Eine neue Ära der Klimalösungen

2023 stand im Zeichen bahnbrechender tech­nischer Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz. Weniger wird über Innovationen im Klimabereich gesprochen, die allerdings nicht weniger bahnbrechend sind.

Wir sprechen hier über neuartige Technologien zur Beseitigung von Kohlenstoffdioxid wie Pflanzenkohle, Bioenergie mit Kohlenstoff­abscheidung und -speicherung (Bioenergy with Carbon Capture and Storage, BECCS), direkte Kohlenstoffabscheidung und -speicherung aus der Luft (Direct Air Carbon Capture and Storage, DACCS) und grünen Beton. Diese Technologien versuchen, CO2 für neue Industrieprozesse und -zweige zu nutzen und daher eine langfristige und permanente Lösung für das Klima zu bieten.

Aus den Daten von „Cdr.fyi“ geht hervor, dass die Marktkapitalisierung dieser neuartigen Technologien innerhalb von nur drei Jahren auf 400 Mio. US-$ gestiegen ist. Angespornt von der überwältigenden Zusage von Frontier Climate in Höhe von einer Mrd. US-$ und der Zuweisung von 1,4 Mrd. US-$ durch die Biden-Regierung für DACCS geniessen die sogenannten „Carbon Dioxide Removal“-Technologien (CDR) wach­sendes Vertrauen.

Auch neue Unternehmen auf dem Gebiet der CO2-Entfernung zeigen: Die Innovation ist da. Eines davon ist Carbon Cure, ein Start-up, das recyceltes CO2 wieder in frischem Beton lagert, oder Charm Industrial, ein Jungunternehmen, das Pflanzen nutzt, um CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden. Dabei wird Biomasse in eine stabile kohlen­stoffreiche Flüssigkeit umge­wandelt und anschliessend tief in den Unter­grund gepumpt.

Dieses Wachstum ist jedoch nicht nur ein Beweis für die Dynamik des Markts: Es wird durch einen dringenden globalen Bedarf an­geheizt. Ein wichtiger Report ist der Bericht „The State of CDR“, dessen Schluss­folgerung ein­deutig ist: Wenn es der Weltgemeinschaft mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad Celsius ernst ist, müssen wir die neuen CDR-­Methoden nutzen und dürfen sie nicht unter­graben. Die Nationen sind aufgerufen, ihr Engagement für die Verbreitung dieser Innova­tionen bis 2030 zu verstärken. Gleichzeitig sind die Unternehmen in der Pflicht, diese Lösungen zu integrieren und zu fördern.

Doch wie bei jedem transformativen Vor­schlag gibt es auch hier Kritiker. Einige davon argumentieren lautstark, dass die Förderung dieser Technologien einen bequemen Ausweg oder eine Ablenkung für Staaten und Unter­nehmen darstellt. Sie befürchten, dass diese dadurch geringeren Handlungsdruck für die Reduzierung der Emissionen spüren könnten.

Dieser Standpunkt könnte jedoch kurz­sichtig sein, denn die Forschung unterstreicht zunehmend, dass die Ziele von Paris, die so lobenswert und dringlich sind, ohne eine ­konsequente Verstärkung dieser CDR-Techno­logien ein ferner Traum bleiben werden. Denn schwer zu beseitigende Emissionen – wie etwa jene aus Flugzeugtreibstoff oder der Zement­herstellung – sind hart­näckige Realitäten, mit denen wir weiterhin rechnen müssen.

Raffaela Rein war Gründerin und CEO des Karriere-Start-ups Career Foundry und des Gesundheits-Start-ups Vitalute. Heute führt sie den Early-Stage-Inkubator Wild Wild Ventures und ist nebenbei noch als Sustainability Council bei Porsche tätig.

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