiala
Fotos: TSI-Fonds / Illustrationen: Valentin Berger
Diese Advoice erscheint in unserer März-Ausgabe 2021 „Künstliche Intelligenz“.