INNOVATE OR DIE

Veränderung ist für Frederike Rohr kein leeres Schlagwort – sie ist ihre Triebfeder. Ob als Unternehmerin, Führungskraft, Executive Coach, Investorin oder Impulsgeberin: Die 35-Jährige verbindet Menschen, Ideen und Systeme, um Innovationen voranzutreiben und Wandel zu ermöglichen. Ihre Karriere ist ein Beweis dafür, dass es Mut braucht, bestehende Strukturen herauszufordern – sei es durch den Aufbau von Innovationsplattformen, Investments oder Coaching.

Nach beruflichen Stationen in Johannesburg, Berlin und München sondiert Rohr aktuell das nächste Kapitel ihrer Karriere – mit dem klaren Ziel, Verantwortung zu übernehmen, Wert zu stiften und "wieder in Führung zu gehen".

Frederike Rohr hat keine grossen Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen und an sie gerichtete Fragen überlegt zu beantworten. Doch hinter dieser ruhigen Fassade ist im Gespräch auch schnell ihre starke Persönlichkeit und positive Energie spürbar. Denn Rohr brennt für Innovation – und für die Menschen, die sie ermöglichen. "Ich möchte eng mit Menschen arbeiten – und dabei etwas bewegen." Ein Grundsatz, der sich durch ihre Karriere zieht und sie immer wieder antreibt, neue Impulse zu setzen. Ob durch ihre Coaching-Ausbildung an der INSEAD, die Mitgründung des Female Angel Clubs oder durch Workshops zu Themen wie AI Safety, Frauen und Geld oder zu Gruppendynamik – Rohr schafft Räume für Wachstum und Veränderung.

Rohr, 35, hat sich heute ein Profil unterschiedlicher Aktivitäten geschaffen, durch die sich doch ein roter Faden zieht: Sie ist Coach für Führungskräfte, Gründer und Unternehmer; Co-Founder des Female Angel Clubs; und Mitglied des Advisory Boards der Münchner Privatbank Merck Finck. In ihren Rollen verbindet sie strategisches Denken mit einem "Hands-On"-Zugang und der Fähigkeit, Menschen zu inspirieren. "Für mich ist es entscheidend, das Potenzial von Menschen und Organisationen freizusetzen und voranzukommen," sagt sie. „Mich faszinieren Menschen.“

Nach sechs Jahren als Mitgründerin und Leiterin des Münchner Standorts des Plug and Play Tech Centers, dem aktivsten Early Stage Investor und der grössten globalen Innovationsplattform, den sie ab 2018 mit aufbaute, zog Rohr 2023 einen Schlussstrich. In dieser Zeit trieb sie die Zusammenarbeit mit 28 Innovationspartnern voran, darunter Roche, Sanofi, Novo Nordisk, Gates Foundation, NEOM und die Schwarz Gruppe. Sie begleitete mehr als 50 Investments und führte Accelerator-Programme sowie Corporate Venture Capital-Initiativen. Ihr Ziel nach dem Ausstieg: neue Perspektiven, Wachstum, ein geschärfter Fokus auf die Arbeit mit Menschen und die Suche nach der grössten Hebelwirkung. "Ich bin jetzt bereit, wieder in Führung zu gehen, Verantwortung zu tragen und etwas aufzubauen. Kurz: Ich möchte wieder in den Driver’s Seat."

Dabei ist selbst der Ort ihres zukünftigen Wirkens offen: München ist ihr Zuhause, doch San Francisco spielt in ihrer Vision eine Schlüsselrolle. "Ich war im Sommer wieder länger dort – man spürt sofort den Innovationsgeist dieser Stadt," sagt sie. "Man kann über die USA vieles sagen, aber die Menschen denken mehr in Möglichkeiten als in Problemen. Die "Can-Do-Attitude" motiviert mich, es ist positiver und es wird mehr umgesetzt. Die Bay Area ist einfach ein besonderer Ort für mich."

