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Taylor Swift ist Milliardärin. Mit den Einnahmen aus ihrer „Eras Tour“ schaffte es die Ausnahmekünstlerin endgültig, in den Wirtschafts-Olymp vorzudringen. Dabei ist Swift eine der ganz wenigen, die es einzig und allein mit ihrer Musik auf die Billionaires List schafften. Doch der Einfluss der Sängerin geht weit über ihr eigenes Vermögen hinaus – und könnte im Herbst sogar die US-Präsidentschaftswahl entscheiden.
Im April 2024 war es schliesslich so weit: Taylor Swift schaffte es offiziell und erstmals auf die alljährliche Forbes World’s Billionaires List. Zwar reichte es vorerst „nur“ zu Platz 2.545 unter den insgesamt 2.781 Milliardären, die Forbes dieses Jahr weltweit für die Liste identifiziert hat – doch Swifts Vordringen in den Klub jener Menschen, die sich ein neunstelliges Vermögen erwirtschaftet haben, ist in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich. Denn die Sängerin ist keineswegs die erste oder einzige Musikerin, die sich „Billionaire“ nennen darf; das schafften zuvor etwa Jay-Z oder auch Rihanna.
Doch Swift ist – wie in anderen Bereichen – auch in Bezug auf ihr Vermögen ungewöhnlich, denn sie hat die Milliarde einzig und allein mit ihrer Musik geknackt. Während Branchenkollegen das grosse Geld mit lukrativen unternehmerischen Projekten abseits der Musik verdienten, war das für Swift gar nicht nötig: Streaming und insbesondere ihr Musikkatalog (dazu später mehr) legten das Fundament. Den entscheidenden Boost in Sachen Vermögensaufbau brachte dann aber ihre 2023 gestartete „Eras Tour“.
Damit hat sich Swift endgültig als aussergewöhnlich begabte Geschäftsfrau etabliert. Doch sie hat auch auf anderen Ebenen viel Einfluss: Der Taylor-Swift-Effekt zeigt sich in der US-Wirtschaft (laut Federal Reserve verschaffte die „Eras Tour“ der US-Ökonomie einen kurzfristigen Aufschwung), in der Musikbranche (Swift ist massgeblich am Wandel der Industrie beteiligt), im Sport (ihre Beziehung zu NFL-Star Travis Kelce verschaffte dem Sport ungeahntes Interesse) – und auch in der Politik: Experten zufolge könnte Swift sogar die US-Präsidentschaftswahl 2024 entscheidend beeinflussen.
Taylor Swift ist ein Phänomen. Doch ihre unternehmerische Geschichte ist nicht singulär zu sehen, sondern eng mit ihrer Kunst, aber auch dem Umbruch in der Musikindustrie, der Rolle von Social Media in unserer Gesellschaft sowie der Frage, wie politisch Musiker eigentlich sein dürfen und sollen, verbunden.
Die „Eras Tour“ ist bereits heute die kommerziell erfolgreichste Musiktournee aller Zeiten. Die Shows lukrierten bisher insgesamt bereits über eine Mrd. US-$ – und das, obwohl von den insgesamt 152 geplanten Shows erst 60 absolviert wurden. Taylor Swift selbst verdiente im ersten Teil der Tour rund 190 Mio. US-$, weitere 35 Mio. US-$ kamen aus den Erlösen des zugehörigen Konzertfilms „Taylor Swift: The Eras Tour“, der ebenfalls bereits jetzt der erfolgreichste Tourfilm aller Zeiten ist. Insgesamt bringen die Royaltys, die Swift für ihre Musik erhält, sowie die Toureinnahmen ihr rund 500 Mio. US-$.
Das Verhältnis zeigt auch, wie relevant Liveshows als Umsatzstrom für Künstler geworden sind. Durch den Aufstieg von Streaming ist der Verkauf von Schallplatten oder CDs quasi irrelevant geworden – Streaming ist zwar weiterhin eine wichtige Einnahmequelle, je nach Deal mit den grossen Plattformen müssen Künstler aber Unmengen an Streams schaffen, um relevant Geld zu verdienen.
