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9T Labs will die Herstellung von Kohlefaserverbundstoffen mittels Software-Algorithmen und 3D-Druck automatisieren und so für Serienanfertigungen zugänglich machen.
Was als Universitätsprojekt an der ETH Zürich begann, ist nun ein vielversprechendes Schweizer Start-up: Mit 9T Labs soll nämlich die Herstellung von Kohlefaserverbundstoffen mittels Software-Algorithmen und 3D-Druck automatisiert und dadurch für Serienfertigungen zugänglich gemacht werden. „Es gibt aktuell keine vollständig integrierte und automatisierte Lösung für die industrielle Serienfertigung von hoch optimierten Composite Bauteilen – wir sind die Ersten“, sagt Martin Eichenhofer, CEO und Mitgründer von 9T Labs (im Bild links).
Zusammen mit Chester Houwink (Bildmitte) und Giovanni Cavolina (Bild rechts, beide Under 30-Listmaker) gründete er Anfang 2018 das Unternehmen, zuvor arbeiteten die drei im Rahmen von Eichenhofers PhD-Studium in einem Projekt zusammen, bei dem sie aus Verbundstoffen einen Druckkopf herstellten und diesen dazu nutzten, leichte Strukturen für Anwendungen im Bereich Luft- und Raumfahrt herzustellen. „Für die Wissenschaft war das interessant, aus ökonomischer Sicht jedoch nicht sinnvoll, weil es ein Nischenprodukt darstellt“, so Eichenhofer. Dennoch blieb ihr Interesse am 3D-Druck – und für die Idee, damit hochleistungsfähige Kohlefaserverbundstoffe in Serie anzufertigen, interessierten sich einige Investoren wie etwa „Get your Guide“-Gründer Pascal Mathis oder Thomas Dübendorfer, Präsident von Sictic, dem grösstes Business Angel Netzwerk der Schweiz. Mit einem Startkapital von 1,2 Millionen US-$ wurde innerhalb von neun Monaten eine Art Nachrüstkit, das Carbon Kit, für bereits bestehende 3D-Drucker in Unternehmen gebaut, welches das Drucken von langfaserverstärkten Kunststoffmaterialien ermöglicht. „In unserem Fall war das Carbon Kit ein wichtiger Zwischenschritt – es gab uns die Möglichkeit früh mit Kunden in Kontakt zu treten, wertvolles Feedback zum Produkt zu erhalten, um so den Grundstein für unser industrielles Serienprodukt, der Red Series, zu legen.“
Das Konzept der Red Series: eine Komplettlösung anzubieten, bei der mittels einer Software das für den Kunden optimale Produktdesign ermittelt wird und anschliessend auf additiven Fertigungsanlagen aus industrieüblichen Materialien die gewünschten Produkte in Serie angefertigt werden können. Dadurch sind sie leichter und es können sowohl Herstellungskosten als auch Lieferzeiten reduziert werden. Der Fokus liegt dabei auf den Branchen Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, industrielle Automatisierung sowie Freizeit/Luxus.
Derzeit arbeitet 9T Labs daran, die Entwicklung der Serienproduktion – die Red Series – abzuschliessen und ab September 2020 die ersten Maschinen auszuliefern. Dafür hat das Unternehmen erst vor Kurzem eine Seed-Finanzierungsrunde von 4,3 Millionen US-$ abgeschlossen. Investoren sind unter anderem Wingman Ventures und der Schweizer VC-Fonds Investiere. Ausserdem wird 9T Labs von der European Space Agency unterstützt. Das Potenzial scheint jedenfalls gegeben – denn der weltweite Gesamtmarkt für Kohlefaserverbundbauteile liegt bei 80 Milliarden US-$. Für 9T Labs gilt es jetzt quasi nur noch, zu skalieren.
Text: Andrea Gläsemann
Foto: 9T Labs
Der Artikel ist in unserer Februar-Ausgabe 2020 „Space“ erschienen.