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Die Intubation ist ein Prozess, der bei medizinischen Eingriffen häufig vorkommt, dafür jedoch schwierig ist – besonders dann, wenn er nicht im Spital, sondern etwa direkt am Unfallort durchgeführt werden muss. Mit seinem Start-up AI Endoscopic forscht Philippe Ganz an einem Produkt, das die Intubation einfacher und schneller machen soll.
Es passiert zu schnell: Der Fahrer ist nur einen Augenblick abgelenkt und schon kracht er ins andere Auto. Die Rettungssanitäter sind schnell vor Ort, doch jede Minute zählt. Einer der wichtigsten Prozesse ist sicherzustellen, dass der Patient Luft bekommt. Dabei kann es vorkommen, dass die Einsatzkräfte ihn intubieren, also einen Schlauch in die Luftröhre einführen und künstlich beatmen müssen. Geht das im Spital relativ einfach, ist es am Unfallort oft schwierig. Meist herrscht Chaos und Rettungssanitätern fehlt beim Intubieren häufig die Übung. In Amerika sind sie nur bis zu fünf Mal im Jahr gezwungen, den Prozess durchzuführen, schätzt Philippe Ganz. Sein MedTech Start-up aiEndoscopic möchte mithilfe von AI die Intubation vereinfachen.
Derzeit entwickelt aiEndoscopic zwei Produkte, die medizinisches Personal bei einer Intubation assistieren sollen. Eine solche läuft ungefähr so ab: Mit dem so genannten Laryngoskop legt der Arzt oder Sanitäter den Weg zur Luftröhre frei und führt dann den Schlauch zur Beatmung ein, der in Fachsprache Endotrachealtubus heisst. An dem Laryngoskop ist eine Kamera angebracht, damit der Arzt sich im Rachen des Patienten besser zurechtfinden kann. Hier kommt LarynGuide, aiEndoscopics erstes Produkt, ins Spiel. „Ähnlich wie bei einem Einparkassistenten zeigt LarynGuide dem Arzt, in welche Richtung er den Schlauch bewegen muss, um in die Luftröhre zu finden”, erklärt Ganz. Das soll den Prozess beschleunigen und vereinfachen. Mit intuBot, aiEndoscopics zweitem Produkt, soll der Sanitäter bloss noch einen Knopf drücken müssen, der Rest passiert von selbst – wie beim automatischen Einparken eines Autos.
Beide Produkte sind noch in der Entwicklungsphase. Sie basieren auf einer AI, die mit „tausenden Trainingsvideos” gefüttert wurde, wie Ganz sagt. LarynGuide soll bereits heuer für Intubationen im Krankenhaus auf den Markt kommen. 2024 soll eine Version folgen, die auch am Unfallort einsetzbar ist. Für den Launch des ambitionierteren intuBot gibt es noch kein Datum.
aiEndoscopic wurde 2020 von Ganz gemeinsam mit Dave Gage und Peter Biro als Spin-off der ETH Zürich gegründet. Finanziert wird die Forschung des Start-ups ebenfalls von der ETH, sowie der Universität Zürich und dem Universitätsspital Zürich. Zusätzlich konnte das Team heuer eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 556.000 € abschliessen und auch Innosuisse ist mit 900.000 CHF involviert.
Laut verschiedenen US-amerikanischen Studien liegt die Rate fehlgeschlagener Intubationen ausserhalb des Spitals bei ungefähr 20 %. Die Nachfrage nach Produkten wie intuBot ist also auf eine tragische Weise gesichert. Doch das ist gleichzeitig, was Ganz antreibt: „Das ist das Schöne an der Medizin. Hier kann ich wirklich einen Unterschied machen. Hier kann ich Leben retten.”
Philippe Ganz studierte Physik an der TU Wien und Biomedical Engineering an der ETH Zürich. 2020 gründete er mit Dave Gage und Peter Biro AI Endoscopic.
Text: Erik Fleischmann
Fotos: Leonard Bauersfeld