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Jan Bredacks Veganz gilt bereits als Kultmarke im Bereich der veganen Produkte. Als Supermarktkette anfangs gehypt, befand sich das Unternehmen zwischenzeitlich in der Krise – und wandelte sich dann zum Grosshändler.
Ob Zitronen-Pfeffer-Schnitzel, Pizza alla California oder der klassische Butterkeks: Bei der Marke Veganz und in ihren Filialen wie jener in Berlin-Prenzlauer Berg wird man auf der Suche nach Mahlzeiten oder Snacks wie diesen fündig. Der Clou an der Sache: Entgegen der vermeintlichen Annahme, dass für die Herstellung Kalb, Thunfisch und Butter benötigt werden, kommt man bei Veganz zur Gänze mit pflanzlichen Inhaltsstoffen aus. Ursprünglich als grösste vegane Supermarktkette der Welt konzipiert, gibt es neben der Filiale im Norden Berlins nur noch zwei weitere in Kreuzberg und Friedrichshain. Denn was 2011 als veganes Märchen begann, endete in der Insolvenz.
„Die Leute haben uns überrannt. Medien aus aller Welt haben über uns, den ersten veganen Supermarkt, berichtet“, staunt CEO Jan Bredack noch heute über den anfänglichen Hype. „Das Tempo war unglaublich – und mir blieb eigentlich keine andere Wahl, als weitere Märkte zu eröffnen.“ In Rekordzeit weitete sich Bredacks Unternehmen mit neuen Filialen aus – zehn in ganz Deutschland sowie je eine in Wien und Prag. Dann der Dämpfer: Die erwarteten Umsatzzahlen wurden nicht erreicht. „Die Veganz-Filialen wurden quasi durch Supermärkte, die unsere Produkte führen, kannibalisiert.“ Bredack musste alle Filialen bis auf die drei in Berlin schliessen – die Supermarktkette war insolvent, nicht jedoch das Mutterunternehmen Veganz GmbH. Und auf dieses wurden Einzelhandelsketten wie Edeka oder Metro aufmerksam, und so wandelte sich Veganz zum Grosshändler, der seine Produkte an Supermarktbetreiber wie Rewe, Edeka und DM liefert. Heute beschäftigt Veganz 105 Mitarbeiter – rund halb so viele wie 2015 – und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 27 Millionen €.
Das Tempo war unglaublich – und mir blieb eigentlich keine andere Wahl, als weitere Märkte zu eröffnen.
Für die Gründung von Veganz ausschlaggebend war eine Begegnung vor zehn Jahren: „Ich lernte eine Frau kennen, die sich ausschliesslich vegetarisch ernährte. Dadurch habe ich begonnen, über pflanzliche Lebensmittel nachzudenken“, erzählt Bredack. Zur damaligen Zeit lebte er noch in Russland, wo er als Technischer Direktor bei Daimler das Joint Venture zwischen dem deutschen Automobilhersteller und dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz leitete. Ergebnis: das erste Werk Daimlers in dem osteuropäisch-asiatischen Staat samt Ausbau des dazugehörigen Vertriebsnetzes. Als es bei Bredack zu einem Burn-out kam, war für den gelernten Kfz-Mechaniker und Betriebswirt der Anreiz, seine Karriere in der Branche weiter auszubauen, nicht mehr gegeben. „Um Geld ging es bei meinem Job schon gar nicht mehr, sondern nur noch um Machtzuwachs“, erzählt Bredack. Dieser Job war es jedoch auch, der ihm das anfängliche Startkapital von 700.000 € für Veganz aus eigener Tasche ermöglichte. Auf der Suche nach einem Lebenswerk mit Sinn gründete er noch vor seiner Kündigung bei Daimler. 2008 habe man in Deutschland vergebens nach Produkten, die spezifisch als rein pflanzlich deklariert oder für Veganer designt wurden, gesucht, so Bredack – Veganz sollte antreten, um das zu ändern.
Mittlerweile lag laut Statista alleine in Deutschland der Gesamtumsatz von vegetarischen und veganen Lebensmitteln im Geschäftsjahr 2019 bei 1,22 Milliarden – ein Anstieg zum Vorjahr von 241 Millionen €. Laut Acumen Research & Consulting soll der weltweite vegane Lebensmittelmarkt zudem bis 2026 um rund 9,1 % pro Jahr steigen, was einen Umsatz von rund 24,3 Milliarden US-$ bedeuten würde. Das Potenzial für Veganz, weiterzuwachsen, scheint zumindest aus Nachfragesicht gegeben. Bredacks Ziel ist es, mit Veganz die grösste vegane Dachmarke der Welt zu erschaffen. Erst kürzlich konnte er dafür in einer Crowdinvesting-Runde 2 Millionen € einsammeln. Ein weiterer wichtiger Schritt: die Gründung einer Aktiengesellschaft Ende 2019. Veganz emittierte eine fünfjährige Anleihe im Volumen von bis zu zehn Millionen €, die mit 7,50 % p. a. verzinst wird.
Bredack scheint das Alleinstellungsmerkmal von Veganz endlich gefunden zu haben: „Es gibt weltweit keine veganen Vollsortimenter wie uns. Das in Verbindung mit einer starken Marke und eigenen Rezepturen macht uns auch international so erfolgreich.“ In der Tat haben es die bunten Verpackungen bereits in die Regale Chinas oder etwa Islands geschafft. Der nächste Halt? „Die USA“, sagt Bredack wie aus der Pistole geschossen.
Text: Chloé Lau
Foto: Jörg Klaus
Der Artikel ist in unserer Januar-Ausgabe 2020 „Radical Change“ erschienen.