Die Problemlöserin

Seit Jahren wächst die europäische Digitalbank N26 rasant – nicht nur in Sachen Kunden, sondern auch bezüglich der Investments.

Seit August 2018 ist Georgina Smallwood bei N26 an Bord – und als Director of Product für die Skalierbarkeit der N26-Produkte verantwortlich, also dafür, im Team Produktideen zu sammeln, diese zu validieren und auf ihren Unterneh­menspurpose zu prüfen sowie schliesslich umzusetzen. „Wir haben ein unglaubliches Produkt, und unser Ziel für die Zukunft besteht darin, unseren Kundenstamm von einer Million noch deutlich zu skalieren. In meiner Rolle bin ich dafür verantwortlich, die Brücke zu schlagen – zwischen unserer Vision und dem, was wir liefern können“, sagt Smallwood.

Diese Brückenfunktion veranschaulicht sie am Beispiel des 2017 gelaunchten mobilen Geschäftskontos „N26 Business“. Es richtet sich an Selbstständige und Freelancer; zwei Märkte, die laut Smallwood wachsen: „Wir wollten diesen Leuten eine Lösung für ein Problem geben, das sie bis zu diesem Zeitpunkt hatten, nämlich ihre geschäftlichen Finanzen flexibel, mobil und einfach zu verwalten.“ Die Australierin sieht hier auch eine Schnittstelle zur für das Start-up essenziellen Monetarisierung der eigenen Produkte: „Wir glauben, dass Menschen nur für etwas bezahlen sollten, das sie wertvoll finden. Unsere Aufgabe ist es, dass unser Produkt Probleme des Kunden löst.“

Monetarisierung ist für Fintechs allgemein ein grosses Thema. Auch N26 ist trotz – oder gerade wegen – des grossen Kundenwachstums der letzten Jahre nicht profitabel. Zwar verdiene N26, so Gründer Valentin Stalf in einem Interview mit Forbes Ende 2017, pro Kunde bereits Geld. Für schwarze Zahlen reicht es aber (noch) nicht. Das rapide Wachstum führe natürlich auch zu Herausforderungen, so die Produktmanagerin: „Innovation und Skalierbarkeit wirken manchmal gegensätzlich. Wir müssen sicherstellen, dass wir unser Wachstum auch technisch aufrechterhalten. Wir dürfen die Innovation nicht aus dem Blick verlieren – sie macht uns zu dem, was wir sind.“

Um sich auch in Zukunft ein Stück weit neu zu erfinden, muss sich das deutsche Unternehmen auch mit Konkurrenten auseinandersetzen. „Es gibt im Fintech-Markt einen gesunden Wettbewerb“, so Smallwood. Und somit gibt es immer wieder auch Reibereien: Revolut brachte etwa 2017 eine Karte heraus, deren Erscheinungsbild jener von N26 verdächtig ähnelte. Smallwood sieht Überschneidungen durch die ähnliche Zielgruppe jedoch als unvermeidlich an: „Wenn wir unsere Arbeit ernst nehmen und unseren Kunden zuhören, werden wir wohl manchmal ähnliche Features herausbringen. Der Unterschied ist nur: Wir verfolgen eine andere Strategie, wie wir diese Lösungen ausführen.“ Und diese lautet? „Wir wollen die Art und Weise, wie Menschen morgen mit ihrem Geld umgehen, grundlegend verändern – und nicht nur verbessern, wie sie es gestern gemacht haben.“

Dieser Artikel ist in unserer September-Ausgabe 2018 „Women“ erschienen.

Niklas Hintermayer,
Redakteur

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