Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Das Firmenimperium von Mohamed Bin Issa Al Jaber erstreckt sich von Luxushotels, Immobilien und Erdölindustrie bis hin zu Agrarwirtschaft. Der Unternehmer, der neben der saudi-arabischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, ist umtriebig wie kaum ein anderer; einige Rechtsstreitigkeiten inklusive. Doch nun will Al Jaber, dessen Vermögen Forbes zuletzt auf sieben Mrd. US-$ schätzte, wieder „zurückkehren“ und sich auf sein Geschäft mit Luxushotels konzentrieren – auch und vor allem in Wien.
Mohamed Bin Issa Al Jaber ist an vielen Orten dieser Welt zu Hause. Geboren in Dschidda lebt Al Jaber ausser in seiner Heimatstadt heute auch in Paris, London, Portugal und Wien. Die österreichische Hauptstadt hat für Al Jaber eine besondere Bedeutung – nicht umsonst trägt der Unternehmer neben der saudischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft.
Genauso vielfältig wie seine Wohnsitze ist auch das Unternehmensnetzwerk des 64-Jährigen: Al Jabers Beteiligungen reichen von Luxushotels und Lebensmittelunternehmen über Erdöl-Aktivitäten bis hin zu Marken wie dem österreichischen Skihersteller Kneissl.
Das Portfolio hat laut Unternehmenswebsite einen Wert von über neun Mrd. US-$. Der Gewinn lag laut Eigenangaben zuletzt im neunstelligen Bereich. 2013 schätzte Forbes Al Jabers Nettovermögen auf sieben Mrd. US-$. Zu seinem Portfolio unter der MBI-Gruppe gehört etwa das Bauunternehmen Jadawel International, das im gesamten Königreich Saudi-Arabien eine Reihe von Ministädten und Luxusvillen gebaut hat. Seit fast 30 Jahren betreibt Al Jaber JJW Hotels & Resorts, ein Unternehmen für Luxushotels und Golfplätze mit Hotels, Resorts und Verkaufsstellen weltweit; die Locations liegen in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Neben Hotels, Resorts und Golfplätzen gehören auch Kreuzfahrtschiffe zum Angebot.
Doch Al Jaber ist auch im Lebensmittelhandel aktiv. Die AJWA Group betreibt Häfen im Nahen Osten, eine Reihe von Verarbeitungsanlagen, ausgedehnte Vertriebsnetze und einige der grössten Reis-, Lebensmittel-, Öl- und Gemüsemarken in der MENA-Region. Zu guter Letzt leitet und besitzt Al Jaber auch das Öl- und Gasunternehmen Continentoil – 1994 gegründet bietet der Konzern Infrastruktur-, Produktions- und Fertigungslösungen für die Kohlenwasserstoffindustrie und Lösungen entlang der Öl- und Gas-Wertschöpfungskette.
Al Jaber tritt zudem auch als Investor in Start-ups auf – sowie als Philanthrop. Neben seinem unternehmerischen Tun ist der Austro-Saudi mit der MBI Al Jaber Foundation, die in Grossbritannien angesiedelt ist, seit über 25 Jahren aktiv. Die Stiftung finanziert unter anderem Stipendien für junge Menschen, um diesen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Zuletzt wurde das Vermögen von Mohamed Bin Issa Al Jaber auf sieben Mrd. US-$ geschätzt.
Zu Österreich hat Al Jaber seit über zwei Jahrzehnten eine enge Beziehung. Erstmals in Erscheinung trat der Unternehmer 2002, als er das Grand Hotel an der Wiener Ringstrasse kaufte, das damals der japanischen Fluglinie Nippon Airways gehörte.
Es folgte das ebenfalls am Ring gelegene Hotel The Ring. Vier Jahre später, 2006, investierte Al Jaber weitere 70 Mio. €, um das Palais Corso, das die Wiener Ringstrassen Galerien beheimatet, von der Generali Versicherung zu kaufen.
2007 erhielt Al Jaber, der sich selbst „österreichischer Unternehmer mit saudi-arabischen Wurzeln“ nennt, die österreichische Staatsbürgerschaft. Wenig später, 2008, folgte dann eine Entscheidung, die Al Jaber viele Jahre lang beschäftigen sollte: Al Jaber wollte bei der damals kriselnden Fluglinie Austrian Airlines (AUA) einsteigen. Rund 20 % hätte der Unternehmer halten sollen.
Die AUA wies damals einen Gewinn von rund 3,3 Mio. € aus – ein Gutachten behauptete später, dass die Fluglinie aber vielmehr einen Verlust von 205 Mio. € hätte angeben müssen. Nach schlechten Quartalszahlen trat Al Jaber schliesslich vom Kaufvertrag zurück, da er sich vom AUA-Vorstand getäuscht fühlte. Daraus entstand ein Rechtsstreit, der 15 Jahre lang andauern sollte. Letztendlich übernahm die deutsche Lufthansa Ende 2008 die Fluglinie, der Staat Österreich garantierte die Schulden. Der Gerichtsprozess wurde erst 2023 entschieden, als das Handelsgericht Wien urteilte, dass der Rücktritt rechtmässig gewesen sei.
