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HubSpot wurde 2006 mit einem klaren Ziel gegründet: kleine und mittlere Unternehmen beim Wachstum zu unterstützen. 16 Jahre später ist HubSpot einer der führenden Anbieter von Technologielösungen in den Bereichen Kundenbeziehungsmanagement, Marketing, Vertrieb, Kundendienst, Geschäftsprozesse und Website-Management. Über 150.000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern nutzen HubSpots Produkte. Doch um die besten Mitarbeiter zu finden und zu halten, fokussiert sich HubSpot nun stark auf die eigene Unternehmenskultur.
Unweit der East Side Gallery und zahlreicher Nachtclubs im Berliner Osten hat sich ein wahrer Tech-Hub entwickelt. Zalando hat hier seine Konzernzentrale, das Vergleichsportal Kayak betreibt ein Tech-Center und auch einer der grössten Anbieter von Unternehmenssoftware hat hier seine DACH-Zentrale: HubSpot. Der Empfang des Büros befindet sich im 19. Stock, es ist minimalistisch eingerichtet und verfügt über grosse Fenster sowie eine Terrasse, die das Gebäude umgibt und einen Blick auf die ganze Stadt ermöglicht.
Eine Etage höher sitzen für unser Interview drei Personen, die gewissermassen das Managementteam für die DACH-Region bilden, in einem hellen Raum. Und wenn man sich ansieht, wer da vor einem sitzt, sieht man auch schnell, worauf HubSpot intern wie extern Wert legt: Kathleen Jaedtke verantwortet das Marketing, eine Kernkompetenz von HubSpot, Gregor Hufenreuter ist für Sales verantwortlich und Silke Ahrens kümmert sich um die Partnerstrategie in EMEA. Was auch auffällt: eine „Quote“ von 66 %, nämlich zwei Frauen und ein Mann auf Führungsebene. Doch dazu später mehr.
2006 gegründet entwickelte sich HubSpot zu einem der führenden Anbieter von Unternehmenssoftware weltweit. Die über 7.000 Mitarbeiter ermöglichen über 150.000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern eine bessere, effizientere und umsatzsteigernde Zusammenarbeit mit Kunden sowie Mitarbeitern. HubSpot schickt sich an, Platzhirsche wie Salesforce und Adobe herauszufordern – doch um das zu schaffen, braucht das Unternehmen die besten Mitarbeiter. Und um die anzulocken, ist die Unternehmenskultur entscheidend. Auch dazu später mehr.
Denn zu Beginn stand die vermeintlich simple Frage, warum ein gutes Customer-Relationship-Management (CRM), eine der Kernkompetenzen von HubSpot, überhaupt wichtig ist. Gregor Hufenreuter: „Im Grunde genommen ist es der Schlüssel für Unternehmen, um die Bedürfnisse der Kundschaft nachvollziehbar zu machen. Ein gutes CRM bündelt nicht nur Kundendaten, sondern auch Touchpoints, Interaktionen und Kommunikation. Customer-Relationship-Management hilft nicht nur dabei, Kundinnen und Kunden zu gewinnen, sondern auch, sie zu behalten.“ Hufenreuter kümmert sich darum, dass HubSpot mehr und mehr Kunden gewinnt und mit diesen enger zusammenarbeitet.
