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Erklärvideos sind die Zukunft der Werbebranche, sagen Nicolas Rieger und Florian Vilis von Rielis Media. Das von ihnen im Jahr 2018 gegründete Unternehmen hilft seinen Kunden, ihr Angebot mit diesen Videos prägnant und einfach in 60 oder 90 Sekunden auf den Punkt zu bringen.
Dass Erklärvideos gerne angeschaut werden und so viele Menschen erreichen, erkannte Nicolas Rieger schon lange, bevor diese so gefragt waren wie heute. Rielis Media produziert bereits seit 2018 Erklärvideos für Unternehmen über Produkte, Dienstleistungen und Sachverhalte – mit dem Ziel, komplexe Themen einfach und dennoch präzise darzustellen.
Erklärvideos arbeiten mit visuellem Storytelling. „In Wahrheit macht genau das die erfolgreiche Kommunikation aus“, sagt Nicolas Rieger, Gründer und Geschäftsführer von Rielis Media, der über Umwege ins Feld von Marketing und Kommunikation gelangte. Zunächst begann er ein BWL-Studium, das er abbrach, um seiner Leidenschaft, der Fitness, nachzugehen. Rieger gründete eine Fitnessfirma – und plante dabei unter anderem, seinen Kunden monatliche Pakete mit Nahrungsergänzungsmittelproben zur Verfügung zu stellen. Um seinen Kunden den Versand und die Abwicklung zu erklären, stiess er zufällig auf das Thema Erklärvideo. Die Fitnessfirma liegt heute auf Eis, die Erklärvideos aber liessen Rieger seither nicht mehr los.
Nicolas Rieger heuerte später in einer Agentur an und überzeugte seinen damaligen Chef und heutigen Geschäftspartner Thomas Urban vom Potenzial dieser kurzen Animationsfilme zur Darstellung komplexer Sachverhalte. Mit Florian Vilis war das heutige Gesellschaftertrio von Rielis Media komplett.
Können Sie uns in wenigen Worten erklären, was Erklärvideos sind und wo sie eingesetzt werden?
Ein Erklärvideo ist ein animierter Film, der komplexe Themen innerhalb von 60 oder 90 Sekunden darstellt. Dabei sind die Einsatzgebiete sehr gross und von der jeweiligen unternehmerischen Phase abhängig. Grundsätzlich gehen wir von drei Phasen aus:
In Phase eins (1) geht es meistens um die Neukundenakquise. Dafür erstellen wir Videos, die eine Handlung bei der Zielgruppe mobilisieren sollen. Das kann sein, dass diese etwas im Onlineshop kaufen, sich registrieren, ein Formular ausfüllen oder sich für ein kostenloses Erstgespräch anmelden.
In der zweiten Phase (2), wenn die Firmen schon aufgebaut oder einfach schon grösser sind, brauchen diese – neben einem stetig wachsenden Neukundenstamm – auch Mitarbeiter, die all diese neuen Anfragen abarbeiten können. Es geht in diesem Fall also um das Rekrutieren von Personal. Die Art der Erklärvideos bleibt dabei gleich, die Zielgruppe ist aber eine andere. Hier bieten wir nach Fertigstellung des Videos auch einen konkreten Leitfaden an, wie dieser Recruiting-Film eingesetzt werden kann – etwa als Platzierung auf Linkedin. Das ist einfach eine gute und gängige Form, sich als Arbeitgeber kurz und bündig, aber umfassend darzustellen und seine Werte zu vermitteln.
In Phase drei (3) stehen für uns Unternehmen, die vermehrt Erklärvideos für ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen benötigen – dies nicht nur für potenzielle Kunden, sondern auch für ihre eigenen Mitarbeiter. Ein Beispiel: In einem Unternehmen heuern täglich mehrere Mitarbeiter an; die brauchen zunächst Orientierung. Fragen wie „Wo hole ich meine Eintrittskarte?“ oder „Wie funktioniert mein Sodexo-Pass und wo kann ich diesen einlösen?“ tauchen auf und gehören beantwortet; ebenso die Frage, wie man mit dem Vorgesetzten kommuniziert oder welche Aufgaben in der ersten Arbeitswoche erledigt gehören. All das sind Dinge, die man mit Erklärvideos optimieren kann und sollte.
Was ist der Vorteil eines Erklärvideos?
