Die Welt ist nicht genug

Mit Assets in Höhe von einer Billion US-$ sowie unerhört hohen Gewinnen eroberte der Finanzriese Blackstone die Wall Street. Doch Gründer Steven Schwarzman ist trotz seiner 77 Jahre noch nicht am Ende angekommen: Er will die Finanzbranche auch ausserhalb der USA dominieren – mithilfe einer von Kronprinz Jonathan Gray entwickelten „Geheimwaffe“.

Im September 2023 traf sich Steve Schwarzman, Gründer und CEO von Blackstone, mit ­leitenden europäischen Mitarbeitern auf einer Party zur Einweihung des neuen, 26.000 Quadratmeter grossen Büros des Private-Equity-Riesen in Paris. Neben ihm sass Gérard Errera, Vorsitzender von Blackstone France und ehemaliger fran­zösischer Botschafter in Grossbritannien. Kurz zuvor hatte Schwarzman auf der Jahresversammlung von

International Private Equity Market vor 2.000 der grössten Investoren Europas eine Grundsatzrede gehalten; am Tag zuvor hatte der 77-Jährige in Frankfurt ein 14.000 Quadratmeter grosses Blackstone-Büro im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers im Herzen des Finanzviertels der Stadt eröffnet.

„Ich war in meinem Leben bei vielen Büro­eröffnungen dabei, aber jetzt ist es noch auf­regender“, sagt Schwarzman in seinem Wohnsitz in der Park Avenue sitzend. „Je weiter man sich von der eigenen Zentrale entfernt, desto mehr Anstrengungen muss man unternehmen, um ­sicherzustellen, dass man die gleiche Kultur ­sowie das gleiche Risikoprofil bewahrt.“

Während Blackstone global expandiert – das Unternehmen verfügt über 17 Niederlassungen auf der ganzen Welt und hat seinen Mitarbeiterstand ausserhalb der USA in fünf Jahren mehr als verdoppelt –, ist auch Blackstone-COO Jonathan Gray ständig unterwegs. Während Schwarzman in Paris war, war Gray auf dem Weg nach Toronto, wo Blackstone sein erstes Büro in Kanada eröffnete. Die Reise fand kurz vor seinem Besuch bei Blackstone in Singapur statt, wo die Mitarbeiterzahl innerhalb von zwei Jahren auf 200 wachsen soll. Auch wenn Gray in New York ist, „reist“ er zumeist – und verbringt die Stunden um die Morgendämmerung normalerweise damit, Calls mit dem Büro in Mumbai zu machen, während er zu Fuss zum Hauptquartier geht.

Indien ist ein wichtiger Markt für Blackstone: Der Finanzdienstleister besitzt dort 40 Unternehmen und ist der grösste Gewerbeimmo­bilienbetreiber des Landes. Das Land war in Sachen Performance der beste Markt für Blackstone.

Blackstone macht diese internationale Tour einzig und allein, weil dort das Geld ist. In den USA haben institutionelle Investoren oft schon 25 % oder mehr ihres Portfolios in Private Equity investiert – sie haben meist kein grosses Inte­resse, noch mehr in diesen Bereich zu investieren. Global gesehen steckt das Private-Equity-Investment aber noch in den Kinderschuhen: Laut Capital IQ entfallen auf Privatunternehmen, die einen Umsatz von mehr als 250 Mio. US-$ erzielen, 86 % der investierbaren Unternehmen. Da­rüber hinaus schätzt Blackstone, dass es weltweit Privatanleger­vermögen in Höhe von 80 Billionen US-$ gibt, von denen ein Grossteil in europäischen Hubs wie Zürich und Paris sowie in Asien (von Tokio über Seoul bis Mumbai) liegt.

Wenn Schwarzman, dessen Nettovermögen aktuell auf rund 38 Mrd. US-$ geschätzt wird, über sein Unternehmen spricht, das er 1985 gegründet hat, ist rasch erkennbar, dass das alte Leveraged-Buyout-Spiel, das er perfektioniert hat, gerade eine Revolution erlebt. In den USA ist das traditionelle Private-Equity-Geschäft – also das Sammeln von Geld bei grossen Institutionen, um ins Stocken geratene Unternehmen zu erwerben, diese dann auf Vordermann zu bringen und dann die Gewinne einzustreifen – im Sterben begriffen (oder höchstens noch ein sehr langsam wachsendes Geschäft): Heute gibt es mehr als 2.000 Private-Equity-Firmen, vor einem Jahrzehnt waren es noch weniger als 500.

