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Als Veteran der Finanzbranche navigierte Furio Pietribiasi sein Unternehmen gut durch die Coronakrise. Dabei setzte der CEO von Mediolanum International Funds konsequent auf den hauseigenen Multi-Manager-Ansatz. Den eigenen Erfolg führt Pietribiasi auf die konsequente Suche nach den besten Fondsmanagern zurück – und auf unternehmerisches Denken, mit dessen Hilfe Krisen als Chancen gesehen werden.
Spätestens als am 17. März 2020 die Feierlichkeiten zum St. Patrick’s Day in Irland abgesagt wurden, wussten die Bewohner des Landes, dass die Situation ernst war. Zehn Tage später, am 27. März, erliess die Regierung den ersten Lockdown – zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Iren bereits im Homeoffice. Als Sitz grosser Tech-Unternehmen schützten insbesondere in Dublin ansässige Unternehmen ihre Mitarbeiter früh und rigoros. 15 Monate später arbeitet die Welt noch immer von zu Hause – auch und gerade in Dublin.
Mittendrin ist damals wie heute Furio Pietribiasi. Der Italiener, der Irland seit über 20 Jahren sein Zuhause nennt, spricht schnell und viel. Man merkt, dass er ein geselliger Mensch ist, der in der virtuellen Arbeitswelt nicht vollständig funktioniert. „Wir haben während
der Coronavirus-Pandemie 40 neue Mitarbeiter eingestellt“, erzählt Pietribiasi, der das Videointerview aus dem leeren Büro von Mediolanum International Funds (MIFL) führt. „Diese neuen Mitarbeiter haben es deutlich schwerer, unsere Kultur kennenzulernen. Junge Menschen sind wie Schwämme, sie saugen alles auf – das ist nicht einfach, wenn man nicht gemeinsam in einem Büro sitzt.“
Pietribiasi ist seit 2008 CEO von Mediolanum International Funds, einer aus Italien stammenden Fondsgesellschaft. Das Unternehmen wurde 1997 gegründet und gehört zur Mediolanum-Gruppe. Mit seinen 130 Mitarbeitern verwaltet MIFL rund 49 Milliarden € an Assets für seine Kunden. Während die grössten Märkte Italien, Spanien und Deutschland sind, stellt Mediolanum Mitarbeiter insbesondere am Standort in Irland auf. „Wir sind ein irisches Unternehmen, das Teil einer italienischen Gruppe ist“, sagt Pietribiasi. Und weiter: „Letztendlich sind wir aber eine internationale Organisation.“
Als internationale Organisation ging die Coronakrise auch an Mediolanum nicht spurlos vorbei: Insbesondere Italien und Spanien wurden früh und hart von der Pandemie getroffen. Irland hatte die Situation lange Zeit unter Kontrolle, bevor die Fälle Anfang 2021 explodierten; Deutschland ist seit Oktober quasi im Dauerlockdown.
Doch Pietribiasi ist ein erfahrener Finanzprofi. Die Turbulenzen an den Märkten begreift er als Chance: „Wenn der Markt fällt, ist es Zeit, zu kaufen, denn die Preise sind einfach deutlich attraktiver.“ Mediolanum hat gut durch die Krise navigiert, die Zahl der Mitarbeiter sowie die verwalteten Assets liegen deutlich über dem Vorkrisenniveau. Der Multi-Manager-Ansatz des Unternehmens, wonach das eigene Portfolio aus vielen aktiv gemanagten Fonds zusammengestellt wird, zahlte sich aus. Pietribiasi: „Wir investieren langfristig, wir traden nicht. Das macht sich bezahlt.“
Krisen bringen zwar viele Herausforderungen mit sich, bieten aber auch zahlreiche Chancen.
Die echte Kunst eines erfolgreichen Multi-Manager-Ansatzes ist die richtige Auswahl der Fondsmanager, in die investiert wird. Denn obwohl Pietribiasi betont, dass durchaus auch passive Investmentvehikel, etwa ETFs (Exchange-traded Funds) von Mediolanum genutzt werden, ist die Positionierung klar: „Wir sind ein aktives Haus.“
Dabei hat der Boom bei ETFs und Co in den letzten Jahren enorme Ausmasse angenommen. Zuletzt betrug die Marktgrösse aller ETFs rund 7,7 Billionen US-$. Pietribiasi will die Chancen, die sich dabei ergeben, nutzen – ohne vom eigenen Weg abzugehen. „Wir glauben an den Wert aktiver Lösungen, speziell in volatilen Zeiten. Nichtsdestotrotz gibt es als Teil eines aktiven Ansatzes taktische Entscheidungen, im Rahmen derer man auch passive Strategien nutzen kann.“
Statt sich selbst über diese und andere Fragen den Kopf zu zerbrechen, sucht Mediolanum aber vielmehr nach den klügsten Köpfen der Fondswelt. In letzter Zeit habe man sich dabei zunehmend auf Fondsboutiquen fokussiert, so Pietribiasi.
In diesen kleinen Häusern seien die Fondsmanager einerseits meist gleichzeitig auch Aktionäre, was „Maximum Alignment“ der Interessen ermögliche, wie Pietribiasi betont. Zudem hätten diese Unternehmen nur einen Fokus: Performance. Pietribiasi: „Boutiquefonds geben kein Geld für Marketing- oder Salesaktivitäten aus. Alles, was sie verdienen, fliesst zurück in die Weiterentwicklung ihrer Investmentstrategie.“
Furio Pietribiasi
...studierte Economics and Finance an der Universität Triest. Er kam 1996 zur Banca Mediolanum, seit 2008 ist er CEO der Tochtergesellschaft Mediolanum International Funds (MIFL). Pietribiasi lebt in Dublin.
