ES LEBE DER SPORT

ABB elektrifiziert Sportstätten auf der ganzen Welt. So auch die Generali Arena im 10. Wiener Gemeindebezirk. Nach der bevorstehenden Übergabe der Sparte Power Grids an Hitachi will der Konzern künftig seine Position als Technologieführer bei der digitalen Transformation von Industrien weiter stärken.

Während 90 Minuten lang gespannt alle Blicke auf das runde Leder gerichtet sind, arbeiten im Hintergrund die zahlreichen Produkte und Systeme des Schweizer Energie- und Automatisierungskonzerns ABB mit ähnlicher Spannung: Die Generali Arena am Wiener Laaer Berg wirkt zunächst wie jedes andere Stadion seiner Grössenordnung. Das Besondere an dem Bau bleibt auf den ersten Blick verborgen, denn die hier zur Anwendung kommenden Gebäudetechnik- und Elektrifzierungslösungen sind auf dem neuesten Stand der Technik. Dabei war es für den Vorstandsvorsitzenden von ABB Österreich, Franz Chalupecky, selbst bekennender Fan der hier beheimateten FK Austria Wien, wichtig, die Stadionerfahrung der Fans zu verbessern. „Wenn ich nicht auf Geschäftsreisen im Ausland bin, besuche ich das Stadion gut einmal die Woche. Als Fan ist es so etwas wie mein zweites Wohnzimmer. Neben den neuen technischen Massstäben, die wir setzen wollten, war es uns auch ein grosses Anliegen, den Wohlfühlfaktor in den Zuschauer- und Loungebereichen zu erhöhen.“

Die Generali Arena ist durch den Umbau darüber hinaus zum ersten nachhaltigen Fussballstadion Österreichs geworden, was in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen gelang. Der Schwerpunkt in der Neubelebung der Veranstaltungsstätte lag für die ABB vor allem bei der Implementierung intelligenter Gebäudetechnik und der Umsetzung neuer Elektrifizierungsmassnahmen. „Getreu dem Konzern-Motto: Bewegen wir die Welt, ohne die Erde zu verbrauchen“, so Chalupecky.

1925 erbaut, wechselte das Stadion bereits mehrmals seinen Namen: Ins Leben gerufen von der in Wien ansässigen tschechischen Minderheit als „Č​eské-srdce“-Platz, wurde es 1974 nach dem damaligen Präsidenten des Wiener Fussballverbands Franz Horr umbenannt, bevor es schliesslich 2010 durch das Sponsoring des Versicherungskonzerns Generali zu seinem heutigen Namen kam. Die Heimat des Fussballclubs FK Austria Wien, dem Verein der „Veilchen“, verfügt über eine Kapazität von 17.500 Zuschauern (bzw. 15.000 in internationalen Bewerben). 2016 erfolgte die Umsetzung der geplanten Neuerungen mit den innovativen Produkten und Systemen von der ABB AG, welche den entsprechenden Teil der Ausschreibung gewonnen hatte.  Die Installation dieser erfolgte im Stadion durch die Elektro Schwarzmann Ges.m.b.H., welche für die Elektro-, Sicherheits- und medientechnischen Anlagen der Generali Arena verantwortlich ist.

Die 21 Schaltschränke in der unterirdischen Zentrale des Niederspannungsnetzes zeichnen sich durch die niedrigen Betriebskosten sowie die langen Wartungsintervalle aus. Eine weitere massive Neuerung ist das ABB i-bus®​ KNX-System, ein umfangreiches Gebäudeautomationsnetz, welches von Touchscreen-Bildschirmen mit Fingerprint-Erkennung gesteuert wird. Damit kontrolliert werden Beleuchtung und Beschattung, Heizregulation, Klimatechnik und Belüftung. Darüber hinaus wurde das Stadion mit sogenannten Trockentransformatoren von ABB beliefert, die sich anstelle von Öl eine Vakuum-Giessharztechnologie zu Nutze machen. Neben der Optimierung von internen Prozessen und der Energieeffizienz, sollen aber Besucher wie Chalupecky selbst das Smart-Building-Portfolio von ABB erleben können. Neben den verbesserten VIP-Bereichen, in denen das Abspielen von Musik und Lichtspiele über wenige Berührungen am Touch-Bildschirm möglich ist, verbessern auch die sogenannten Busch-Präsenzmelder von ABB (Busch-Jaeger ist eine 100% Tochter des ABB Konzerns) für die Licht- und Anwesenheitssteuerung den Stadionbesuch. Die vielen Lichtquellen in den VIP-Bereichen der Arena passen sich dank ABB Technik dem natürlichen Lichteinfall an.