Bei dem neuen Spiel namens ­„Alternatives“ dreht sich hingegen alles um Wachstum. Inves­toren kaufen Unternehmen in Bereichen wie ­Logistik, In­frastruktur, Biowissenschaften und ­E-Commerce und machen sie ­grösser, nicht kleiner. Im Gegensatz zu Buyouts, bei denen die Laufzeit der Fonds auf zehn oder zwölf Jahre begrenzt war, sind die ­beliebtesten ­Finanzierungsquellen in der Branche heute so­genannte „Perpetuals“. Wie Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist Blackstones neuer Ansatz „Kaufen und Halten“, und die neuen Fonds setzen dies durch die Begrenzung von Rücknahmen durch. Während vor ­einem Jahrzehnt fast nichts passierte, machen diese neuartigen Perpetual-Fonds heute 38 % des verwalteten Vermögens von Blackstone in Höhe von einer Billion US-$ und einen noch grösseren Teil seiner Gebühren­einnahmen aus.

Gray hat diese „ewige Rente“ bei Blackstone erfunden, und der 54-Jährige hat die Aufgabe, das Unternehmen zum weltgrössten Full-Service-­Kapitalgeber umzugestalten. Er fordert damit die etablierten Finanzriesen heraus, etwa JP Morgan, BNP Paribas oder HSBC. Im Kreditbereich verfügt Blackstones boomendes Kredit- und Versicherungsgeschäft bereits über Assets in Höhe von 319 Mrd. US-$ und zieht gleichzeitig neues Kapital von Versicherungskunden an, die bereit sind, die mit Investitionen in öffent­lichen Anleihemärkten verbundenen Kosten gegen um 150 Basispunkte höhere Renditen einzutauschen. „Das ist nicht das Private Equity, das unsere Eltern kannten“, sagt Gray, dessen eigenes Nettovermögen mehr als sieben Mrd. US-$ beträgt.

Im September wurde Blackstone der erste alternative Vermögensverwalter, der in den S&P 500 aufgenommen wurde. Das Unternehmen besitzt bereits rund 230 verschiedene ­Unternehmen auf der ganzen Welt, die mehr als 650.000 Mitarbeiter beschäftigen und damit ­Konkurrenten wie Apollo und KKR bei Weitem übertreffen. Sein Portfolio an Gewerbeimmobilien im Wert von 337 Mrd. US-$ ist konkurrenzlos und umfasst 12.000 Immobilien mit einer Fläche von rund 90 Mio. Quadratmetern weltweit. „Es ist noch früh genug für eine Art ‚Goldrausch‘ – jeder sieht, dass das ein globales Spiel ist, sowohl was das Fundraising als auch den Einsatz von Kapital angeht“, sagt Oppenheimer-Analyst Chris Kotowski. Gray jubelt angesichts dieser Aussichten: „Alternatives werden erwachsen – der Markt für das, was wir tun, ist stark gewachsen.“

Das ursprüngliche Geschäft ist immer noch ein grossartiges. Ich sehe es wie Eis: Ist Vanille besser als Schokolade? Jeder hat ein anderes Ziel. Einige Stiftungen mit sehr langfristigen Anlagehorizonten lieben diese Drawdown-Fonds.

Jonathan Gray, COO Blackstone

Grey fing 1992 bei Blackstone an. 2005, im Alter von 34 Jahren, ernannte ihn Schwarzman zum Leiter der wachsenden Immobilienabteilung des Unternehmens. Laut Schwarzman zeichnete sich Gray durch zwei kluge strategische Erkenntnisse aus, die zu zwei der profitabelsten Geschäfte von Blackstone führten: Er hat sich früh für CMBS (Commercial Mortgage Backed Securities) entschieden, die es Blackstone ermöglichten, grössere Geschäfte zu geringeren Kosten abzuschliessen. Gray erkannte auch, dass Blackstone börsennotierte Immobilienunter­nehmen – von denen viele Eigentümer über viele Jahre Immobilien erworben hatten – für weniger als die Summe ihrer Einzelbestände kaufen konnte.