Swift kommt dabei zugute, dass sie den Grossteil ihrer Songs selbst schreibt. Bei rund 25 % ihrer Lieder ist sie die einzige Person mit einem Songwriting-Credit, bei anderen gab es Songwriter, die mitgearbeitet haben. Das ist insofern wichtig, weil es vereinfacht gesagt zwei Arten von Rechten gibt: Master Rights und Publishing Rights. Erstere werden an Künstler oder eben das Plattenlabel (je nachdem, wer die Rechte besitzt) ausgeschüttet, wenn ein Lied abgespielt oder reproduziert wird (also auch Streams, Radio etc.). Publishing Rights decken die musikalische Arbeit ab und liegen in der Regel beim Songwriter und/oder Komponisten der Musik. Hier bekommen die Rechteinhaber also Geld, wenn die Musik in Live-Performances, auf CDs oder auch für Lizenzen (etwa in Videospielen) genutzt wird. Da Swift ihre Songs in der Regel selbst schreibt und komponiert, bekommt sie Geld für diese Einsatzgebiete.
Heute wird sie aber auch für ihre Master Rights entlohnt. Wie relevant diese Rechte sind, zeigen die Zahlen: Denn die zweite Hälfte von Swifts Milliardenvermögen, also rund 500 Mio. US-$, entfallen auf den Wert ihres Musikkatalogs. Dass dieser Wert mittlerweile Swift zugeschrieben wird, hängt mit einem jahrelangen Rechtsstreit zusammen – Swift begann ihre Karriere beim Plattenlabel Big Machine Records, das damals von Scott Borchetta geleitet wurde. Swift war 15 Jahre alt, als sie ihren Vertrag unterschrieb, der unter anderem auch besagte, dass die Master Rights an ihren Alben eben dem Unternehmen gehörten und nicht Swift selbst.
Der Unternehmer Scooter Braun kaufte Big Machine Records 2019 für rund 300 Mio. US-$, inklusive Swifts Katalog. Als Braun sich weigerte, ihr die Rechte an ihren Alben zurückzuverkaufen, fühlte sich Swift um ihr Lebenswerk betrogen. Also nahm sie die davon betroffenen ersten sechs Studioalben einfach neu auf. Damit ihre bekanntermassen loyalen Fans eindeutig wissen, welche Songs „ihre“ sind, benannte sie alle Lieder mit dem Zusatz „Taylor’s Version“. Viele der neu aufgenommenen Songs stiegen auf Platz eins der Billboard Charts ein – und alle Rechte daran gehören Swift. Wie übrigens auch jene an ihren neuen Alben; das war ein Teil des Deals, den die Künstlerin bei ihrem Einstieg beim Musikgiganten Universal machte.
Taylor Swift wurde 1989 in Reading, einer Stadt in Pennsylvania, geboren. Ihr Vater war Vermögensberater bei der US-Bank Merrill Lynch, ihre Mutter gab ihren Job auf, um sich um die Kinder zu kümmern. Unter anderem ihre Grossmutter, eine Opernsängerin, entzündete bei Swift die Liebe zur Musik. Da die junge Taylor offensichtlich schon früh wusste, dass sie Musikerin werden wollte – und ausreichend Talent bewies –, zog ihre Familie nach Tennessee, in die Nähe von Nashville, dem Zentrum der Countrymusik.
Swift wurde im Teenager-Alter von zahlreichen Plattenlabels abgelehnt. Im Alter von 15 Jahren unterschrieb sie dann bei Big Machine Records ihren ersten Vertrag, mit 16 brachte sie ihr Debütalbum „Taylor Swift“ heraus. Das Album wurde in den USA mit siebenmal Platin ausgezeichnet; sie schloss die Schule im Fernunterricht ab und widmete sich in der Folge ausschliesslich der Musik.
Es folgten drei weitere Country-Alben, bevor sich die Sängerin mit dem 2014 veröffentlichten Album „1989“ dem Pop zuwandte. Insgesamt produzierte Swift elf Studioalben, verkaufte 114 Millionen Stück davon, gewann 14 Grammys, 40 American Music Awards und einen Emmy; eine mehr als beeindruckende Bilanz für eine 34-Jährige. Ihre Tourneen waren immer schon gross, die „Eras Tour“ übertraf aber noch einmal alles: 152 Shows über 21 Monate auf drei Kontinenten, die Einnahmen pro Konzert liegen schätzungsweise bei über 17 Mio. US-$. Der zwischenzeitliche wirtschaftliche Aufschwung, den Städte oder Regionen, in denen Swift Konzerte spielte, erlebten, wurde in Medien sogar schon als „Swiftonomics“ bezeichnet.