„Die Fortschritte in der Sensorik-Technik der letzten Jahre sind sehr beeindruckend. ABB arbeitet aktiv daran, die vielen von Sensoren erfassten Daten in Systemen, wie jenen, die in der Generali Arena zum Einsatz kommen, aber natürlich auch in Industrie-Prozessen, so zu verarbeiten, dass ein Maximum an Komfort und Energieeffizienz sowie ein Minimum an servicebedingten Stillstandszeiten erzielt werden kann.“, erklärt Chalupecky.

1891 von Charles E. Brown und Walter Boveri im schweizerischen Baden als BBC gegründet, feiert der Konzern noch einen weiteren Geburtstag: Aus der knapp 100 Jahre später entstandenen Fusion mit dem schwedischen Elektrotechnikunternehmen Allmänna Svenska Elektriska Aktiebolaget (kurz ASEA) entstammt die ABB (für Asea Brown Boveri), wie man sie heute kennt. Mit 147.000 Mitarbeitern in über 100 Ländern erwirtschaftete das Unternehmen 2018 einen Umsatz von rund 28 Milliarden US-$. Laut eigenen Angaben wuchs man in allen Geschäftsbereichen und Regionen, die Gesamtaufträge stiegen um 8% an. Die Geschäftsaktivitäten von ABB werden in fünf Bereiche aufgeteilt: Elektrifizierung, Robotik und Fertigungsautomation, Antriebstechnik, Industrieautomation, sowie Power Grids, quasi das Hochspannungsgeschäft von ABB. Letzteres wird 2020 an den japanischen Mischkonzern Hitachi verkauft. Es ist die grösste Transaktion in der Firmenhistorie. Der Verkauf soll zu einer stärkeren Fokussierung auf die anderen vier Geschäftsbereiche führen. „Wir haben über viele Jahre hinweg eine Matrix-Organisation gelebt. Die volle Verantwortung für Kosten und Gewinn wurde mit der Umstrukturierung nun an die Geschäftsbereiche übertragen, die damit noch näher am Markt und den Kundenanforderungen arbeiten können“, so Chalupecky, der als Vorstandschef die Länder Österreich und Slowenien verantwortet.

Die Zentrale von ABB in Österreich wurde dieses Jahr von Wien in den Industriepark Wiener Neudorf, südlich der Hauptstadt verlegt. Der Baugrund des neu errichteten Gebäudes wurde bereits Mitte des letzten Jahrhunderts erstanden. Die ebenso mit energieeffizienten Lösungen aus dem eigenen Unternehmen versehene neue Firmenzentrale beherbergt etwa 340 Mitarbeiter. Bei der Führung durch die Roboter Assembling-Halle erklärt Chalupecky: „Auch Robotik wird in Zukunft kein ausschliessliches Thema der Grossindustrie sein. Im Gegenteil: Der Kundenkreis samt Anwendungsbereichen wird grösser und auch KMUs interessieren sich zunehmend für Automatisierungslösungen, so auch für Roboter von ABB und nutzen diese gerne zur Optimierung ihrer Fertigungsprozesse.“. Damit bezieht er sich auch auf die neuesten internationalen Aktivitäten in dem Robotik Bereich: Eine Produktions- und Forschungsstätte für Roboter im Shanghaier Umland soll 2021 den Betrieb aufnehmen.

