Krypto wird institutionell

Der Bitcoin-Kurs hat die Marke von 100.000 US-Dollar überschritten. Dies befeuert eine Welle börsennotierter Firmen, die über SPACs und Reverse-Mergers in grossem Umfang digitale Vermögenswerte erwerben.

Sogenannte „Crypto Treasury Companies“ konzentrieren sich auf den Ankauf von Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Diese Unternehmen ermöglichen institutionellen und privaten Anlegern den Zugang zu digitalen Assets ohne direkten Handel auf oft unsicheren Plattformen.

MicroStrategy, unter der Leitung von Michael Saylor, gilt als Vorreiter. Das Unternehmen hält Bitcoin im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar. Insgesamt besitzen mehr als 70 börsennotierte Gesellschaften weltweit Kryptowährungen im Wert von über 67 Mrd. US-Dollar. Seit April haben über 30 Firmen ähnliche Strategien angekündigt und planen Kapitalerhöhungen von etwa 19 Mrd. US-Dollar, so Angaben von Architect Partners.

Trump Media and Technology Group sicherte sich zuletzt 2,3 Mrd. US-Dollar durch Aktienverkäufe und Wandelanleihen. Die Digital-Asset-Plattform Tron plant den Börsengang über eine Fusion mit SRM Entertainment. Tron wird dabei Token im Wert von bis zu 210 Mio. US-Dollar in das neue Unternehmen einbringen.

Viele dieser Firmen sind noch unbewiesen, verzeichnen aber hohe Kurssteigerungen. Janover, ehemals Immobilienfinanzierer, stieg seit April um mehr als 5.300 %, nachdem das Unternehmen sich neu ausrichtete. Die japanische Hotelkette Metaplanet erhöhte den Aktienkurs seit Jahresbeginn um 472 %. Strategy, das Unternehmen von Saylor, gewann innerhalb von fünf Jahren rund 3.000 % und liegt 2025 aktuell 30 % im Plus.

Die US-Regierung zeigt eine offenere Haltung gegenüber Kryptowährungen. Die Firmen finanzieren den Ankauf oft durch Wandelanleihen oder Aktienemissionen. Dies erhöht die Hebelwirkung und kann bei steigenden Kursen die Renditen erhöhen. Hohe Volatilität zieht Hedgefonds und Optionshändler an.

Jeff Park von Bitwise bezeichnet die neuen Firmen als regulierte Zugangsvehikel für Krypto-Investments.

Der Zugang zu institutionellem Kapital an öffentlichen Börsen erlaubt schnelle Kapitalbeschaffung und grosse Investitionen. Günstige Fremdfinanzierung ist ein weiterer Faktor für die Attraktivität.

Viele Unternehmen nutzen SPACs oder Reverse-Mergers, um den Börsengang zu beschleunigen. Twenty One Capital fusioniert mit einem SPAC der Cantor Fitzgerald-Familie bei einer Bewertung von 3,6 Mrd. US-Dollar. Der Kurs des SPAC stieg innerhalb von zwei Monaten von 10,80 auf 35 US-Dollar, obwohl die Fusion noch nicht abgeschlossen ist. Strive Asset Management von Vivek Ramaswamy nutzte eine ähnliche Struktur, wodurch der Aktienkurs des Zielunternehmens von 0,60 auf 13 US-Dollar anstieg.

Elliott Chun von Architect Partners bezeichnet die Finanzierungsstrategien als komplexe Formen des Kapitalmarktzugangs, darunter Aktien, private Platzierungen und Wandelanleihen.

GameStop setzt über 3 Mrd. US-Dollar an Wandelanleihen zur Finanzierung seines Bitcoin-Kaufs ein. Details zur Renditestrategie fehlen derzeit.

Chun weist darauf hin, dass viele neue Akteure die Besonderheiten der Kryptowährungen nicht vollständig verstehen. Historisch führten ähnliche Hypes zu Marktkorrekturen.

Text: Nina Bambysheva
Foto: Traxer

Forbes Editors

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