Doch Al Jaber liess sich von dem Hin und Her nicht beirren – und wurde 2008 bei der österreichischen Traditionsskimarke Kneissl fündig. Er übernahm 60 % der Unternehmensanteile. Nachdem Kneissl in die Insolvenz rutschte, hinterlegte Al Jaber 2012 insgesamt 1,98 Mio. € für die Insolvenzquote und besitzt seither 100 % der Aktien am Traditionsbetrieb.
Eng verbunden ist Al Jaber jedoch mit der Privatuniversität Modul am Kahlenberg. Die auf Tourismus und Hospitality spezialisierte Universität wurde von Al Jaber mitgegründet und lange Jahre finanziell unterstützt. Der Unternehmer hatte 2007 zehn Prozent der Bausumme investiert und der Organisation mit Sponsoringgeldern geholfen. Die Wiener Landesregierung zeichnete ihn mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien aus. Österreich soll in Zukunft wieder stärker in den Fokus des Unternehmers rücken – insbesondere durch das Gerichtsurteil im AUA-Prozess fühlt sich Al Jaber bestätigt.
Neben unternehmerischen Projekten will er seine Zeit im Land vor allem dem Engagement zugunsten von Bildungseinrichtungen widmen und Studierende mit
Stipendien unterstützen. Doch nicht nur im Inland, auch international ist der Unternehmer hochaktiv: In Portugal investierte Al Jaber in den letzten drei Jahrzehnten rund eine halbe Mrd. € an der Algarve. Zu seinen Objekten gehören etwa das Hotel Dona Filipa in Vale do Lobo, der Golfplatz San Lorenzo in Quinta do Lago, das Hotel Penina sowie die drei zugehörigen Golfkurse. Seit dem Jahr 2015 leitet Al Jabers Sohn Mohsen MBI Al Jaber, das Geschäft in Portugal.
Was Al Jaber jedoch überall auf der Welt auszeichnet, sind Aktivitäten im Bereich Philanthropie. Diese laufen über die von ihm gegründete Stiftung MBI Al Jaber Foundation, die stark im Bildungsbereich engagiert ist.
In dieser Rolle unterstützt Al Jaber als „Gründungspatron“ und Stifter das London Middle East Institute der SOAS University in London (School of Oriental and African Studies). Dort hat er zudem den MBI Al Jaber Chair in Middle East Studies begründet. Darüber hinaus sponsert die Stiftung die International Association for the Study of Arabia (früher: British Foundation for the Study of Arabia) in Grossbritannien. Denn neben Bildung ist Al Jaber der Brückenbau zwischen arabischer und europäischer Kultur ein grosses Anliegen. Unter dem Motto „Connecting Cultures“ unterstützt Al Jaber den Austausch der Kulturen, etwa auch zwischen Österreich und der arabischen Welt. 2008 wurde der Unternehmer dafür vom Wiener Trialog Institut als „Person des Jahres 2008“ ausgewählt. Laudator Karl Blecha, ehemaliger Innenminister Österreichs sowie Präsident der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, betonte dabei Al Jabers Rolle als „interreligiöser Brückenbauer“
Zudem arbeitet die Stiftung eng mit der Unesco zusammen, um den euro-arabischen Dialog zu stärken. 2004 wurde Al Jaber daher auch von der Unesco als Repräsentant für „Bildung, Menschenrechte, Toleranz und Kultur, um Frieden und Demokratie aufzubauen“ ernannt.
Auch ein Buch veröffentlichte „der Scheich“ (die Bezeichnung wird in Saudi-Arabien als Ehrentitel verliehen) – 2009 erschien „Yes, the Arabs can too“ erst auf Arabisch, 2013 dann auch auf Englisch, Deutsch und Französisch. Das Buch bietet einen Blick aus arabischer Sicht auf die Änderungen der Region in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht.
Die drei Kinder – zwei Töchter und ein Sohn –, die Al Jaber mit seiner Frau hat, sind ebenfalls im Familienunternehmen aktiv.
Und obwohl die Zahlen anderes vermuten lassen würden, lebt Al Jaber eher bescheiden. Zwar hat er durchaus wertvolle Häuser, in denen er in den verschiedenen Städten lebt, doch nach Eigenangaben habe er seine mehr als 20 Jahre alte Uhr um 150 € auf einem Flughafen gekauft und verwende sie täglich.
Mit dem Rückenwind des AUA-Urteils, das ihn im Recht sah, sowie seiner ungebrochen grossen Liebe zu Wien will Al Jaber nun wieder verstärkt in Österreich auftreten. Sein Fokus soll dabei klar auf einem sowieso schon bestehenden Kerngebiet seines Tuns liegen: Luxushotels. Neben dem Grand Hotel, das Al Jaber bis heute hält, sollen weitere Objekte hinzukommen.
Mohamed Bin Issa Al Jaber ist ein saudisch-österreichischer Unternehmer. Sein Betätigungsfeld erstreckt sich von Luxushotels und Immobilien über Erdöl bis hin zum Lebensmittelhandel.
Fotos: beigestellt