Musk gegen den Sturm: Wenn Visionen an der Wirklichkeit zerschellen

Elon Musk hat viele Rollen: Visionär, Provokateur, Technik-Messias. Doch in diesen Tagen ist er vor allem eins: angeschlagen. Teslas Robotaxi, das Projekt, mit dem Musk die Zukunft des Verkehrs umkrempeln wollte, entwickelt sich zum Risiko. Und zwar nicht nur für sein Unternehmen – sondern für den Glauben daran, dass Tech-Giganten aus eigener Kraft ganze Branchen umformen können.

Die Story beginnt, wie so viele bei Musk, mit einem Versprechen: Ein autonomes Fahrzeug um unter 30.000 US-$, das Geld verdient, wenn es nicht genutzt wird. Die Idee klingt nach Silicon-Valley-Magie, doch wie The Informationberichtet, hat Tesla selbst Zweifel. Interne Studien warnen: Das Geschäftsmodell rechnet sich nicht. Die Verkaufserlöse? Zwischen 20.000 und 25.000 US-$. Selbst mit Vermietung kommen gerade einmal 60.000 bis 75.000 US-$ zusammen – weit entfernt von den 100.000 bis 200.000 US-$, mit denen Musk öffentlich kokettierte.

Statt auf Fakten hörte Musk auf seinen Instinkt. Die Entwicklung des günstigeren Model 2 wurde gestoppt. Das Robotaxi blieb Priorität – trotz regulatorischer Hürden, technischer Herausforderungen und interner Bedenken. Die Folge: ein Milliardenprojekt ohne tragfähiges Fundament.

Dann kam Donald Trump – und mit ihm ein politischer Keulenschlag: Zölle auf China-Importe, erst 34 %, dann 84 %, schliesslich 125 %. Insgesamt 145 % Aufschlag auf zentrale Komponenten, wie Reuters berichtet. Tesla stoppte umgehend alle Importe für Robotaxi und Semi Truck. Die Produktion verschiebt sich, der Launch rückt in weite Ferne. Die Hoffnung, 2026 mit der Massenproduktion zu starten? Makulatur.

Musk selbst versuchte zu intervenieren, appellierte an Trump, beschimpfte dessen Handelsberater Peter Navarro öffentlich als „dümmer als ein Sack Ziegelsteine“. Es half nichts.

Und was bleibt?
Ein Konzern, der mit rückläufigen Verkaufszahlen kämpft, einem überalterten Modellportfolio und einem Chef, der Proteste, Brandanschläge und globale Kritik auf sich zieht. Analysten sehen das Verhalten Musks mittlerweile als Hauptgrund für Teslas Vertrauensverlust. Dazu kommen technische Probleme: Der Cybertruck floppt, Rückrufe betreffen Millionen Fahrzeuge.

Was bedeutet das für die Zukunft?
Für Forbes ist klar: Die Musk’sche Formel – maximale Vision plus maximale Lautstärke – steht vor ihrem Bruchtest. Investoren, Märkte und Regierungen blicken inzwischen nüchterner auf Tech-Versprechen. Wer den Finanzmarkt von morgen verstehen will, muss auch wissen, wo Visionen zu Fehleinschätzungen werden. Musk hat das Potenzial zur Disruption. Doch ohne ökonomisches Fundament und politische Realitätssensibilität bleibt sie eine riskante Wette.

Ob das Robotaxi Teslas neue Wachstumsstory wird – oder ein 1-Mrd.-US-$-Desaster – entscheidet sich nicht in der Designabteilung, sondern in der Weltwirtschaft. Die Lektion für die Finanzwelt: Wer die Zukunft bauen will, muss auch mit ihren Grenzen rechnen.

Text: Lidija Jovanovic
Foto: Charlie Deets

Forbes Digital

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