HOCH HINAUS

Der Unternehmer Markus Schafferer will kreative Projekte umsetzen, die städtebaulichen Mehrwert bieten. Mit diesem Ansatz hat der Tiroler die Pema Holding zu einem der grössten Immobilienentwickler Österreichs gemacht.

Das Palais Equitable am Stock-im-­Eisen-Platz ist eine der exklusivsten Adressen Wiens. Das Gebäude mit Blick auf den Stephansdom beeindruckt einerseits durch die Lage, andererseits aber auch durch seine pompöse Fassade. Von Archi­tekt Andreas Streit geplant und 1891 fertiggestellt, diente es der ­US-Versicherungsgesellschaft Equitable als Sitz. Die ­Verbindung in den Westen zeigt sich noch heute durch den amerikanischen ­Adler, ein Wikingerschiff auf dem Dach soll die Überfahrt aus New York symbolisieren. Seither ­erlebte das Haus zahlreiche Mieter unter­schiedlichster ­Tätigkeitsbereiche. Heute ist einer davon Markus Schafferer mit der Pema Holding.

Dass sich Schafferer mit seinem Immobilienunternehmen nicht in der günstigen Peripherie, sondern in einem der repräsentativsten Häuser der Wiener Innenstadt niederlässt, überrascht nur auf den ersten Blick. Denn Schafferer ist dafür bekannt, Ästhetik und Kreativität in seinen eigenen Bauprojekten zu schätzen – und tut dies offensichtlich auch bei den ­eigenen Büroräumlichkeiten. „Die Pema steht für kreative Immobilien-Developments. Wir entwickeln keine Standardlösungen, sondern wollen einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten oder Impulse für die Stadtentwicklung setzen und sind immer an einer zeitgemässen Umsetzung interessiert.“ Bekannt wurde die 2005 von Schafferer gegründete Pema vor ­allem für seine drei Pema-Turmprojekte in Innsbruck, insbesondere den ersten namens Headline. Dass alle drei davon Hochhäuser sind – und 2014 auch der Porr-Tower vom Branchenkollegen gekauft wurde –, begründet Schafferer nicht mit einem besonderen Faible, sondern mit Pragmatismus. „Tirol hat aufgrund seiner Lage sehr wenige Bauflächen, von daher geht es eigentlich nur noch in und um die Höhe.“

Wir suchen nach Chancen, haben aber keinen Druck, riesige Volumina zu bewegen.

Dass er das erste Hochhaus in der Innsbrucker Innenstadt seit den Olympischen Spielen 1976 errichtete, verschaffte Schafferer viel Aufmerksamkeit – doch insbesondere der zweite Turm brachte ihm auch einiges an Kritik ein: Laut Medienberichten sei der Turm angeblich genehmigt worden, um im durchaus teuren Innsbruck leist­baren Wohnraum zu schaffen. Letztendlich wurde jedoch ein Grossteil der Wohnungen an ­einige wenige Abnehmer verkauft, 66 der 173 Einheiten gingen laut Tiroler Tageszeitung an die Pema-Eigen­tümer Markus Schafferer und Herbert Koch selbst. Schafferer selbst sieht die Diskussion gelassen: „Das ist eine politische Diskussion, die mit der Pema nichts zu tun hat. Leistbares Wohnen in einem Hochhaus, das als Landmark gelten soll, war nie ein Thema. Das Projekt ­wurde zudem ausschliesslich durch ­private Gelder finanziert.“

Dass die Pema auch anders bauen kann, zeigt sich bei der Revitalisierung der ehemaligen Bank-Austria-Zentrale, dem „Haus am Schottentor“. Das jüngste Prestigeprojekt des Unternehmens wurde kürzlich voll verwertet. Auch hier suchte sich Schafferer ein nicht ganz einfaches Objekt, musste beispielsweise eng mit dem Denkmalamt zusammenarbeiten, um die nötigen Veränderungen durchführen zu können.

Trotz zahlreicher ­Projekte mangelt es Schafferer nicht an Ideen. Druck, diese umsetzen zu müssen, sieht er aber nicht. „Wir als Familienunternehmen sind so gestrickt, dass wir zwar nach Chancen suchen, aber keinen Druck haben, riesige Volumina zu bewegen.“ Seine Pläne verfolgt er nach zwölf Jahren als Alleineigen­tümer seit 2017 mit der Familie Koch, den ehemaligen Eigentümern der Kika-­Leiner-Gruppe, an seiner Seite. Und so will der ­Tiroler seiner Philosophie zwar auch in Zukunft im Kern treu bleiben, diese aber Stück für Stück erweitern – auch im Ausland.

Markus Schafferer
... studierte Rechtswissenschaften in Innsbruck. Bereits während des Studiums war er als Kunsthändler tätig. 2005 gründete der heute 41-Jährige die Pema Holding, die für ihre Immobilienprojekte in Innsbruck und Wien bekannt ist.

