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Farhad Vladi hat in seinem Leben über 3.000 Privatinseln verkauft. Sein Geschäft reicht von Kanada bis Fidschi, von der Forbes-Familie bis zu Kellnern mit Träumen. Dabei könnte der gebürtige Hamburger noch viel mehr verkaufen – doch Privatinseln verkaufen die Eigentümer nur in Ausnahmefällen.
Farhad Vladi hat in seinem Leben über 3.000 Privatinseln verkauft – von Kanada bis zu den Fidschi-Inseln. Eine davon gehörte einst der Forbes-Familie. Der Käufer: Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Es war nicht die spektakulärste, aber eine der symbolträchtigsten Transaktionen in Vladis Karriere.
Rund 30 Inseln verkauft Vladi pro Jahr. „Ich könnte viel mehr verkaufen, wenn ich die Verfügbarkeit hätte“, sagt Farhad Vladi. Doch der Markt ist klein – und träge: „Wer eine Insel hat, verkauft sie ungern.“ Es sind die „drei Ds“, die Bewegung in den Markt bringen: Death, Debt, Divorce. „Das sind nahezu die einzigen Gründe, warum Inseln auf den Markt kommen – und die wünsche ich niemandem“, so Vladi.
Doch sie kommen vor, und dann kommt Vladi ins Spiel. Es gibt weltweit nicht wahnsinnig viel Konkurrenz und laut Vladi jedenfalls niemanden, der das Geschäft so kennt wie er. „Es gibt viele, die online hübsche Bilder posten, aber keine Ahnung haben. Am Ende zählen Vertrauen, Transparenz – und Menschlichkeit.“ Denn bei Inseln komme es nicht nur auf Zugang an; Makler müssten die Gegebenheiten kennen, die Infrastruktur, die Vor- und Nachteile einer Insel. Wenn Vladi über das Thema zu sprechen beginnt, merkt man seine Leidenschaft: Seit über 50 Jahren handelt der studierte Geologe mit Inseln. Seine Büros liegen in Hamburg und Kanada, aber es ist ein globales Geschäft. Und es unterscheidet sich laut Vladi doch deutlich von jenem klassischer Immobilienmakler – eine Insel verkauft man nicht wie eine Eigentumswohnung in einer Grossstadt. „Da machst du die Tür auf, führst den Kunden herum, schüttelst ihm die Hand – und nach einer Stunde ist alles vorbei.“ Bei Vladi ist es anders. Eine Insel – das ist ein Gefühl, Intuition, Energie. „Ich reise mit meinen Kunden, lasse sie auf der Insel aber immer allein. Sie sollen die Atmosphäre spüren; hören, wie das Wasser klingt; sehen, was da ist – und was nicht.“ Danach sind die potenziellen Käufer entweder überzeugt – oder sie entscheiden, dass die Insel eben nicht „ihre“ sei. „Dann suchen wir eben weiter“, so Vladi.
In seiner internen Kartei verzeichnet er rund 12.000 bis 13.000 Inseln – in jenen Ländern, in denen Ausländer überhaupt kaufen dürfen. „Indonesien, Thailand, die Philippinen – das sind alles absolut Traumdestinationen. Aber für Ausländer ist der Kauf von Privatinseln dort nicht erlaubt.“ Vladi hofft auf eine Wende. Länder wie Neuseeland hätten es vorgemacht: Jahrzehntelang ausgeschlossen, heute möglich – unter Auflagen. „Wenn jemand verspricht, die Natur zu schützen, hat er Chancen.“ Und dann? „Dann kommen sofort 200 oder 300 Inseln auf den Markt.“
Dabei liegt Vladis Geschäftsgebiet nicht immer nur in Regionen, wo man sich klassischerweise Inseln vorstellt. Natürlich macht er auch Transaktionen auf den Seychellen oder den Malediven; doch auch Inseln vor der Ostküste Kanadas, in der Nähe von Schottland, in Schweden oder Norwegen fänden viel Interesse. Und selbst in der Schweiz gebe es Privatinseln: „Etwa 35 Stück, in Seen. Ich habe die Eigentümer alle angerufen. Jeder sagte: ‚Sie können gerne mit dem Helikopter drüberfliegen – aber denken Sie bloss nicht, dass wir verkaufen wollen.‘“