Mit politischen Aussagen hielt sie sich lange zurück, unter anderem wegen des Schicksals der weiblichen Countryband The Chicks (vormals The Dixie Chicks), der nach einem abfälligen Kommentar über den damaligen US-Präsidenten George W. Bush viel Hass entgegenschlug. Doch während sie zu Beginn ihrer Karriere von konservativen und ultrakonservativen Kreisen verehrt wurde, unterstützte Swift 2018 medienwirksam den Demokraten Phil Bredesen für den Senatorenposten ihrer Wahlheimat Tennessee. Dieser verlor zwar gegen die konservative Marsha Blackburn, doch der Anstieg der Registrierung neuer und vor allem junger Wähler direkt nach Swifts Social-Media-Post zeigte, welchen Einfluss die Künstlerin haben kann.
Swift positioniert sich weitgehend liberal, spricht sich für Gender Equality und Rechte für die LGBTQ-Community aus, aber auch für das Recht auf Abtreibung sowie gegen Rassismus. Vor allem aber spricht sie sich gegen Donald Trump aus. Und obwohl sie dafür auch viel Gegenwind kassiert, tut es ihrer enormen Popularität keinen Abbruch: In einer Umfrage 2023 bezeichneten sich 53 % der US-Amerikaner als Fans von Taylor Swift und rund ein Sechstel als „Swiftie“, also als Hardcore-Fan der Musikerin. Zum Vergleich: Die Beliebtheitswerte von Joe Biden lagen zuletzt bei 38 %, während ihn 56 % ablehnen.
Swift hat sich bis jetzt nicht eindeutig für einen der beiden Kandidaten ausgesprochen, doch das Biden-Camp hofft noch auf ein Endorsement – denn Taylors Fans könnten das voraussichtlich bis zuletzt enge Rennen für den demokratischen Amtsinhaber entscheiden.
Doch auch anderweitig zeigt sich Swifts Einfluss. Dan Fleetwood, President des Marktforschungsinstituts Question Pro Research and Insights, sagte etwa: „Wenn Taylor Swift eine Volkswirtschaft wäre, wäre sie grösser als 50 Länder dieser Erde.“ Zugleich führte Swifts Beziehung mit Footballstar Travis Kelce Schätzungen zufolge zu einem Plus von über 330 Mio. US-$, was den Marktwert der Liga (NFL) sowie des Teams (Kansas City Chiefs) angeht.
Wie stark das Vermögen und damit auch der Einfluss von Swift noch wachsen könnten, lässt sich nur erahnen. Klar scheint nur, dass der Eintritt in die Billionaires List nur der Anfang sein dürfte. Schätzungen zufolge könnte Swift alleine mit ihrer „Eras Tour“, die nach dem Start in den USA 2024 in Europa und Asien fortgesetzt wird, letztendlich über vier Mrd. US-$ verdienen. Zudem veröffentlichte Swift im April 2024 ihr elftes Studioalbum „The Tortured Poets Department“, was nicht nur frische Einnahmen aus Streaming und Co bringt, sondern auch den Wert ihres Musikkatalogs weiter steigen lässt.
Und dass Swift, die den Umgang mit den sozialen Medien sowie der traditionellen Presse beherrscht wie kaum eine andere Person, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere einfach aufhört, scheint unwahrscheinlich. Einzig die Frage, ob sie am Ende tatsächlich dafür sorgen kann oder will, dass Donald Trump nicht ins Weisse Haus einzieht, ist noch offen. Sie wäre nicht die erste Milliardärin, die ins politische Geschehen ihres Landes eingreift. Mit grosser Wahrscheinlichkeit aber eine der jüngsten – und ungewöhnlichsten.
Taylor Swift wurde 1989 in Pennsylvania geboren. Sie ist eine der erfolgreichsten Musikerinnen aller Zeiten und schaffte es 2024 mit einem Nettovermögen von 1,1 Mrd. US-$ erstmals auf die Forbes World’s Billionaires List.
Text: Alex Konrad und Phoebe Liu
Fotos: Getty Images