Der Investitionswert liegt dabei bei insgesamt 150 Millionen US-$. Als Ziel hat man sich kein geringeres gesetzt, als zur fortschrittlichsten und höchst automatisierten Fabrik im globalen Robotik-Sektor zu werden. In der grössten Medizinstadt der Welt, dem Texas Medical Center, wurde dieser Tage ein mobiler und autonomer Laborroboter präsentiert, mit dem in Zukunft Herausforderungen wie Personalmangel entgegengewirkt werden soll. Der zweiarmige „YuMi®“ soll medizinisches Fachpersonal und Laborkräfte nicht nur unterstützen, sondern auch die Präzision in den Arbeitsschritten erhöhen. Neben der Robotik, liegt ein neuerer Fokus von ABB auch auf der Maschinen- und Fabrikautomation. Mit der Akquisition des österreichischen Unternehmens B&R (Bernecker & Rainer) 2018 soll die führende Rolle in diesem Bereich weiter ausgeweitet werden. Der Hersteller mit Sitz im oberösterreichischen Eggelsberg belieferte bereits vor der Übernahme den Weltmarkt. Die Integration von B&R in den ABB Konzern erschuf einen weltweit einzigartigen Komplettanbieter in der Industrieautomation. Die neuen Lösungen im Bereich Software und Internet der Dinge stärken auch das Digitalangebot ABB AbilityTM weiter.  So tragen ABB Ability™ Marine Pilot-Lösungen beispielsweise dazu bei, den autonomen Schiffsbetrieb im Hafen von Singapur durch neu entwickelte Technik und einen aufgerüsteten, 32 Meter langen Hafenschlepper auszuweiten. Schlepper dienen dem Manövrieren, Ziehen und Schieben anderer Schiffe oder schwimmfähiger Objekte.

Zurück zur Elektrifizierung von Sportstätten durch ABB: Ein weiteres Beispiel ist das Moskauer Olympiastadion Luzhniki, das 2018 für die damals bevorstehende Fussball-Weltmeisterschaft mit dem ABB i-bus KNX-System versehen wurde, das auch über Algorithmen zur Energieeinsparung verfügt. Dadurch kann die Beleuchtung im gesamten Stadion an Faktoren wie den Einfall von Sonnenlicht angepasst werden, auch die Gesamtbelastung des Netzes wird so besser reguliert.

Auch beim weltweit grössten „Stadion-Solarkraftwerk“ hatte ABB massgeblich mitgewirkt. Auf das Dach der Tissot Arena im schweizerischen Biel wurden – auf einer Gesamtfläche von 16.500 Quadratmetern, also etwa zwei Fussballfeldern – Solarmodule verlegt. Dabei entspricht die jährliche Energieproduktion der Arena dem Stromverbrauch von 500 Schweizer Haushalten. Und auch im Cricket-Stadion Ekana International in Lakhnau im Nordosten Indiens hat ABB seine Spuren hinterlassen. Die Power-Management-Technologien von ABB ermöglichen eine fairere Entscheidung bei Spielen, da die Schiedsrichter mittels energieintensiver und sensibler Sensoren, On-Field Kameras und Monitoren unterstützt werden, die von diesen optimal mit Strom versorgt werden. Für das Austria Stadion bedeuten die Modernisierungsmassnahmen auch „Sterne sehen“: Die neuen Standards hoben die Arena laut Klassifizierung der UEFA auf das Niveau einer Vier-Sterne Arena empor. Somit sind nun auch Austragungen von Champions-League-Halbfinalspielen erlaubt. Wie man sieht: ABB wird also auch in Zukunft alle Hände voll zu tun haben, um die digitale Transformation von unterschiedlichsten Industrien weiter voranzutreiben.

Text: Chloé Lau
Fotos: David Visnjic / ABB/Daniel Auer

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Chloé Lau,
Redakteurin

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