Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Das österreichische Fintech-Unternehmen Blue Code hat ein Regelwerk für den mobilen Zahlungsverkehr in Europa entwickelt – und will damit den grossen Bezahldiensten die Stirn zu bieten.
In China ist es bereits ein grosses Ding, in Europa hingegen noch nicht: Laut dem diesjährigen Jahresreport der Organisation China Internet Network Information Center bezahlen im Reich der Mitte bereits 527 Millionen Menschen täglich ihre Besorgungen mit dem Smartphone. Zwar erfreut sich Mobile Payment in Schweden und Dänemark zunehmender Beliebtheit – die deutschsprachigen Länder hinken hier aber noch hinterher. Und genau hier hakt die österreichische Lösung Blue Code ein.
Bezahlen per Handy made in Austria
Die Blue Code International AG entwickelte 2013 eine mobile Bezahllösung, die auf Strichcodes basiert. Der Benutzer registriert sich für ein kostenloses Blue Code-Konto und verknüpft es mit seinem Girokonto. Gebühren fallen dabei nicht an. Die Smartphone-App generiert dann automatisch einen blauen Barcode, mit dem an der Kasse bezahlt werden kann. So weit, so gut. Doch um Europa so richtig voranzubringen, entwickelte das Unternehmen ein europäisches Regelwerk, gemeinsam mit der Deutschen Sparkassen-Finanzgruppe. Das Besondere dabei: Beim Bezahlvorgang kommt es nicht zur Übertragung oder Speicherung von persönlichen Daten. Ein wichtiger Aspekt, der Blue Code laut CEO Christian Pirkner von anderen grossen Mobile-Payment-Anbietern – wie etwa dem US-amerikanischen Angebot Apple Pay – unterscheidet.
Versäumnisse in der Vergangenheit
„Wir Europäer haben es in der Vergangenheit versäumt, ein Regelwerk für bargeldlose Transaktionen zu schaffen, das auf den Grundprinzipien des europäischen Datenschutzrechtes fusst. Wenn Gelder in Europa bargeldlos von A nach B fliessen, unterstehen sie meist dem Regelwerk der sechs dominierenden Kartenanbieter – Visa, Mastercard, Diners Club, Amex (aus den USA, Anm.), Unionpay (aus China, Anm.) und JCB (aus Japan, Anm.)“, sagt Pirkner. Und genau mit jenen Kartenanbietern arbeiten Bezahldienste wie Apple Pay zusammen. „Solange Europa kein einheitliches, gemeinsames Regelwerk besitzt, werden grosse US-amerikanische Mobile-Payment-Services auch Europa ihren Stempel aufdrücken“, so Pirkner. Das gelte es zu verhindern.
Blue Code kooperiert mit Alipay
Derzeit ist Blue Code in Deutschland und Österreich nutzbar. Das Unternehmen zählt bereits rund 100 Partnerbanken. Darüber hinaus akzeptieren etwa 85 Prozent des heimischen Lebensmitteleinzelhandels den blauen Strichcode, darunter Billa und Merkur, und viele weitere Akzeptanzstellen (wie etwa Gastronomie und Mobilität). Mithilfe der jüngsten Finanzierungsrunde von 11,2 Millionen € plant Pirkner Mitte 2019 die Expansion in andere europäische Länder. Eine grosse Rolle soll dabei die Kooperation mit Chinas Mobile-Payment-Riesen Alipay spielen, dem Bezahlsystem von Alibaba, der laut Pirkner 700 Millionen monatliche Nutzer zählt. Während Blue Code seine Infrastruktur bereitstellt, soll Alipay als strategischer Partner helfen, weitere Banken und Akzeptanzstellen in Europa dazuzugewinnen – und zwar aufgrund der starken Reputation von Alipay. Denn: „Ein europäisches Regelwerk kann sich nur durchsetzen, wenn wirklich alle (gemeint sind die europäischen Banken, Anm.) mitmachen“, so Pirkner.
Text: Kevin Chi
Foto: Blue Code
Dieser Artikel ist in unserer Dezember-Ausgabe 2018 „Sharing Economy“ erschienen.