In jedem Unternehmen gibt es diverse Akteure, die mit unterschiedlichem Know-how ausgestattet sind, was eine effektive Kommunikation essenziell macht. „Es ist wichtig, dass alle Beteiligten wirklich wissen, was der Kunde braucht und wer wofür zuständig ist“, so Ahrens. Ahrens’ Aufgabe bei HubSpot ist es, dafür zu sorgen, dass Partner und HubSpot gut zusammenarbeiten. Doch Kunde ist nicht gleich Kunde: Je nach Grösse des Unternehmens sind die Anforderungen unterschiedlich. Je grösser ein Unternehmen, desto komplexer die Tools. Dementsprechend müssen die Lösungen von HubSpot hoch skalierbar sein, so Hufenreuter: „HubSpot löst dieses Problem mit einem Marktplatz. Andere Softwarelösungen können über Schnittstellen mit HubSpot verknüpft werden, quasi in einem Plug-and-Play-Ansatz. HubSpot ist das Fundament und Frontoffice für die wichtigsten Funktionen – und jeder Kunde kann selbst entscheiden, was darüber hinaus gebraucht wird.“ Jaedtke ergänzt: „Das Alleinstellungsmerkmal von HubSpot ist, dass die Software im Vergleich zu anderen Wettbewerbern wirklich sehr einfach zu bedienen und gleichzeitig sehr leistungsstark ist.“
Wer Ahrens, Hufenreuter und Jaedtke zuhört, merkt schnell, dass HubSpot nicht nur gegenüber den Kunden und Partnern gut kommunizieren und auftreten will; auch intern, also in Sachen eigener Unternehmenskultur, gelten bei dem Trio höchste Standards. So wird viel Wert darauf gelegt, dass verschiedene Abteilungen in enger Abstimmung arbeiten. Jaedtke verwendet dabei das Schlagwort „Smarketing“: „Smarketing ist ein strategischer Ansatz, bei dem Sales und Marketing eng zusammenarbeiten, und zwar nicht ziellos, sondern wirklich mit einer einheitlichen Sicht auf die Kundschaft und ihre Daten, um den Erfolg des Unternehmens zu steigern und mehr Umsatz zu generieren.“
Doch auch ein offener Umgang mit schwierigen Themen ist essenziell für die Unternehmenskultur bei HubSpot, etwa mentale Gesundheit. „Das dürfen bei uns keine Themen sein, die man ungern anspricht oder heikel sind“, so Hufenreuter. Ahrens engagiert sich auch persönlich: Seit 2020 ist sie Co-Moderatorin des Podcasts „The Mental Manager“, der sich mit Techniken zur Verbesserung des mentalen Wohlbefindens beschäftigt.
Denn Ahrens wurde damals vor ihrem Beginn bei HubSpot bewusst, dass viele Führungskräfte kurz vor dem Burn-out stehen. Offen diskutiert wurde das jedoch nie. „Wir haben dieses Tabu gebrochen und gemerkt, wie wichtig es ist, offen darüber zu sprechen“, so Ahrens. Doch auch in anderer Hinsicht will HubSpot eine neue Sichtweise etablieren – etwa bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: „Es ist sehr oft so, dass wir durchs Leben gehen und irgendwie abgelenkt oder nicht wirklich präsent sind“, so Ahrens. „Unsere CEO Yamini Rangan spricht von einer Work-Life-Presence anstelle der bekannten Work-Life-Balance-Begrifflichkeit. Je mehr wir es schaffen, achtsam und im Moment präsent zu sein, desto entspannter können wir auf Herausforderungen reagieren und diese für uns nutzen.“ Jaedtke erwähnt einen weiteren Aspekt: „Eine grossartige Initiative, die wir vor einiger Zeit gestartet haben, sind meetingfreie Freitage. Das hilft den Teams, sich nach einer intensiven Woche am Freitag neuen Projekten ohne harte Deadline zu widmen oder sich ein bis zwei Stunden Zeit für die eigene Weiterbildung zu nehmen.“ All diese Anstrengungen werden belohnt: HubSpot wurde auf der Bewertungsplattform Glassdoor zum zweitbeliebtesten Arbeitgeber 2022 ernannt und von Great Place to Work, Comparably, Fortune, Entrepreneur und dem Magazin „Inc.“ für seine erstklassige Unternehmenskultur ausgezeichnet. Das Bestreben, ein attraktiver Arbeitgeber zu werden, zeigt sich auch in verschiedenen Initiativen: Families@HubSpot, People of Color at HubSpot (POCaH), BLACKHub, LGBTQ+ Alliance und nicht zuletzt Women@HubSpot. Jede dieser Gruppen wird von zwei C-Level-Führungskräften unterstützt, die an den monatlichen Treffen teilnehmen, Feedback entgegennehmen und die Ideen der Mitarbeiter auf die Führungsebene bringen.
All das ist kein rein altruistischer Ansatz, sondern hat auch unternehmerisches Kalkül. Denn HubSpot setzt darauf, dass die besten Mitarbeiter nicht nur gut entlohnt, sondern auch gut behandelt werden wollen. Der Kampf um die besten Mitarbeiter wird nämlich keinesfalls einfacher – denn trotz zunehmender Automatisierung ist der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an gut ausgebildeten, ein enormes Problem für Unternehmen und letztendlich auch die Weltwirtschaft. Laut dem Beratungsunternehmen Korn Ferry könnte der Mangel an Mitarbeitern in der Tech-Branche bis 2030 von aktuell rund 40 auf 85 Millionen Personen anwachsen – was der Bevölkerungsgrösse Deutschlands entspricht. Das würde wiederum entgangene Gesamtumsätze in der Höhe von 8,5 Billionen US-$ bedeuten.
Mitarbeitende brauchen keine Vorgesetzten, die auf alles eine Antwort haben, sondern Führungskräfte mit einer klaren Vision und einem Plan für den Aufbau und die Förderung eines Unternehmens, das wirklich alle Menschen und alle Hintergründe miteinbezieht.
