Let Them Flyla!

Ben Shaw, der Co-Gründer und CEO von Flyla, hat es geschafft, im hart umkämpften Luftfahrtsektor günstige Flugtickets speziell für Studenten anzubieten. Trotz seiner anfänglichen Unerfahrenheit in der Branche hat er ein fundiertes Verständnis für die komplexe Preisgestaltung von Flugtickets entwickelt. Im Gespräch erklärt er, wie Flyla eine Win-win-Situation sowohl für Studenten als auch für Fluggesellschaften geschaffen hat.

Wer kurzfristig mit dem ­Flugzeug verreisen will, muss zahlen – und das häufig nicht zu wenig. ­Benjamin Shaw, Co-Gründer und CEO von Flyla, musste das während ­seines Studiums in Schottland aus ­erster Hand erfahren: Statt mit einem ­Direktflug von Glasgow nach Hause nach Deutschland zu fliegen, wählte er aus Kostengründen ­einen Bus nach Manchester und flog dann ­umständlich weiter nach Düsseldorf. „Meine Zeit war mir damals ­einfach weniger wert als mein Geld. Ich habe immer den günstigsten Weg ­gewählt“, so der Gründer. Als er dann zu Weihnachten doch den teuren Flug buchte, merkte Shaw, wie leer das Flugzeug eigentlich war. „Warum sind die Flieger halb leer und die Flugtickets gleich­zeitig so teuer?“, fragte er sich damals – und legte ­damit den Grundstein für das 2018 gegründete Unternehmen Flyla.

Auch Shaws Co-Gründer ­Fabian Höhne und Frederic La­pa­tschek hatten in ihrer Studienzeit ähnliche Erfahrungen mit Flug­tickets gemacht: Am Wochenende wollten die beiden in ihrer Freizeit Kurzreisen machen und mussten ­erkennen, dass ihnen die Last-­Minute-Tickets am Schalter einfach zu teuer waren: „Studenten ­haben am ­Wochenende und in den ­Ferien Zeit zu verreisen oder wollen im Ausland berufliche Erfahrungen sammeln, können sich aber häufig den Flug nicht leisten“, so Shaw. Flyla setzt hier an und verhandelt mit Flug­gesellschaften exklusive Flug­deals für Strecken, die häufig unter­besetzt sind. Diese vergünstigten Deals und Tickets bietet das Unternehmen dann auf seiner Plattform an.

Um sicherzustellen, dass zahlungswillige Personen und solche, die Restplätze erwerben möchten, nicht miteinander vermischt werden, setzt Flyla eine klare ­Barriere: eine gültige Authentifizierung als Studierende. Diese Massnahme ­gewährleistet, dass ausschliesslich berechtigte Personen Zugang zu den vergünstigten Plätzen erhalten, und schafft somit eine faire und erschwingliche Reisemöglichkeit für diese Zielgruppe. „Das Potenzial ist natürlich immer da, nämlich in ­Fällen, wo die Airline weiss, dass ein Kunde sowieso niemals den Vollpreis bezahlt hätte. Bei Studenten ist das häufig der Fall und für uns ist es einfach zu überprüfen, ob jemand Student ist oder nicht“, so Shaw.

Während Fluggesellschaften ­häufig über ihre eigenen Webseiten „Educational Fairs“ anbieten, also reduzierte Preise für Studenten, kauft Flyla die Plätze, die sonst meistens leer bleiben, der Fluggesellschaft direkt ab und verkauft diese stark vergünstigt auf seiner Seite. „Wir sind mit einem neuen Vertriebsweg an der Seite der Airline ergänzend tätig und ermöglichen den Flug­gesellschaften so, die bestmöglichen Preise anbieten zu können – und nicht Angst davor haben zu müssen, dass man möglicherweise Einkommen auf dem Tisch liegen lässt“, erklärt Shaw. So kostete ein Flug von Kopenhagen nach Stuttgart, für den man regulär 331 € zahlen würde, Ende März 2024 auf Flyla für Studenten lediglich 119 €.

