Die Werte der Lebenssäfte

Wie das Schweizer Biotech-Unternehmen Isospec Analytics mit Schnelldiagnosen des Blutbilds deutlich mehr Moleküle sichtbar machen kann – und so viel schneller und früher als zuvor Krankheiten von Krebs bis Diabetes auf die Spur kommen will.

Jede menschliche Blutprobe enthält bis zu 15.000 kleine biologische Moleküle, die unschätzbare Hinweise auf die Gesundheit des Menschen geben können – doch derzeit können nur weniger als 5 % dieser Moleküle identifiziert werden. Hier will das Schweizer Start-up Isospec Analytics etwas bewegen – und damit Leben retten.

Isospec, das bereits eine Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von 1,9 Mio. US-$ ­eingeworben hat, ist im Bereich der sogenannten bio­molekularen Analyse­technologie tätig. „Das Verständnis von Krankheitsmechanismen im frühest­möglichen Stadium ist die wichtigste Arbeit, die Wissen­schaftler leisten können, um neue Behandlungsmethoden zu ent­wickeln“, ­erklärt ­Mitgründer ­Ahmed Ben ­Faleh. „Die ­kleinen ­Moleküle in ­Ihrem Blut sind ­entscheidend, wenn wir genau das tun wollen.“

Ben Faleh traf seine Mit­gründer Stephan Warnke und Thomas Rizzo vor sieben Jahren an der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne), dem ­Schweizer Technologieinstitut. Seither hat das Trio seine Zeit grossteils mit der Entwicklung jener Tech­niken verbracht, die Isospec heute verwendet. Das Unternehmen selbst wurde im Jahr 2022 als Spin-off der EPFL gegründet, als die drei die kommerziellen Anwendungsbereiche ­ihrer Arbeit erkannten. „Wir verfügen über ein betriebsbereites Labor und bieten zahlenden Kunden in ganz Europa, den USA und Japan unsere molekularen Identifizierungsdienste an“, sagt Ben Faleh über die Kommerzialisierungs­aktivitäten.

Entscheidend ist, dass die Technologie von Isospec es ermöglicht, eine viel grössere Anzahl an Molekülen in einer Blutprobe zu identifizieren als üblich, und zwar in Stunden und nicht in Wochen oder Monaten, die es bei herkömmlichen Methoden heute noch braucht. Die Technologie basiert auf Erkennt­nissen aus mehreren Gebieten – ­da­runter analytische Chemie, Photonik und kryogene Materialien, die ursprünglich für Weltraum­anwendungen entwickelt wurden.

Wichtig sei jedoch, dass dies nur der erste Schritt in der Arbeit von Isospec ist, so die Gründer. Um im klinischen oder Forschungs­umfeld Nutzen zu stiften, muss auch verstanden werden, was das Vorhandensein der neu ­identifizierten Moleküle in einer Blutprobe tatsächlich für den Patienten bedeutet. Isospec arbeitet bereits mit Kranken­häusern und Forschungs­instituten zusammen, um vorhandene Proben zu untersuchen und andere Daten abzubilden, die die Entwicklung ­diagnostischer Tests vorantreiben sollen.

Sobald das Unternehmen weiss, welche Moleküle jemand, der beispielsweise an Lungenkrebs ­leidet, im Blut hat, kann Isospec gezielt auf diese Moleküle testen. An diesem Punkt wird die ­Technologie des Spin-offs in der Lage sein, eine schnelle Diagnose von Gesundheitsproblemen und Krankheiten zu ­einem sehr frühen Zeitpunkt ihres Fortschreitens zu ermöglichen. „Wir müssen die Biomarker finden, die darauf hinweisen, dass Menschen krank sind“, erklärt Ben Faleh.

Es wird einige Jahre dauern, bis die Tests auf eigenständiger Basis funktionieren – insbesondere angesichts der Notwendigkeit behördlicher Genehmigungen. Aber Isospec geht davon aus, seine Technologie innerhalb des nächsten Jahres als ergänzendes Diagnosetool anbieten zu können.

Das Unternehmen ­erkundet auch alternative Geschäftsmodelle: Zum einen arbeitet Isospec als unabhängiger und eigenständiger ­Diagnosedienstleister; zum anderen lizenziert es sein geistiges Eigentum an Pharma- und Biotechnologie­unternehmen, damit diese ihre ­eigenen Tests entwickeln können.

Die drei Gründer von Isospec Analytics haben das Blutbild im Auge (v. li.): Thomas Rizzo (CSO), Ahmed Ben Faleh (CEO) und Stephan Warnke (CTO).

Das Ziel bestehe nicht nur ­darin, die Diagnose zu beschleunigen, fügt Ben Faleh hinzu: „Wenn man in ­diesem sehr frühen Moment sehen kann, wie eine Krankheit fort­schreitet und welche ­Mechanismen dafür verantwortlich sind, wird das der Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungen sein“, ist er überzeugt.

Die Beschleunigung der ­Entwicklung von Isospec selbst hat daher absolute Priorität. Das Unternehmen investiert nun in Auto­matisierungstechnologien und Softwareentwicklung, um seine Testkapazitäten zu erweitern und die Arbeitsgeschwindigkeit zu erhöhen. Die bisherige Investition kommt von Founderful, mit zusätz­licher Beteiligung der Spezial­investoren Tiny VC, ­Another VC und Venture Kick. Im Isospec-­Aufsichtsrat sitzt so auch Founderful-­Partner Alex Stöckl: „Das Wert­versprechen von Isospec, das einen frühen Zugang zu seiner Spitzenforschung in der bio­molekularen Analyse als Dienst­leistung anbietet, hat uns vom Potenzial der Technologie und des Teams überzeugt“, sagt er.

Was die Gründer selbst betrifft, sehen sie eine Chance, weit mehr zu tun, als nur ein erfolgreiches Gesundheitsunternehmen aufzubauen. „Das ist etwas, das über die Produktentwicklung oder kommerzielle Ziele hinausgeht“, sagt Ben Faleh. „Wenn das funktioniert und wir die entscheidenden Biomarker für Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Diabetes identifizieren können, können wir das Leben von Millionen Menschen wirklich verändern.“

Im Jahr 2022 gründeten Ahmed Ben Faleh, Thomas Rizzo und Stephan Warnke Isospec Analytics als Spin-off der EPFL. Das Unternehmen entwickelt Technologien, die die Blutanalyse genauer und deutlich schneller gestalten. Auf diese Weise wird eine raschere Krankheitsdiagnose und auch Behandlung möglich gemacht.

Text: David Prosser, Forbes Contributor
Fotos: Daniel Kunz, danielkunzphoto.com, Adliswil

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