Rohr war schon früh viel unterwegs. Ihre Schulzeit verbrachte sie am Lyceum Alpinum Zuoz, gefolgt von Studienaufenthalten in London, Madrid, Guadalajara (Mexiko) und Buenos Aires. Ihr Sabbatical nutzte sie gezielt zur Weiterentwicklung, reiste in den Amazonas, nach Puerto Rico, Indien und in die USA, um neue Perspektiven zu gewinnen.

Ihre berufliche Laufbahn begann sie am African Leadership Institute von Desmond Tutu, wo sie Führungspersönlichkeiten mit Integrität und Weitblick förderte. "Die Arbeit mit diesen inspirierenden Alumni hat mich nachhaltig geprägt." Zurück in Europa arbeitete sie bei Rocket Internet als Venture Developer in Berlin, wo sie zwei Startups mitaufbaute. Danach wechselte sie zu EY in München, wo sie an einem bahnbrechenden Projekt mitwirkte: der Integration von Flüchtlingen ins deutsche Gesundheitssystem. "Das war mehr als nur Consulting – es hatte echten gesellschaftlichen Nutzen," betont sie. Das Projekt wurde wissenschaftlich publiziert, mit Rohr als Erstautorin.

Mit der Gründung des Münchner Standorts des Plug and Play Tech Centers stieg sie tiefer in die Start-up- und Innovationsszene ein. Sie baute die digitale Healthcare-Plattform Startup Creasphere gemeinsam mit Roche Diagnostics auf, auf der über 100 Pilotprojekte zwischen Start-ups und Corporates im Gesundheitswesen umgesetzt wurden – darunter Sanofi, Novo Nordisk oder die Gates Foundation. Rohr positionierte München für Plug and Play als wichtigen Hub für die Bereiche Health, Insurance und Retail. "Die Zusammenarbeit war unglaublich inspirierend," sagt sie rückblickend. Sie ist immer noch als Advisor tätig.

Aktuell liegt ihr Schwerpunkt auf ihrem Coaching- und Consulting-Business. Mit ihrem Unternehmen Frederike Rohr Coaching and Consulting (FRCC) begleitet sie Führungskräfte und Unternehmer, die an Wendepunkten stehen – beruflich oder privat. "Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, Ziele neu zu definieren und dabei authentisch zu bleiben," erklärt Rohr. Besonders in der Start-up-Welt wird Coaching zunehmend als strategischer Vorteil erkannt. "Solange ein Start-up klein ist, funktioniert vieles intuitiv. Doch mit Wachstum und Skalierung werden Führung und Management immer wichtiger."

Dabei ist ihre eigene Führungsphilosophie klar: Authentizität, Integrität, Walk the Talk, Ehrlichkeit, Empathie und Transparenz. Sie scheut keinen Konflikt, sondern sucht nach Lösungen. "Führung ist nichts, was man auf Seite 22 nachschlagen kann. Es geht um Erfahrung, Menschengespür und Umsetzungskraft, Mut zur Veränderung und starke, offene Kommunikation." Ihre Teamleads mussten immer Coaches haben – denn echte Führung ist ein ständiger Entwicklungsprozess und Persönlichkeitsentwicklung ist enorm wichtig.

Parallel hat Rohr während ihres Sabbaticals den Female Angel Club mitinitiiert, eine Plattform, die mehr Kapital in von Frauen gegründete Start-ups lenken soll. "Es fehlt nicht an Ideen, sondern an Zugang zu Netzwerken und Kapital," sagt sie. Angesichts der Tatsache, dass weniger als 10 % des globalen Venture Capital an Start-ups mit weiblicher Führung fliessen, ist ihre Mission umso relevanter.

Für Rohr ist klar: Ihr nächstes Kapitel wird sie erneut in eine Führungsrolle bringen. "Ich möchte mit einem starken Team wachsen und Dinge voranbringen." Doch egal, wo sie am Ende landet – eines bleibt sicher: Sie wird auch weiterhin Innovation treiben und Menschen inspirieren. "Echte Innovation beginnt bei uns selbst."

Fotos: beigestellt

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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