Tatsächlich lag die Passagierauslastung im internationalen Flugverkehr in Europa im Januar 2024 bei rund 74 % – durchschnittlich bleiben also 26 % der Sitze im Flugzeug leer, und das trotz einer steigenden Anzahl an Passagieren. So flogen im Januar 2024 mehr als zwei Millionen Menschen von österreichischen Flughäfen weg, das sind um 3,7 % mehr als im Januar 2023.

Während Flugtickets über die Jahre grundsätzlich teurer geworden sind (die Lufthansa steigerte ihre Preise von 2022 auf 2023 um rund 40 %), ist der Ticketpreis auch stark abhängig vom Kaufzeitpunkt. „Fluggesellschaften legen häufig mehr Wert auf den Umsatz als auf die Auslastung. Sie bevorzugen es daher, Sitzplätze eher leer zu lassen, falls niemand die verteuerten Tickets kauft, als die Tickets billiger zu verkaufen“, erklärt Shaw.

Doch Flyla macht sich die Preisbildung der Airlines auch zunutze. So bindet das ­Unternehmen die Educational Fairs von unter­schiedlichen Airlines ­gesammelt auf seiner Plattform in die Preisgestaltung mit ein. „Die Preis­gestaltung ist bei allen Airlines ­unter­schiedlich. Daher sind auch die Studententarife und Leer­sitze-Optimierungspreise, die wir nutzen, abhängig von der Fluggesellschaft“, erklärt er.

„Wir wollen einfach ein Netz schaffen, das es Studenten ermöglicht, günstig last minute zu verreisen“, sagt Flyla-Gründer Ben Shaw.

Grundsätzlich konnte Flyla seit seiner Gründung 2018 dank der aus­ge­klügelten Studenten­angebote um einiges wachsen. So sind die Buchungen in den letzten 18 Monaten um 20 % gestiegen. Mitt­ler­weile hat das Unternehmen 13 Mit­arbeiter. Shaw plant für die Zukunft, noch weiter zu­ ­wachsen und das Angebot zu ­divergieren, sprich auch andere Personen­gruppen ausser Studenten in den Angeboten zu inkludieren: „Es sind nicht nur Studierende, die sich die teuren Last-Minute-­Tickets von Airlines nicht leisten können oder wollen – das Potenzial ist definitiv grösser. Die Frage für uns und die Airlines ist: Wie können wir ­garantieren, dass tatsächlich nur die richtigen Menschen von den Angeboten profitieren? Über die Osterwochen haben wir beispielsweise angeboten, dass jeder Student, der über unsere Seite gebucht hat, ­einen nicht studierenden Freund mitnehmen konnte, der dann ebenfalls ein Studentenangebot bekommen hat“, so Shaw.

Auch wenn in Zukunft der ­europäische Bahnverkehr ­immer weiter ausgebaut und der Trend von Kurzstrecken­flügen weg- und zu High-Speed-­Zugverbindungen hingehen wird, zeigt sich Shaw entspannt und erklärt: „Flug­gesellschaften werden auch in den nächsten Jahren noch viele Kurzstreckenflüge anbieten – sei es jetzt für die Zubringerflüge, die ­häufig fünfmal am Tag fliegen, oder für Strecken, die mit der Bahn einfach nicht erfasst werden.“

Flyla ist jedenfalls nicht ­ab­geneigt, in ­Zukunft auch mit Bahn- und Busgesellschaften über ­mögliche Studentenangebote zu verhandeln; das Ziel, billige Flugtickets für Studenten ­anzubieten, steht aber für Shaw weiterhin im Zentrum: „Wir wollen einfach ein Netz schaffen, das es Studenten ­ermöglicht, günstig last minute zu verreisen. Sei es jetzt mit dem Bus, der Bahn oder eben mit dem ­Flugzeug: Die Welt für sich zu ent­decken, das sollte für jeden möglich sein.“

Benjamin Shaw ist Co-Gründer und CEO von Flyla. Bevor er das Unternehmen gründete, sammelte er Erfahrungen in ver­schiedenen Positionen, unter anderem bei Stryber und Insurtech Hub Munich. Er studierte Business Management und Computing Science an der University of Glasgow und absolvierte einen EMBA in Innovation & Business Creation an der TUM School of Management in München.

Lela Thun,
Redakteurin

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