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Trade Republic hat sich in den vergangenen Jahren als einer der bekanntesten Neobroker Europas etabliert. Gegründet 2015 von Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri, startete das Unternehmen 2019 mit einer App, die den provisionsfreien Zugang zu Wertpapierinvestments ermöglichen sollte. Heute zählt die Plattform über acht Millionen Nutzerinnen und Nutzer in 17 Ländern. Das verwaltete Vermögen liegt bei mehr als 100 Mrd. €.
Der Ausbau des Angebots erfolgte schrittweise. Im Jänner 2025 kündigte das Unternehmen an, Österreich als nächsten Kernmarkt stärker in den Fokus zu rücken. Ein zentrales Element der Lokalisierung ist die automatische Abführung der Kapitalertragssteuer. Damit entfällt für österreichische Anlegerinnen und Anleger die verpflichtende jährliche Meldung im Rahmen der Steuererklärung. Zusätzlich bietet Trade Republic seit Kurzem ein kostenloses Girokonto mit österreichischer IBAN an, auf das 2,25 % Zinsen p.a. auf das gesamte Guthaben gezahlt werden. Laut Unternehmensangaben nutzen bereits mehr als 100.000 Personen in Österreich das Angebot.

Der österreichische Markt für digitale Investmentplattformen ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Neben Trade Republic zählt auch Flatex zu den wesentlichen Anbietern. Das Unternehmen mit Sitz in Deutschland war bereits früh in Österreich aktiv und bietet ebenfalls eine „steuereinfache“ Abwicklung, also die automatische Versteuerung von Kapitalerträgen. Mit einer Kundenbasis von über 250.000 in Österreich und einem verwalteten Vermögen, das 2023 um fast 2 Mrd. € gewachsen ist, hat Flatex eine starke Präsenz aufgebaut. Im Unterschied zu Trade Republic liegt der Fokus bei Flatex stärker auf einer breiteren Produktauswahl – unter anderem mit Zugang zu mehr Handelsplätzen und Derivaten. Während Trade Republic besonders auf Einfachheit und mobile Nutzung setzt, adressiert Flatex tendenziell eine erfahrenere Anlegerschaft.
Trade Republic berichtet, seit 2023 profitabel zu arbeiten. Für 2025 plant das Unternehmen trotz anhaltender Investitionen ein positives Ergebnis. In den vergangenen Monaten wurde die App überarbeitet und um neue Funktionen erweitert. Gleichzeitig wurden kritische Stimmen laut, unter anderem in Zusammenhang mit dem Kundenservice und der Übersichtlichkeit der neuen Benutzeroberfläche.

Langfristig steht der Neobroker vor regulatorischen Änderungen. Ein EU-weites Verbot des Modells „Payment for Order Flow“ ist angekündigt. Es soll spätestens 2026 in Kraft treten und betrifft wesentliche Aspekte der bisherigen Umsatzstruktur. Das Unternehmen wird mittelfristig neue Erlösquellen entwickeln müssen, um diese Vorgaben zu berücksichtigen.
Der Trend zu digitalen Plattformen im Wertpapierhandel hat sich in den vergangenen Jahren europaweit verstärkt. Neben Trade Republic und Flatex sind auch Anbieter wie Scalable Capital oder BUX am Markt aktiv. Sie adressieren eine wachsende Zielgruppe, die Wert auf einfache Handhabung, geringe Gebühren und eine digitale Infrastruktur legt. Laut Schätzungen lag der Marktanteil von Neobrokern in Deutschland 2020 bereits bei rund 7 bis 8 %.
Mit dem Fokus auf neue Märkte wie Österreich positioniert sich Trade Republic als Teil eines sich verändernden Finanzsektors. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich das Unternehmen unter neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen entwickelt.
Fotos: iam hogir, RDNE Stock project und Forbes Editors