Man braucht nur maximal 90 Sekunden, um sein Angebot, sein Produkt, seine Dienstleistung oder ein anderes Thema zu vermitteln. Und dann ist es, verglichen mit Realfilmen oder Imagefilmen, günstiger und deutlich flexibler – weil man völlig losgelöst vom Wetter oder der physischen Anwesenheit bei einem Dreh arbeiten kann. Bei der Produktion eines Erklärvideos ist alles zu 100 % digital via Skype, Telefon und E-Mail zu lösen; ganz abgesehen davon, dass Schauspieler teuer sind oder man sich bei einem Mitarbeiterwechsel einen neuen Dreh mit neuen Protagonisten erspart. Beim Erklärvideo geht das alles online mit ein paar Klicks.
Die Menschen haben sich an die vielen Videos gewöhnt. Denken Sie an Netflix, Youtube und Co – die Leute halten mittlerweile auch auf Websites Ausschau nach Videos. Unsere Aufmerksamkeitsspanne liegt laut einer Google-Studie bei sechs Sekunden. Hier ist Bewegtbild das optimale Medium und Kommunikationstool, um beim Zuseher eine Handlung zu bewirken.
Was macht ein besonders gutes Erklärvideo aus?
Ein Erklärvideo funktioniert nur dann gut, wenn zwei Bausteine berücksichtigt werden: (1) Marketing und Vertrieb und (2) das Storytelling. Beginnen wir beim Storytelling respektive mit der Drei-Akt-Struktur, die auf den US-amerikanischen Sachbuchautor Syd Field zurückgeht: Diese Theorie besagt, dass ein Film in drei Akten aufgebaut sein muss. Im ersten Akt hat man den Helden oder die Heldin, die in der Geschichte eingeführt werden; darüber hinaus gibt es oft einen Begleiter – das Orakel, die Oma oder der Dorfälteste, wie man das häufig aus Disney-Filmen kennt. Diese Begleitperson führt den Helden durch die Geschichte. Umgelegt auf das Video führt die Firma als Begleiter den Kunden als Helden durch die Geschichte. Am Ende des ersten Akts gibt es immer ein sogenanntes „auslösendes Ereignis“, das den Helden erst auf diese Reise führt. Es ist immer exogen – zum Beispiel eine Person wird vom Partner verlassen oder verliert den Job et cetera.
Im zweiten Akt begegnen dem Helden diverse Konflikte, die er lösen muss. Zum Beispiel: Der Held kämpft gegen Feinde, gegen sich selbst, gegen alte Methoden oder Gewohnheiten. Umgelegt auf ein Unternehmen könnte das bedeuten, dass der Held mit seinen alten Produkten zu kämpfen hat. Am Ende dieses Aktes kommt es dann zum sogenannten „Alles-verloren-Erlebnis“: Es scheint so, dass alles, was der Held versucht hat, gescheitert ist. Aber dann kommt es zum „Twist“ …
Und der ist?
Der Held rafft sich noch einmal in einem grossen Finale auf. Er löst das Problem und kehrt am Ende dieser Geschichte wieder zum ersten Akt, also zum Anfangsort, zurück – mit dem gelösten Problem oder einem besseren Produkt zurück.
Die Geschichte ist also das erste Puzzlestück …
Ja. Das zweite ist die sogenannte AIDA-Formel – Attention, Interest, Desire, Action, zu Deutsch: (1) Aufmerksamkeit der Zielgruppe erregen; (2) Problem darstellen oder erzeugen; (3) Lösung aufzeigen; (4) Handlungsaufforderung. Praktisch sähe das dann als Angebot für einen Geschäftsführer etwa so aus: „Sie sind Geschäftsführer und haben ein Problem mit XYZ? Wir bieten Ihnen die Lösung, denn unser Produkt kann XYZ. Interesse geweckt? Dann schicken Sie uns eine Anfrage.“
Die Zusammenführung dieser zwei Kernstücke, also der AIDA-Formel und des Storytellings nach Syd Field, machen das perfekte Erklärvideo aus. Und wir haben bis dato noch keine andere Agentur gesehen, die diese Formel genauso anwendet wie wir.
Sie betreuen grosse und auch kleinere Unternehmen. In welchen Branchen sind Erklärvideos besonders beliebt?
Überall, quer durch alle Branchen. Erst kürzlich hat sogar ein Hotelbetrieb bei uns angefragt. Es ist alles dabei: IT, Gastronomie, Industrie, Medizin, Finanzen, Non-Profit et cetera – ganz unterschiedlich. Je komplexer das Produkt, die Dienstleistung oder das Thema ist, desto mehr muss der Kunde verstehen, dass er seine Informationen simpel und schnell kommunizieren muss.
Der erste Touchpoint ist die Website. Wenn der Kunde dort nur mit Text konfrontiert wird, geht er automatisch zu Google retour und klickt auf die nächste Website, nämlich die des Konkurrenten. Wenn die Konkurrenz das besser, kürzer und simpler kommunizieren kann, dann wird die Conversion – respektive der Kauf, der Klick – natürlich dort landen. Das verstehen mittlerweile viele. Deswegen sind Erklärvideos durch alle Branchen sehr gefragt.