2007 gingen zwei grosse Transaktionen über die Bühne: Da war zum einen einmal der Kauf von Equity Office Properties für 39 Mrd. US-$. Schwarzman ordnete angesichts der Marktsituation an, dass zahlreiche Objekte verkauft werden sollen – Blackstone verdiente damit 30 Mrd. US-$ und eliminierte das Risiko des Deals nahezu. Gleichzeitig blieben ­einige prestigeträchtige Immobilien im Portfolio; Blackstone verdreifachte sein Investment letztendlich.

Die zweite grosse Übernahme, von Hilton Worldwide, kostete Blackstone 26 Mrd. US-$ und brachte dem Riesen Hotels wie das Waldorf Astoria in New York und das Hilton Hawaiian Village ein. Der Deal wurde im Oktober 2007 abgeschlossen, als das globale Finanzsystem am Rande des Zusammenbruchs stand. Es dauerte etwa sechs Jahre, bis sich die Transaktion auszahlte, aber sie zeigte Gray, dass auch teure Transaktionen mit starken Marken hohe Renditen bringen können. Nach viel Hin und Her und einer fast vollstän­digen Abschreibung sanierte Gray das Unternehmen. Im Zuge des Börsengangs verdiente Blackstone ­einen Rekordgewinn bei einer Transaktion: 14 Mrd. US-$. 2018 wurde Jonathan Gray zum Chief Operating Officer ernannt.

Blackstones traditionelles ­institutionelles Buyout-Fondsgeschäft mit einem Vermögen von 641 Mrd. US-$ bleibt wichtig, das Wachstum ­treiben aber zwei andere Faktoren: Der starke Anstieg der Zinssätze in den letzten zwei Jahren führt in Verbindung mit einem Rückgang der Kreditvergabe zu einem Boom bei Privatkrediten oder Direktkrediten ausserhalb der Bankenwelt. Im September fusionierte Blackstone sein Kredit- und Versicherungsgeschäft und war damit beschäftigt, Versicherungskunden zu gewinnen, die es schon lange gewohnt waren, in börsennotierte Anleihen zu investieren. Es verfügt jetzt über Assets von 319 Mrd. US-$.

Blackstone bietet Versicherern mittlerweile Anleihen mit ordentlichen Ratings zu Renditen an, die 150 Basispunkte höher sind als bei vergleichbaren Anleihen. „Ein Megatrend ist die Verlagerung von Krediten von einer rein liquiden Anlageklasse zu einer Klasse, die einen erheb­lichen Minderheitsanteil an Privatanleihen haben wird“, sagt Gray. Nach Angaben der National Association of Insurance Commissioners hielten Versicherer Ende 2022 allein in den USA Anleihen im Wert von mehr als fünf Billionen US-$.

Der andere Wachstumstreiber, auf den Blackstone setzt, wird von den reichen Anlegerkunden von Vermögensverwaltern auf der ganzen Welt ausgehen. Bereits 240 Mrd. US-$ – oder fast ein Viertel der Assets von Blackstone – stammen von Privatanlegern. Sie wachsen mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von mehr als 30 %. Hier werden Grays grosse Innovation, die sogenannten Perpetuals, eine entscheidende Rolle spielen.

Um das Jahr 2015 herum sah sich Gray an, was Einzelinvestoren zur Verfügung hatten, die in Gebäude und Gewerbeimmobilien investieren wollten. Blackstone wollte seine Kompetenzen nutzen und den Markt öffnen. Im Jahr 2017 startete der Blackstone Real Estate Income Trust (BREIT), ein Investmentfonds-ähnliches Produkt für Makler, das einen Mindestbetrag von 2.500 US-$ hatte und eine Beratungsgebühr von 1,25 %, eine Performancegebühr von 12,5 % sowie eine Hurdle Rate von 5 % verlangte (Schwelle, ab der eine Investition eine bestimmte Verzinsung erreicht).