Insgesamt 130 Mitarbeiter in Mediolanums Investmentteam kümmern sich laut Pietribiasi ausschliesslich um die Auswahl der Fondsmanager, in die Mediolanum mit seinen Fonds investiert: „In die Suche fliessen Zeit und Energie, unsere Mitarbeiter bauen ihre Netzwerke über Jahrzehnte auf. Die grössten Talente findet man aber nicht, wenn man auf Morningstar nach ihnen sucht.“
Während Pietribiasi die „Soft Links“ und den „Human Touch“ hervorstreicht, verlässt sich das Haus bei seiner Suche aber auch auf Technologie: „Wir haben Tools, die die Performance der Manager auswerten. Sie basieren auf künstlicher Intelligenz und sehen sich die gesamte Tradingaktivität an. So können wir etwa automatisiert die Win-loss-Ratio auswerten.“
Darunter finden sich etwa der „Mediolanum Best Brands“, der sich vorrangig auf Aktien und Dachfonds fokussiert, die „Challenge Funds“, die breit über Anlagekategorien, Wertpapierarten, geografische Regionen und Wirtschaftssektoren gestreut investieren, und die
„Gamax Funds“, deren „Junior“-Variante in Aktien von Unternehmen investiert, die die junge Generation ansprechen sollen, während der „Asia-Pacific“-Fonds vorrangig in Asien positioniert ist.
Der grosse Vorteil von Multi-Manager-Fonds ist die breite Diversifikation. Investments werden quer über verschiedene Assetklassen, Regionen und Branchen gestreut, was Klumpenrisiken vorbeugt. Im Fall von Mediolanum kaufen Investoren vor allem aber auch die jahrzehntelange Expertise der Mitarbeiter, was sich insbesondere in Krisenzeiten bemerkbar macht: „Zu Beginn der Pandemie mussten wir unseren Kunden klarmachen, dass Krisen zwar viele Herausforderungen mit sich bringen, aber auch zahlreiche Chancen bieten.“ Die konjunkturelle Entwicklung kam dem Manager dann zusätzlich zugute: „Wir hatten diesmal auch Glück: Die Erholung passierte schneller als in früheren Krisen.“
Mediolanum International Funds ist eine Tochter der italienischen Banca Mediolanum. Seinen Anfang nahm das Geldhaus in den frühen 1980er-Jahren. Als Gründer Ennio Doris wenig später mit dem Medienunternehmer Silvio Berlusconi zusammentraf, beteiligte sich dieser an der virtuellen Bank, die Finanzprodukte wie Versicherungen und Fonds an den italienischen Durchschnittsbürger bringen wollte. Während Berlusconi in den Jahren darauf viel Aufsehen in Wirtschaft und Politik auf sich zog, wurde Doris eine Legende in der italienischen Finanzbranche. Das Geschäft im Heimatland lief gut, die Zukäufe von kleineren Finanzinstituten in Deutschland und Spanien in den frühen 2000er-Jahren legten zudem den Grundstein für die Expansion.
Rund 15 Jahre nach der Gründung, im Jahr 1996, stiess Furio Pietribiasi zum Unternehmen. Der Italiener hatte seinen Master in Economics and Finance in Triest absolviert und startete als Finanzanalyst bei der Bank. Er beeindruckte den Unternehmensgründer schon bald, 1998 wurde er dann Head of Investments in Irland, 2004 General Manager der Assetmanagement-Sparte. Seit 2008 ist Pietribiasi CEO der Tochtergesellschaft Mediolanum International Funds, die 2019 mit Mediolanum Asset Management fusionierte.
Pietribiasi fing früh an, neue Produkte in das Unternehmen zu integrieren – mit Erfolg. Selbst in schwierigsten Zeiten, etwa in der Finanzkrise 2009, hielt sich das Unternehmen wacker. Damals verkaufte Mediolanum die von Pietribiasi entwickelten Produkte um insgesamt rund sechs Milliarden US-$ – deutlich mehr, als viele der Konkurrenten in Italien damals verkauften.
Auch 2020 setzte es einen Dämpfer für MIFL, als das Unternehmen in den ersten Monaten der Pandemie rund drei Milliarden € an Marktwert verlor. Die Schwierigkeiten waren aber nur von kurzer Dauer – mittlerweile liegt Mediolanum mit rund 49 Milliarden € an Assets under Management deutlich über dem Vorkrisenniveau.
Entscheidend ist dabei laut Pietribiasi nicht das Büro in Dublin oder die italienische Identität des Unternehmens; solche Fragen seien im heutigen Team kein Thema mehr: „Wir sind ein internationales Unternehmen mit 19 Nationalitäten.“ Vielmehr differenziere sich Mediolanum durch das unternehmerische Denken, das im Unternehmen verankert ist: „Wir gehen kalkulierte Risiken ein, sehen Krisen als Chancen und ermöglichen unseren Mitarbeitern viel Gestaltungsfreiheit. Das zieht die besten Talente an – selbst wenn sie dafür extra nach Dublin umziehen müssen.“
Text: Klaus Fiala
Fotos: Mediolanum International Funds
Diese Advoice erschien in unserer Ausgabe 6–21 zum Thema „NEXT“.