DIE ZUKUNFT IM KAFFEESATZ

Vom Model zur Unternehmerin: Sara Nuru gründete mit ihrer Schwester Sali das Unternehmen Nuru Coffee, welches Kaffee aus Äthiopien verkauft – ein Teil des Erlöses geht in Form von Mikrokrediten an äthiopische Frauen.

Äthiopien gilt als das Ursprungsland des Kaffees – doch mit der Zunahme der hippen Kaffeeröstereien in Europa und den mexikanischen Grossplantagen der Lebensmittel­riesen könnte dieser Umstand zunehmend in Vergessenheit geraten. Dem wollen die beiden Schwestern Sali und Sara Nuru entgegenwirken: Inspiriert von der Kaffeekultur ihres Herkunftslandes wollen die Gründerinnen seit 2017 mit Nuru Coffee die Brücke von Äthiopien nach Deutschland schlagen.

Doch hinter dem Unternehmen steckt mehr als nur ein Import­geschäft: Zum einen wird die Kaffee­ernte, bei der – traditionell äthiopisch – die Kaffeekirschen von den Bauern per Hand gepflückt werden, von lokalen Kooperativen durchgeführt. Diese bestimmen in gegenseitiger Absprache ihre Preise, ohne in Abhängigkeit von Landherren oder ausländischen Unternehmen zu stehen. „Wir reisen vier- bis fünfmal im Jahr nach Äthiopien. Die Kaffeeregion im Umland der Hauptstadt Addis Abeba besuchen wir passend zur Erntezeit. Aktuell bieten wir eine Sorte aus der Region Sidamo an“, so Sara Nuru. Darüber ­hinaus ermöglicht der Verkauf des Kaffees speziell den Frauen im Land eine bessere Zukunft, denn ein Teilerlös des jährlichen Umsatzes wird von den Nuru-Schwestern dafür verwendet, Mikrokredite an Frauen in Äthiopien auszuzahlen.

Durch Schulungen, bei ­denen den Frauen das Erstellen eines Businessplans oder Buchhaltung nähergebracht wird, aber auch durch das Abdecken der Kosten von Nutztieren wie Ziegen ermöglichen die Kredite den Frauen eine eigenständige Existenz. „Die Kredite liegen zwischen 130 und 150 €, das sind umgerechnet 4000 bis 6000 äthiopische Birr“, erzählt Sali Nuru. 93 Frauen wurden auf diese Art bereits unterstützt.

Neben Nuru Coffee, welches zur Gänze aus Eigenkapital finanziert wurde, werden die Frauen­projekte innerhalb des Vereins Nuru Women e.V. durch Spenden finanziert. Insgesamt zählt Nuru Coffee fünf Mitarbeiter, und während sich Sara Nuru vor allem um Marketing und PR kümmert, ist Sali Nuru für den Vertrieb und die Finanzen zuständig. Vor ihrer Zeit als Unternehmerin hat Sara Nuru als Siegerin der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ und in weiterer Folge als international tätiges Model für Marken wie Reebok oder Roberto Cavalli bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Aus ihrem Engagement als Botschafterin für die Stiftung Menschen für Menschen heraus wuchs jedoch zunehmend das Bedürfnis nach einer Tätigkeit mit Mehrwert. „Ich bin sehr genau, was die Auswahl meiner Jobs anbelangt. Sie müssen sich mit den Werten von Nuru Coffee vereinbaren lassen“, so Sara Nuru.

Nuru-Coffee-Kaffee gibt es ­ausser im Onlineshop auch in ausgewählten Concept-Stores in Berlin. „Die Präsenz im stationären Handel wollen wir künftig noch ausweiten“, sagt Sali Nuru. Das Wachstum soll auch weiterhin ein organisches bleiben: „Wir wollen mit dem Unternehmen wachsen.“

Text: Chloé Lau
Foto: Patrice Brilla

Der Artikel ist in unserer Jänner-Ausgabe 2020 „Radical Change“ erschienen.

Forbes Editors

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