Grays Erfindung wurde ein Hit, Broker wie Merrill Lynch, Morgan Stanley und UBS, die oft ihre eigenen Verkaufsgebühren erhoben, schlugen zu. Bis 2021 stiegen die Assets von BREIT, das Studentenwohnungen, Rechenzentren und Lagerhäuser besitzt, auf 70 Mrd. US-$. Dann, als die Märkte im Jahr 2022 einbrachen, zwang eine Flut von Rücknahmeanträgen nervöser Anleger Blackstone dazu, die Abhebungen zu begrenzen, und das Vermögen sank auf 61 Mrd. US-$. Gray besteht darauf, dass sich BREIT wie geplant entwickelt hat, und stellt fest, dass das Unternehmen einschliesslich der monatlichen Dividenden eine jährliche Rendite von etwa 11 % erzielt hat.

Der Erfolg von BREIT brachte den Blackstone Private Credit Fund (BCRED) hervor, der 2021 gegründet wurde und nun über Assets von 29 Mrd. US-$ verfügt. Auch die ­Konkurrenten von Blackstone, darunter Apollo und KKR, sind im Spiel. Es wird geschätzt, dass mehr als 1,2 Billionen US-$ in unbefristete Produkte geflossen sind. „Wir sind von der Verteilung unserer Drawdown-Fonds zu einer vollständigen Palette offener Fonds übergegangen“, sagt Joan Solotar, ­Leiterin von Blackstone Global Private Wealth. „Sie ermöglichen es Ihnen, jeden Tag auf dem Markt zu sein, anstatt nur alle paar Jahre episodisch.“

Die Dauerbrenner von Blackstone sind nicht nur etwas für wohlhabende Privatpersonen – auch Institutionen lieben sie. Blackstone Infra­structure Partners (BIP) verfügt über ein Vermögen von 32 Mrd. US-$, Blackstone Property Partners über 66 Mrd. US-$. Das Unternehmen hat kürzlich den Blackstone Private Equity Strategies Fund (BXPE) aufgelegt, bei dem es sich im Wesentlichen um die ursprünglichen Buyout-Unternehmen handelt, die als individueller, anlegerfreundlicher Fonds verpackt sind. Bis Anfang Januar hatte BXPE 1,3 Mrd. US-$ eingenommen. „Wir werden ständig eine Reihe dieser neuen Produkte haben“, verlautet Schwarzman. „Die Händler haben etwa 2 % an Alternativen und wollen ihren Kundenstamm auf 10 bis 15 % vergrössern. Es handelt sich also um einen weiteren dieser explosiven Wachstumsbereiche, in denen wir als weltweit führendes Unternehmen positioniert sind.“

Die rund eine Billion US-$ umfassenden Assets von Blackstone sind zu etwa 70 % in Nordamerika, zu 20 % in Europa und zu 10 % in Asien investiert. Mit 1.250 Mitarbeitern in Nieder­lassungen im Ausland verfügt das ­Unternehmen auch ausserhalb der USA über eine beträcht­liche Präsenz – aber es wird noch grösser. In einem Konferenzraum im zehnten Stock des Marunouchi-Gebäudes im Finanzviertel von Tokio sitzen Daisuke Kitta, Leiter der Immobilien­abteilung in Japan bei Blackstone, Private-Equity-Dealmaker Atsuhiko Sakamoto und Ryusuke Shigetomi, der Vorsitzende der 75-Personen-Operation. Shigetomi trat 2021 bei, nachdem er als stellvertretender Vorsitzender des globalen Investmentbankings bei Morgan Stanley und davor bei Mitsubishi UFJ Financial tätig gewesen war. Ähnlich wie beim früheren Botschafter Gérard Errera in Frankreich besteht die Aufgabe des 40-jährigen Finanzveteranen darin, Türen in ­einem stark regulierten Markt zu öffnen, der von Grossbanken dominiert wird.

„Unsere Aufgabe ist es, die ­Verbindungen zwischen Japan und den USA herzustellen“, sagt Kitta, der es gewohnt ist, von Gray schnelle E-Mails über Geschäfte zu erhalten: „Jon schickt mir ein E-Mail mit einer Kleinigkeit, weil er einfach nur die Fragen stellen möchte – und das tut er ständig.“ Blackstone hat bereits fast sieben Mrd. US-$ in japanische Immobilien investiert. Als Blackstone im Jahr 2020 über den Kauf von Alinamin Pharmaceuticals von Takeda ­Pharmaceuticals verhandelte, brach die Corona­pandemie aus, aber das Team von Blackstone in Japan konnte trotzdem persönliche Besuche durchführen und den Deal abschliessen, während internationale Reisen nach Japan eingeschränkt waren. Der 2,3 Mrd. US-$ schwere Deal ist nach wie vor der grösste im Gesundheitswesen des Landes.

