Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Katharina Herzog, Timo Nothdurft und Ulrich Penitz gründeten im Sommer 2023 die Plattform Moneycare, die ihren Kunden und Kundinnen das Feld des Impact Investing näherbringen möchte. Was 2025 kommen soll, erzählt die Under 30-Listmakerin im Gespräch.
Es war wohl die Zeit in Südafrika, nach ihrem Abitur, im Rahmen eines sogenannten „entwicklungspolitischen Freiwilligenjahrs“, die ihre Studien- und Berufswahl stark beeinflusst hat, beginnt Katharina Herzog aus ihrem Werdegang zur Jungunternehmerin zu erzählen. Sie habe dort an einer Grundschule Sport unterrichtet und nachmittags Freizeitprogramme für Kinder gestaltet, sagt sie. „Es gab auch viel Rahmenprogramm: Seminare und Bildungsarbeit, die man braucht, um in so einem Kontext arbeiten zu können“, so die 29-Jährige.
Anders als im überwiegend wohlhabenden Europa sei man dort mit sehr vielen Ungleichheiten konfrontiert, so Herzog. So waren es unter anderem auch diese Erfahrungen, gepaart mit einem generellen Interesse an internationalen politisch-gesellschaftlichen Zusammenhängen, die letztlich in ein Studium im Feld der Internationalen Beziehungen in Erfurt mündeten – und Herzog im Rahmen eines Auslandssemesters erneut nach Südafrika führten; an die UCT, die University of Cape Town. „Damals standen bereits entwicklungspolitische Fragen im Fokus meines Studiums“, so Herzog. Danach ging es kurz nach Brüssel und für einige Monate mit UN Women nach Ruanda, bevor sie für einen Master in Internationaler Entwicklung nach Wien kam.
„Rückblickend auf diese Zeit“, so Herzog weiter, „haben mich in diesen Jahren vor allem die Themen der Geschlechtergerechtigkeit, aber auch der Vermögens- und Einkommensungleichheiten umgetrieben. Das war ein grosser Treiber für Moneycare und die Grundidee, Geld als Hebel für nachhaltige Entwicklung im weitesten Sinne zu nutzen.“ Im Sommer 2023 gründete sie das Fintech-Start-up gemeinsam mit Timo Nothdurft und Ulrich Penitz.
Moneycare soll für Privatinvestoren und Privatinvestorinnen Licht in Nachhaltigkeitsrankings börsennotierter Unternehmen bringen und vor Greenwashing schützen. Das Start-up bietet also als Impact-Investing-Plattform übersichtlich und leicht verständlich Informationen für Nichtprofis. Im Prinzip, so erklärt es Herzog, habe man ein KI-gestütztes Tool entwickelt, das diese Nachhaltigkeitsdaten in Geschäftsberichten findet, sodass es überhaupt möglich wurde, diese Lösung einerseits für Privatanleger und andererseits auch für institutionelle Nutzer – etwa als Schnittstelle zu Finanzplattformen, Broker-Apps oder Banken – anbieten zu können. „Grundsätzlich ist Moneycare für alle Nicht-Professionisten gedacht, die langfristig und nachhaltig investieren wollen, aber denen die Tools und auch die Insights fehlen“, so Herzog, „und die diese Werte in ihr Portfolio bringen wollen.“ Aktuell stehe man bei 1.100 Unternehmen, deren Geschäftsberichte durch die Moneycare-KI gejagt worden sind.