Die Kunden sind bunt gemischt. Und immer wieder betont Vladi auch, dass Privatinseln nicht unbedingt Millionen kosten müssen. „Wir verkaufen an Leute aus dem Silicon Valley, aber auch an Tischler, Zahnärzte, Lehrer. Einmal hat mir ein Kellner aus Stuttgart eine kleine Insel in Panama abgekauft. Seine Mutter hat ihm das Geld geliehen: 30.000 €. Das war sein Lebenstraum, den er sich erfüllen konnte.“
Was Vladi gelernt hat: Es gibt keinen typischen Inselkäufer. „Ich dachte früher: Vielleicht Männer Mitte 40, gerade geschieden, die suchen Ruhe – dann würde ich vor dem Scheidungsgericht meine Broschüren verteilen. Aber es ist völlig durchmischt.“ Unternehmer, Banker, Ärzte, Künstler. Aus Europa, Nordamerika, Asien; „viele Schweizer, viele Österreicher, viele Deutsche.“
Auch die Preise sind weniger abgehoben, als man vielleicht denken würde. „Wenn du dir ein gutes Auto leisten kannst, kannst du dir auch eine Insel leisten“, sagt er. In Kanada, Irland oder Skandinavien, wo die Saison deutlich kürzer ist als in südlicheren Gefilden, starten die Preise bei rund 100.000 € – mit Hütte oder Anleger. Wer mehr will – Privatstrand, Villa, Landebahn –, kann auch 30 Mio. US-$ ausgeben; oder mehr. „Einmal habe ich eine Insel in Fidschi verkauft – 75 Millionen. Aber das passiert alle zehn Jahre.“ Sein „Tagesgeschäft“ spiele sich zwischen 250.000 und fünf Mio. € ab.
Die Rendite einer solchen Insel? Vladi schätzt den Wertanstieg auf rund 10 % pro Jahr. „Die meisten Inseln steigen konstant im Wert, weil sie seltener werden.“ Viele Käufer behalten ihre Insel ein Leben lang. „Sie pflanzen Bäume. Ihre Kinder wachsen dort auf. Das gibt man nicht mehr her.“
Ich lasse die Menschen gerne auf der Insel allein. Wer eine Insel kauft, muss sie spüren – nicht rechnen.
Farhad Vladi
Vladi besitzt auch eine eigene Insel, in Neuseeland. Gekauft hat er sie vor 30 Jahren, an einen Verkauf denkt auch er nicht. Beim Abschied vom Eiland, wenn das Boot ihn und seine Familie nach dem Aufenthalt wieder abholt, empfindet Vladi jedes Mal dasselbe: „Das ist, als würde mich der Henker holen. Ich denke: Warum bleiben wir nicht einfach hier?“
Es gibt Fälle, wo Käufer auf ihn zukommen und er zufällig genau die passende Insel im Angebot hat. Andere Verkaufsprozesse können sich aber auch deutlich länger ziehen. Einmal begleitete er einen bekannten deutschen Schauspieler. „Wir haben 27 Inseln besucht. Nichts passte. Dann flogen wir nach Südfrankreich – und dort war sie. Die richtige.“ Solche Begegnungen prägen ihn. „Eine Insel hat wie ein Mensch eine Ausstrahlung. Entweder es passt – oder eben nicht.“
Die Arbeit beginnt lange davor. Vladi kennt jedes Grundstück, jeden Eigentümer, jede Hürde. Seit über 30 Jahren katalogisiert er Privatinseln in einer eigenen Datenbank. Zudem erstellt seine Firma aufwendige Fotografien, Drohnenvideos, topografische Karten, historische Dokumente – „manchmal sogar Seekarten aus dem 15. Jahrhundert“. Denn die Käufer würden sich freuen, wenn ihre Insel in historischen Dokumenten früh erwähnt wird. Auch das Wissen über die Inseln selbst ist essenziell: Die Infrastruktur, die Stromversorgung, ein Bootsanleger – alles muss bekannt sein, alles muss stimmen. Denn auch vermeintlich banale Fragen wie etwa die richtige Abfallentsorgung können in seinem Geschäft den Ausschlag geben, ob ein Käufer Ja oder Nein sagt. Und auch rechtlich will Vladi seine Kunden unbedingt abgesichert wissen. „Jeder Inselkäufer muss ein Testament machen. Sonst können Erben je nach nationalem Recht im Todesfall des Eigentümers jahrelang auf die Übertragung warten – das kostet ein Vermögen.“