Nach Angaben des Datenforschungsunternehmens Altrata verfügt Japan nach den USA, China und Deutschland über die viertgrösste Zahl vermögender Privatpersonen weltweit. Die Regierung des Landes schätzt, dass die Bürger des Landes persönliche Finanzvermögen in Höhe von rund 13 Billionen US-$ besitzen. Etwa 50 % davon entfallen auf Bargeld und niedrig verzinsliche Bankeinlagen. Eine gute Nachricht für Blackstone ist, dass Regierungsreformen endlich das fünf Billionen US-$ schwere Vermögensverwaltungs­geschäft des Landes öffnen. „Wir werden hart daran arbeiten, ein anspruchsvolles Vermögens­management zu fördern und neue Markt­teil­nehmer zu gewinnen“, sagte Premierminister ­Fumio Kishida kürzlich.

Blackstone hat bereits eine Partnerschaft mit Nomura Securities mit Sitz in Tokio geschlossen und Gelder für BREIT und Daiwa ­Securities gesammelt, deren Kunden Yen in die variabel verzinslichen Schulden von BCRED gepumpt haben. „Wir haben einen ziemlich engen Dialog mit den Finanzinstituten geführt“, sagt Shigetomi. Obwohl London mit 600 Mitarbeitern und einem neuen Büroturm, der in Mayfair errichtet wird, Black­stones mit Abstand grösster Aussenposten im Ausland ist, hat sich Kontinentaleuropa zu ­einem fruchtbaren Standort für neue Geschäfte ent­wickelt.

„Immobilien sind ein Beziehungsgeschäft, daher muss man Teil des Gefüges der lokalen Märkte sein“, sagt James Seppala, Leiter von Blackstone European Real Estate, der fünf Sprachen spricht. Das letzte Jahr war ein grosses Jahr: Etwa 50 % des Immobiliengeschäfts von Blackstone kamen aus Europa, wo das Thema „Logistik, Logistik, Logistik“ lautet. Das Unternehmen ist Europas grösster Vermieter mit einem Vermögen von über 100 Mrd. US-$ auf dem gesamten Kontinent, die Hälfte davon in Lagerhäusern, Vertriebs­einrichtungen und Fulfillment-Zentren. In Frankreich, wo das Unternehmen bereits 25 Mrd. US-$ investiert hat, stellte Blackstone im Jahr 2022 den Kreditgeschäfts­führer Florent Trichet ein. „Vertriebshändler wie Privatbanken im ganzen Land möchten, dass Sie auf Französisch sprechen, und sie möchten Materialien auf Französisch, also macht das Sinn. Wir haben jemanden vor Ort, der den Anlegern das Produkt erklären kann“, sagt Trichet. „Sie möchten nicht, dass die Leute in einer Besprechung Angst bekommen, weil sie einen Eurostar oder ­einen Flug erwischen müssen.“

Wie Privatkredite und Immobilien werden auch unbefristete Anleihen eine grosse Rolle bei Blackstones Streben nach der Weltherrschaft spielen. Diese neuartigen Fonds sind keineswegs alter Wein in neuen Schläuchen – Perpetuals verändern das Betriebsmodell von Blackstone selbst, weg vom Transaktionsmodell hin zu langfristigem Buy and Build. Sie helfen dem Unternehmen auch dabei, Geschäfte abzuschliessen.