Kathleen Jaedtke
Daher will und muss HubSpot seinen Mitarbeitern (bestehenden wie neuen) das bestmögliche Umfeld bieten. Das bedeutet auch, die Vielfalt in den eigenen Reihen massiv zu fördern – denn HubSpot soll die Diversität seiner 150.000 Kunden intern widerspiegeln. Seit 2017 veröffentlicht das Unternehmen daher jährlich einen Diversity, Inclusion & Belonging (DIB) Report. Hufenreuter erklärt, dass HubSpot die Zahlen zum Thema Diversität und Inklusion im Jahr 2017 analysierte und mit den Ergebnissen alles andere als zufrieden war: „Als ich anfing, wurde HubSpot für sein sehr weisses und männliches Erscheinungsbild häufig kritisiert.“ Es war ein Weckruf zur richtigen Zeit: Fünf Jahre später sehen die Ergebnisse nämlich ganz anders aus. Der höchste Frauenanteil ist bei HubSpot mit 65,8 % im Bereich Allgemeines und Verwaltung zu finden, an zweiter Stelle folgt Marketing mit 64,8 %. Die niedrigsten Quoten finden sich wiederum in den Bereichen Engineering (mit 22,6 %) und Business Technology (mit 32,6 %). Unternehmensweit liegt der Anteil bei 46,9 % – eine Steigerung von 1,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die am stärksten vertretene Altersgruppe bei HubSpot ist jene der 26- bis 35-Jährigen (mit 66,2 %), am wenigsten vertreten ist die Gruppe ab 55 Jahren mit 0,7 %. Die Zahlen spiegeln die 5.900 Vollzeitbeschäftigten weltweit wider, wobei die Angaben zu Geschlecht und Alter global und per 1. Januar 2022 zu sehen sind.
HubSpot will daher einen Ansatz wählen, der in der Öffentlichkeit seit Langem heiss diskutiert wird: eine Frauenquote. „Mit dieser 50-zu-50-Regel versuchen wir erstmals, Vielfalt forciert anzugehen.“ so Hufenreuter. Die Quote soll aber nicht die Lösung sein, sondern einen ersten Schritt darstellen. Viel wichtiger sei ein offener Umgang, wie Jaedtke betont: „Je offener wir mit dem Thema umgehen und je eher wir anerkennen, dass kein Unternehmen alles im Griff hat, desto leichter wird es sein, einen erfolgreichen Weg in die Zukunft zu finden.“ Und weiter: „Wir sollten uns stets im Klaren darüber sein, dass Vielfalt und Inklusion ein Dauerthema bleiben werden.“
Eines der grössten Probleme sei noch immer, dass sich Frauen oft zwischen Familie und Karriere entscheiden müssen. Das wird noch schwieriger, wenn sie kein entsprechendes Unterstützungsnetzwerk haben, auf das sie sich im Alltag verlassen können. „Ich sehe daher in der Frauenquote nicht die eine Antwort, sondern einen ersten Schritt, um die Gesellschaft zu sensibilisieren, was Gleichstellung wirklich bedeutet und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen“, so Ahrens. Ganz konkret liefert HubSpot mit dem „Returners Program“ eine Lösung: Seit 2018 bietet HubSpot Rückkehrenden ins Berufsleben (meistens Frauen, aber nicht nur) ein speziell entwickeltes Programm, um sicherzustellen, dass ihr Übergang zurück in den Beruf integrativ und positiv verläuft. Das Programm umfasst Mentoring- und Networking-Möglichkeiten sowie E-Learning und Veranstaltungen. „Mitarbeitende brauchen keine Vorgesetzten, die auf alles eine Antwort haben, sondern Führungskräfte mit einer klaren Vision und einem Plan für den Aufbau und die Förderung eines Unternehmens, das wirklich alle Menschen und Hintergründe miteinbezieht“, so Jaedtke.
HubSpot bleibt trotz allem realistisch. Ahrens: „Ein Blick in den DACH-Raum zeigt, dass es im Vergleich zu anderen Ländern viel aufzuholen gibt – insbesondere auf der Führungsebene.“ Das Unternehmen hat erkannt, dass es noch viel zu tun gibt, nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch, um sicherzustellen, dass sich jeder bei HubSpot wohlfühlt. „Die Tech-Industrie und damit auch wir haben eine Verantwortung, den gesellschaftlichen Wandel nachhaltig voranzutreiben und faire Gemeinschaften und Chancen aufzubauen“, so Hufenreuter.