Wirft man also als Nutzer einen Blick auf moneycare.io, wird auf einen Blick sichtbar, worum es den Gründern inhaltlich geht: Auf recht kurzem Weg können sich Interessierte ein Bild von jenen börsennotierten Unternehmen machen, in die sie investieren möchten – oder nicht. Sichtbar gemacht werden die drei Parameter „Climate“, „Society“ und „Gender“, die wiederum insgesamt einen Impact Score ergeben. Hinter diesen drei Bewertungssäulen werden Faktoren wie Lohnverhältnisse, Recyclingquoten oder Gender und Diversity in Führungspositionen bis hin zu den Rohdaten transparent gemacht und berücksichtigt. Dafür arbeitet das Start-up mit einer Research-Abteilung der Vereinten Nationen (UNRISD) zusammen. Daraus ergebe sich ein holistischeres und kontextualisiertes Bild der gescreenten Unternehmen. So liegt zum Beispiel der Impact Score der TMGT (Trump Media & Technology Group) bei 8 %, der von BMW bei 46 % oder jener des schwedischen Maschinen- und Werkzeugbauers Sandvik bei 60 %.
Dabei sei vorweggenommen, meint Herzog, dass es zum Investitionseinstieg ins eigene Portfolio gar kein „grosses Geld“ brauche; vielmehr gehe es darum, sich mit kleinen Beträgen – etwa zehn Euro im Monat – an diese Form des Anlegens zu gewöhnen, sich darin zu schulen, um mit diesen Tools à la longue auch eine gewisse Sicherheit in Sachen nachhaltiger Investments für das eigene Portfolio und für die Zukunftsvorsorge zu bekommen.
Ein wichtiger Meilenstein für die drei Gründer erfolgte kürzlich mit der Datenintegration von Moneycare auf der deutschen Börsenplattform Onvista. Herzog: „Von jetzt an können die Millionen Nutzerinnen und Nutzer, die sich dort informieren, Finanzdaten vergleichen, recherchieren und auch die Nachhaltigkeit der einzelnen Unternehmen einsehen. So bringen wir die Nachhaltigkeit als einen zusätzlichen Layer in die Finanzbranche, der mit der Zeit nicht mehr wegzudenken sein wird.“
Nun sei auch ein wichtiger Schritt in Richtung Kommerzialisierung getan, so Herzog. Bisher habe das Start-up seine Tätigkeiten über Angel-Investments, die AWS und andere kleinere Förderprogramme finanziert. „Das ist nicht einfach, weil die Entwicklung einer KI wie der unseren zeit- und ressourcenintensiv ist und wir kein Produkt haben, das man von Tag eins an bootstrappen kann“, sagt sie. Nun werde die Lizenzvergabe für weitere Einnahmen sorgen.
Die Ursprungsidee von Moneycare als Weiterbildungsplattform für nachhaltiges Investieren ist geblieben; die Community der „Impact Academy“ existiert und ist aktiv. „Zum einen haben wir unser ganzes Wissen, das wir auch im Aufbau von Moneycare angehäuft haben, in ein verständliches Format gepackt und zum anderen schafft das für alle Nutzerinnen und Nutzer ein Gemeinschaftsgefühl, nicht alles alleine durcharbeiten zu müssen“, so Herzog weiter.
Vor allem sei die Nutzergruppe zwischen 25 und 34 Jahren jene, die am stärksten wachse; der Anteil an Männern und Frauen sei dabei recht ausgeglichen, so die CEO. Das ist laut Herzog auch ideal für jene B2B-Partner, die Moneycares Daten integrieren wollen, zumal alle möglichen Broker-Apps und Plattformen versuchen, nicht nur mehr weibliche Kunden, sondern auch eine jüngere Klientel anzuziehen. Ausserdem sei alles gut, was bei den jungen Generationen Finanzbildung vorantreibe, da diese in den Schulen nach wie vor wenig im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe. „Moneycare ist eine gute Möglichkeit, die Finanzbildung auch ein wenig vom Elternhaus loszulösen“, erklärt Herzog.
Die kommenden Schritte bestünden nun darin, weitere Kunden zu gewinnen und neben den Finanzplattformen, „an die wir uns im ersten Schritt richten, auch das Kundensegment von Brokern anzugehen, also in den Umsetzungsbereich zu kommen, dort, wo man investiert“; und auch die Kooperation mit Banken voranzutreiben, so Herzog weiter. 2025 wird also – für die Gründer wenig überraschend – auch arbeitsreich werden.
Fotos: Julia Oberhauser