Schafferer studierte zwar Rechtswissenschaften, Jurist ­wollte er aber nie werden. ­Seine Eltern führten eine Kunstgalerie, Schafferer fing bereits während des Studiums an, ebenfalls in der Branche zu arbeiten. Während die ­Eltern ­jedoch vorrangig im mittleren Preissegment tätig waren, wählte Schafferer ein anderes Feld: „Mein Tätigkeitsbereich war ­hochpreisig.“ Seine Kunden kamen vor allem aus (Süd-)Tirol. Gespräche mit Unter­nehmerfamilien führten zu der Idee, gemeinsam in Bestandsimmobilien zu investieren, etwa in aufstrebenden Städten in Deutschland, Tschechien oder Ungarn. Schafferer fasste Fuss im Immobiliengeschäft, bevor er 2005 im Alter von 27 Jahren mit Partnern die Pema Holding gründete, wobei er schliesslich 100 % der Anteile hielt. Seiner Kunstaffinität geht Schafferer heute nur noch privat nach.

Das erste grosse Projekt war das Outlet-Center am Brenner, wirklich bekannt wurde die Pema jedoch mit dem Headline-Turm am Innsbrucker Hauptbahnhof. Schritt für Schritt wuchs der Entwickler, baute neben Headline zwei weitere Türme in der Tiroler Hauptstadt. 2017 wurde dann der Gesellschafterkreis erweitert: 100 Millionen € liess sich Herbert Koch 49,99 % der Anteile an der Pema Holding kosten. Man kannte sich bereits aus gemeinsam umgesetzten Projekten – was nicht heisst, dass es Schafferer nicht schwergefallen ist, ­Anteile ­abzugeben. „Unternehmensbeteiligungen sind wie eine Ehe: Hoffentlich weiss man, worauf man sich einlässt. Mit der Unternehmerfamilie Koch hatten und haben wir aber schon viele Jahre ein gutes Auskommen.“

Die Eigenkapitalquote will der Unternehmer unbedingt beibehalten – unter Umständen auch mit neuen Partnern: „Wir halten weiterhin bei einer Eigenkapitalquote zwischen 30% und 40% und fühlen uns in dieser Situation recht wohl. Für die Durchführung etwaiger weiterer Projekte sind wir aber externen Partnern gegenüber natürlich immer aufgeschlossen.“ Obwohl der Fokus der Pema klar auf Österreich liegt, ­könnte auch das Ausland in naher Zukunft spannend werden. Als Ende 2016 und Anfang 2017 ­Bruno Ettenauer, ehemaliger Chef der Immobiliengesellschaft CA Immo, beziehungsweise Werner Faymann, ehemaliger Bundeskanzler Österreichs, als Berater an Bord kamen, hiess es in den Medien, die Pema wolle die Expansion ins Ausland vorbereiten.

Der Fokus unseres Engagements ist weiterhin Österreich. Wir sondieren aber auch Projekte im näheren Ausland.

Und tatsächlich streckt Schafferer seine Fühler aus: „Der zentrale Fokus unseres Engagements ist weiterhin auf Österreich gerichtet. Wir sondieren gleichzeitig aber auch Projekte im näheren Ausland, in Deutschland, aber auch etwa in Mailand und Zagreb.“ Konkrete Projekte will er nicht nennen – einzig, dass man ­interessante kreative ­Projekte umsetzen will, mit denen ein gesellschaftlicher und städtebaulicher Mehrwert zu erzielen ist.

Im Oktober 2017 waren – ­gemessen am Kaufpreis – auch die heute noch im Besitz von ­Markus Schafferer befindlichen 50,01 % an der Pema Holding rund 100 Milli­onen € wert. Damit zählt der ­Immobilienunternehmer, dessen Privatvermögen Schätzungen zufolge bei rund 200 Millionen € liegen soll, zu den reichsten Österreichern. Mit aktuell 110.000 Quadrat­metern Fläche in Entwicklung ­sowie einer Milliarde € Projekt­volumen ­dürfte der Erfolg des 41-Jährigen noch nicht zu Ende sein. Auch, weil ihn auch andere Felder interessieren: „Der Fokus der Pema ist klar auf Immobilien gerichtet. Für die Tätigkeitsbereiche meiner Familienholding sind aber auch andere Branchen spannend.“ Auf seine Ziele angesprochen gibt sich Schafferer bescheiden: „Es ist ein Zeitgeist, zu glauben, dass Erfolg nur materiell messbar ist. Mir geht es darum, ob ich etwas sehr gut mache und ob ich Freude daran habe – denn dann bin ich auch erfolgreich.“

Text: Klaus Fiala
Fotos: David Višnjić

Der Artikel ist in unserer Dezember-Ausgabe 2019 „Sicherheit“ erschienen.

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