„Wir haben uns mit der ­Eigentümerfamilie von Carrix zusammengetan, dem grössten Hafenbetreiber in den USA und Mexiko; und mit der ­Familie Benetton bei der Privatisierung von Mundys (früher Atlantia, Anm.), dem grössten Verkehrsinfrastrukturunternehmen der Welt mit ­einer Reihe von Strassen in Spanien und Frankreich sowie den Flughäfen Rom und Nizza“, sagt Gray und bezieht sich auf Deals im 40-Mrd.-­US-$-Infrastrukturkonzern von Blackstone. „Diese Familien lieben die Idee einer unbe­fristeten Partnerschaft. “

Die Investition von Blackstone in das in Paris ansässige Unternehmen Lazeo im vergangenen Jahr ist so ein Wachstumsdeal. Das familiengeführte Unternehmen betreibt 160 Zentren, in denen es unter anderem um „Laser-Haarentfernung, Injektionen, Körperkonturierung und medizinische Gesichtsbehandlungen“ geht. Lazeo erlebte einen Wachstumsschub, nachdem es kürzlich das Münchner Unternehmen Clean­skin gekauft hatte. Sein Gründer, Bernard Sillam, wollte die Kontrolle an seinen Mitbegründer-Sohn Dimitri übertragen, der eine Finanzierung benötigte – Auftritt Blackstone, das sich als langfristiger Wachstumspartner präsentierte und eine Struktur bot, die der Familie die Kontrolle liess. „Nach nur einem Anruf wussten wir sofort, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten wollten“, sagt Dimitri.

Eines muss hier noch festgehalten werden: Schwarzman und Gray stehen durchaus noch zu Blackstones alter Leveraged-Buyout-Arbeit: „Das ursprüngliche Geschäft ist immer noch ein grossartiges Geschäft“, betont Gray und weist darauf hin, dass Blackstone in den letzten zwei Jahren 120 Mrd. US-$ in traditionell strukturierten Fonds aufgebracht hat. „Ich sehe es wie Eis: Ist Vanille besser als Schokolade? Jeder hat ein anderes Ziel. Einige Stiftungen mit sehr langfristigen Anlagehorizonten lieben diese Drawdown-Fonds.“

Blackstone hat kürzlich seine Ergebnisse für 2023 bekannt gegeben. Die sogenannten ausschüttungsfähigen Erträge beliefen sich auf 5,1 Mrd. US-$, was durch den Rückgang der Gebühren aufgrund weniger Vermögensverkäufe im letzten Jahr beeinträchtigt wurde. Dennoch stieg das verwaltete Vermögen auf 1,04 Billionen ­US-$. Dank höherer Zinssätze war der Privatkredit der Star und verzeichnete die grössten Zuwächse unter den Strategien des Unternehmens. Was die Ausschüttung angeht, glänzen die Dauerausgaben weiterhin und sind auf fast 400 Mrd. US-$ gestiegen; was die Cashreserven betrifft, verfügt Blackstone über beeindruckende 200 Mrd. US-$, und Gray sagte Analysten, dass er auf der Suche nach Deals sei.

„Einer der Hauptvorteile, die sich aus unserer führenden Grösse ergeben, besteht darin, dass wir über mehr, bessere und umfangreichere private Daten verfügen, die darüber informieren, wie wir investieren“, sagte Schwarzman während der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen. „Wir bündeln Echtzeitdaten dieser Beteiligungen, um makroökonomische Erkenntnisse zu gewinnen, die wir dann an alle unsere Unternehmen weitergeben, sodass sich das Unternehmen schnell an veränderte Bedingungen anpassen kann.“

Mehr Einsätze vor Ort werden zu mehr Daten, mehr Deals und mehr Dollars in den Taschen der Blackstone-Aktionäre und seiner 250 Partner führen. Blackstones Aktien stiegen im Jahr 2023 um 83 %, verglichen mit 81 % für KKR, 49 % für Apollo und 24 % für den S&P 500. Im vergangenen Jahr beliefen sich allein die Dividendenzahlungen auf Schwarzmans Aktienbestände auf 770 Mio. US-$; Grays Bilanz belief sich auf 139 Mio. US-$.

Schwarzman, der wahrscheinlich nie in den Ruhestand gehen wird, besteht darauf, dass seine globalen Ambitionen nichts mit Geld zu tun haben. „Ich schaue mir alles an und frage mich: ‚Was ist das Maximum, das wir daraus machen können?‘“, sagt er über sein Lebenswerk. „Wenn Sie eine grossartige Gelegenheit sehen, freue ich mich riesig darüber. Warum sollten wir das nicht besitzen? Let’s go!“

Text: Sergei Klebnikov und Matt Schifrin / Forbes US
Fotos: Guerin Blask für Forbes US

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