Mit über 1.000 Anwälten und insgesamt 6.000 Mitarbeitern in allen 50 Bundesstaaten erzielte die Kanzlei im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 2 Mrd. US-$. Der Erfolg basiert unter anderem auf einem jährlichen Marketingbudget von 350 Mio. US-$, das vor allem in Kabel-TV-Werbung sowie auf Highway- und Digitalanzeigen fliesst.

Trotz seiner auffälligen Werbung und der teilweise kritisierten „Ambulance-Chaser“-Kritik hat Morgan in der Branche und darüber hinaus grossen Einfluss gewonnen. In hochkarätigen Prozessen tritt er persönlich auf, was ihm eine besondere Bekanntheit verschafft hat – in einem Fall protestierten die Anwälte von Home Depot gegen seine Anwesenheit, was ihm jedoch nicht daran hinderte, sich in den Fall einzubringen.

Morgan & Morgan ist keine typische Kanzlei mit einer Vielzahl von Partnern, sondern eine Familienfirma. Morgans Frau Ultima und ihre drei Anwaltssöhne sind ebenfalls Partner, und die Familie besitzt etwa 50 % der Kanzlei. Die restlichen Anteile verteilen sich auf etwa 140 weitere Equity-Partner. Insgesamt wird das Unternehmen auf mindestens 2 Mrd. US-$ geschätzt.

Neben seiner Kanzlei hat Morgan ein weites Geschäftsimperium aufgebaut. 2023 erzielte er einen grossen Gewinn, als er 300 Mio. US-$ für 60 % an Litify, einer von ihm 2016 mitgegründeten Rechtssoftwarefirma, erhielt. Diese Einnahmen flossen grösstenteils an seine Kinder.

Aber Morgans Vermögen geht weit über seine Kanzlei hinaus. Er besitzt unter anderem sechs WonderWorks-Museen, die jährlich 33 Mio. US-$ EBITDA erwirtschaften und mindestens 150 Mio. US-$ wert sind. Ein weiteres Geschäft ist das Alcatraz East Crime Museum in Tennessee, das Morgan 5 Mio. US-$ pro Jahr einbringt. In Zukunft plant er den Bau eines weiteren Kriminalmuseums, das weitere wertvolle Erinnerungsstücke ausstellen soll.

Morgan selbst schätzt sein Vermögen auf mindestens 1,5 Mrd. US-$, fügt jedoch hinzu, dass er durch die Übertragung von Vermögenswerten an seine Kinder leicht ein Milliardär sein könnte. Er lebt jedoch bescheiden und gibt an, nur etwa 2 Mio. US-$ im Jahr aus, hauptsächlich für sieben Häuser und deren laufende Kosten.

Der Unternehmer, der in Kentucky geboren wurde und als ältestes von fünf Kindern oft die Rolle des Elternteils übernahm, hat sich als Anwalt durch harte Arbeit und eine innovative Werbung hochgearbeitet. 1988 gründete er seine Kanzlei, die durch unkonventionelle Werbung rasch an Bekanntheit gewann. Heute ist Morgan & Morgan dank seiner Marketingstrategie nicht nur in der juristischen Branche, sondern auch politisch einflussreich.

Morgan hat zudem 14 Mio. US-$ in politische Initiativen gesteckt, darunter ein Gesetz, das den Mindestlohn in Florida anhebt, sowie die Legalisierung von medizinischem Marihuana im Bundesstaat. Er ist bekannt dafür, dass er seine politische Macht zur Förderung von sozialen Anliegen nutzt.

Die Kanzlei hat durch grosse Sammelklagen, wie etwa gegen 3M und DuPont, bereits Milliarden an Entschädigungen erzielt. Dennoch bleibt der persönliche Schadenersatzbereich mit hohen Gebühren von 30 bis 40 % der wichtigste Einnahmequelle von Morgan & Morgan.

Mit seinem Erfolg ist John Morgan ein Beispiel dafür, wie man als Anwalt nicht nur finanziell, sondern auch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit wachsen kann.

Text: Brandon Kochkodin
Foto: Sora Shimazaki