Auch die Due-Diligence-Prüfungen sind oft komplex. Nicht jede Insel darf bebaut werden, nicht überall gibt es Strom oder Wasser. Hinzu kommen nationale Gesetze, die beachtet werden müssen. „In vielen Ländern verpachtet der Staat Inseln für 70 oder 90 Jahre, verkauft aber nicht. Davon rate ich in der Regel ab.“ Vladi vermittelt nur unumschränktes Eigentum. „Freehold. Alles andere ist nicht solide.“

Doch nicht jeder kauft – zumindest nicht gleich. Manche mieten die Inseln als Test, um ein Gefühl zu bekommen. „Es gibt viele Insel-Fans, die jedes Jahr woanders hinwollen. Heute Bahamas, morgen Polynesien, übermorgen Schweden.“ Auch Prominente zählen dazu: „Sie geniessen die Anonymität, und wenn die Öffentlichkeit erfährt, wo sie waren, sind sie schon wieder weg.“ Und naturgemäss hatte Vladi auch den einen oder anderen Star unter seinen Kunden – einen Namen, den er nennt: Beatles-Star Paul McCartney hat er einmal eine Insel vermietet.
Selbst wer kauft, nutzt seine Insel oft nur zwei, drei Monate im Jahr. „Wir empfehlen auch Eigentümern, die Grundstücke zu vermieten. Das bringt Geld – und hält die Infrastruktur am Laufen. Die Boote fahren, das Haus bleibt in Schuss. Eine verwilderte Insel kostet mehr, als sie bringt.“ Und der Klimawandel? „Ich sage immer: Wenn der Meeresspiegel zwei Meter steigt, bekommt mein erster Kunde nasse Füsse. Dann haben wir aber auch ganz andere Probleme – dann stehen nämlich auch Hamburg und Amsterdam längst unter Wasser.“ Seine eigene Insel in Neuseeland liegt auf 330 Meter Höhe.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf Öffnung: dass Länder wie Indonesien oder Thailand den Schritt wagen und Ausländern den Kauf von Privatinseln ermöglichen; dass Genehmigungen wie in Norwegen vergeben werden, nicht nach Pass, sondern nach Plan. „Die dortige Behörde stellt Fragen wie: Was haben die Käufer mit der Insel vor? Wollen Sie die Natur schützen oder die Insel zubetonieren? Das ist die relevante Frage.“ Das gilt aber für Norweger genauso wie für Ausländer.
Und was bleibt von Farhad Vladi, der seit einem halben Jahrhundert im Geschäft ist und 2025 seinen 80. Geburtstag feiert? Die Zukunft des Unternehmens könnte womöglich bereits gesichert sein: Farhad Vladis Sohn arbeitet bereits im Familienunternehmen – in der Niederlassung in Kanada. Dort kümmert er sich um die Grundschuldsverwaltung und lernt das Geschäft von der Basis auf kennen. „Das ist wichtig“, sagt Vladi senior – „man muss verstehen, wie Immobilien funktionieren, bevor man Inseln vermittelt.“
Ob er einmal in die Fussstapfen seines Vaters tritt? Vladi macht keinen Druck: „Er soll selbst entscheiden, ob er diesen Weg gehen will.“ Das Geschäft sei speziell – eine internationale Nische, in der Vertrauen, Geduld und Gespür entscheiden. „Aber wenn jemand das mitbringt, dann er.“
Farhad Vladi, 1945 in Hamburg geboren, hat über 3.000 Privatinseln verkauft und gilt als führender Experte auf seinem Gebiet. Der studierte Geograf führt ein weltweites Archiv mit rund 13.000 Inseln und besitzt selbst eine in Neuseeland.
Fotos: Vladi Private Islands