Apropos Konkurrenz: Auf Google tauchen jetzt immer häufiger Erklärvideos unterschiedlicher Qualität auf …
Ja, wir haben gesehen, dass sich speziell in den letzten zwei Jahren immer wieder mehrere Anbieter auf Google platziert haben; speziell Billiganbieter, die 08/15-Erklärvideos mit vorgefertigten Templates oder Drag-and-Drop-Softwares erstellen. Das Problem hierbei ist, dass die Klickpreise auf Google mittlerweile sehr hoch sind und sich die Billiganbieter diese Preise auch gar nicht mehr leisten können.
Wir sehen fast wöchentlich neue Anbieter auf dem Markt auftauchen und verschwinden. In Wirklichkeit gibt es nur eine Handvoll seriöser Anbieter im DACH-Raum, die von Anfang an dabei sind. Billigvideos kosten im Endeffekt mehr, weil man im Worst-Case-Szenario sogar den Kunden verschreckt, wenn man ein fürchterliches Drehbuch oder miese Grafiken bekommt. Also bitte Finger weg davon. In der Regel liegen die Preise je nach Komplexität und Stil zwischen 5.000 und 10.000 €. Da möchten wir unsere Kunden auch im Umgang mit dem Video beraten, um das Beste aus dem Produkt zu holen. Für Start-ups und EPUs haben wir spezielle Pakete und Konditionen – auch hier soll der Interessent sich einfach von einem unserer Videoexperten beraten lassen.
Wie wir uns speziell von der Konkurrenz abheben, ist, dass wir nach Videoübergabe – wie bereits vorhin erwähnt – eine konkrete Anleitung im Nachgang in Form eines Webinars liefern, wie und wo man dieses Video nun einsetzen kann. Wir haben mit jeder Branche gearbeitet und wissen ganz genau, was funktioniert und was nicht.
Nicolas Rieger und Florian Vilis
...gründeten 2018 Rielis Media, ein Unternehmen, das Erklärvideos produziert. Neben den beiden ist Thomas Urban der dritte Gesellschafter im Bunde. Als Geschäftsführer und Digitalexperte führt Rieger das Unternehmen seit vier Jahren.
Rielis Media finden Sie online unter www.rielismedia.com.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?
Definitiv Personal zu finden – speziell im Projektmanagement. Das Projektmanagement beinhaltet Themen, die sehr komplex sein können. Dafür braucht ein typischer Projektmanager ein sehr hohes logisches Verständnis. Er muss sich in alle Produkte der unterschiedlichen Kunden gut einfinden können und selbstständig Recherche betreiben, um diese Themen dann im Endeffekt den betroffenen Mitarbeitern weiterzuleiten – wie etwa dem Werbetexter, der dann ein erstes Script erstellt, oder dem Künstler, der ein Storyboard skizziert. Technische Produkte, Industrieprodukte und Dienstleistungen müssen vom Projektmanager einfach und korrekt dargestellt werden. Dafür muss er intelligente Fragen stellen können.
Wenn wir an einem Tag an einem Erklärvideo für Krebs-Strahlentherapie arbeiten und am nächsten den Aufbau eines Lkw-Motors behandeln, müssen wir auf gute Projektmanager zählen können. Allerdings ist es eine kleine Herausforderung, die passenden Personen zu finden.
Möchten Sie sich in Zukunft weiter in diesem Feld spezialisieren oder auch andere Werbeangebote in Betracht ziehen?
Wir merken schon immer wieder, dass sich Anfragen für Imagefilme, TV-Spots oder andere Marketingaktivitäten häufen. Normalerweise haben wir all das abgelehnt, obwohl wir wissen, dass wir andere Dinge auch beherrschen – wir wollen aber nicht, dass unsere Qualität leidet. Aber es könnte definitiv sein, dass wir uns in Zukunft in eine Agentur A und eine Agentur B teilen. Die eine bietet dann klassische Erklärvideos an und die andere beispielsweise Kreativdienstleistungen, Google-Betreuung und so weiter. Beide Agenturen würden an einem Strang ziehen. Darüber hinaus ist es unser Ziel, in den nächsten Jahren über den DACH-Raum hinweg in andere Länder zu expandieren. Dafür brauchen wir sprachgewandte Projektmanager für die jeweiligen Länder. Das sind so meine nächsten Überlegungen.
Text: Naila Baldwin
Fotos: Gianmaria Gava
Dieser Advoice erschien in unserer Ausgabe 2–22 zum Thema „Innovation & Forschung“.