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Sei es der Wandel vom stationären Handel zum E-Commerce, die massive Ausweitung von Homeoffice oder die Automatisierung von Prozessen: Die Coronapandemie hat zahlreiche Unternehmen zu Veränderungen gezwungen. Intelligente Unternehmen werden den eingeschlagenen Weg der Digitalisierung und Flexibilisierung weitergehen, um sich langfristig Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Die digitale Transformation ist jedoch nicht der alleinige Erfolgsgarant – abhängig von der Branche sind auch strukturelle Veränderungen erforderlich.
Derzeit lassen sich die Unternehmen in dieser Hinsicht in zwei Gruppen einteilen: Zunächst existieren die „Champions“. Dies sind finanziell und digital sehr stark aufgestellte Unternehmen, die auch in der Krise kaum Blessuren erlitten haben. Demgegenüber gibt es Betriebe, denen ihr unzureichender Digitalisierungsgrad und ihre mangelhafte Zukunftsstrategie in der Krise massive Probleme bereitet haben. Solche Unternehmen sind typische Übernahmekandidaten. Für die „Champions“ sind Zukäufe aktuell besonders relevant, und der Zeitpunkt ist günstig, denn krisenbedingt geschwächte Wettbewerber können nun preiswert übernommen werden. Im Übrigen ist nicht nur der Zukauf von Konkurrenzunternehmen möglich – auch die Übernahme komplementärer Anbieter ist eine Option. Sie erlaubt die Erschliessung weiterer Marktsegmente. Gute Beispiele sind der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt sowie die strategische Partnerschaft von Edeka und der Drogeriekette Budnikowsky. Allgemein ist in den kommenden Jahren eine grosse Konsolidierungswelle zu erwarten; dies gilt besonders für fragmentierte Branchen.
Christian Saxenhammer
...gründete 2006 die Berliner Boutique-Investmentbank Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH, mit der er bereits mehr als 200 M&A-Transaktionen begleitet hat. Er gründete zudem ein internationales Netzwerk von M&A-Boutiquen mit Firmen in China, den USA, Brasilien, Grossbritannien, Singapur und Indien. Zuvor war er Managing Director bei der Lincoln International AG sowie Analyst bei der Commerzbank London.
Weiterhin werden wir in näherer Zukunft einige Zerschlagungen sehen. So gelang es der Warenhauskette Real beispielsweise nicht, in Eigenregie aus der Krise zu kommen. 92 Märkte gehen jetzt an Kaufland, 24 weitere Standorte an Globus. Hinter der Transaktion steckt der russische Investor SCP, der Real im Frühjahr 2020 erwarb und die Zerschlagung wahrscheinlich von Anfang an geplant hatte.
Und was bleibt für geschwächte Unternehmen, die nicht zerschlagen oder aufgekauft werden? In diesem Fall kommt es auf die Zukunftsaussichten des Geschäftsmodells und der Branche an. Oftmals ist eine Gesundschrumpfung der einzig zielführende Weg, um wieder in die Gewinnzone zu kommen und langfristig zu bestehen. Dies kann Bereiche wie den Tourismus ebenso betreffen wie die Mobilität. In der Automotive-Branche wird die Schrumpfung in den nächsten Jahrzehnten sogar massiv ausfallen – denn schon bald kommt ein Zeitalter, in dem längst nicht mehr jeder Haushalt einen oder sogar mehrere Pkws besitzen wird. Vielmehr werden wir erleben, wie sich On-Demand-Mobilität durchsetzt. In der Bewegung liegt die Kraft: Diese Erkenntnis ist für Unternehmen nicht neu. Ihre Bedeutung wurde durch die Coronakrise jedoch abermals mehr als deutlich. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die strategischen und strukturellen Weichen in Richtung Zukunft zu stellen.
Gastkommentar: Christian Saxenhammer
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.
Dieser Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 1/2–21 zum Thema „Innovation & Forschung“.