Die Kunst der Zusammenarbeit zwischen Generationen

Meine Eltern, Luigi Barbaro senior und ­Evelyn Barbaro, legten vor vier Jahrzehnten den Grundstein für ihr Unternehmen mit der Vision, die Liebe zur italienischen Küche und zur Heimatstadt Neapel mit den Menschen in Österreich zu teilen. Mit jedem neuen Projekt im ­Stadtzentrum von Wien – von La Ninfea über die ­Trattoria Martinelli bis hin zu Sky Bar und Regina Margherita – festigten sie ihr Engagement für herausragende Gastronomie.

Finanzkrisen, Mitarbeitermangel, schlechten Investitionen und Pandemien bewährte sich die Familie Barbaro und schöpfte die Stärken aller Beteiligten aus, um ihren Erfolgskurs fortzusetzen.

Die Gründergeneration, die von Werten wie Qualität, Tradition, Authentizität und Kundenservice geprägt ist, hat das Erbe der Barbaro-­Gastronomiegruppe fest verankert. Mit dem Eintritt der nächsten Generation, vertreten durch meinen Bruder Antonio Barbaro und mich, begann eine neue Ära der Innovation. Wir haben das gastronomische Angebot des Unternehmens erweitert, um neue Zielgruppen anzusprechen.

In den letzten sieben Jahren haben wir neue Konzepte eingeführt, darunter auch das mittler­weile stadtbekannte Charity-Winter­projekt „Moët & Chandon Winter Chalet“, bei dem wir 100.000 € an Licht ins Dunkel gespendet haben. Zusätzlich haben wir virale Trends aufgegriffen und selbst kreiert, um unsere Medien­präsenz zu steigern – dazu gehörte die Einführung von ­unkonventionellen Produkten wie dem Pizza-Krapfen, einer Hanf-Pizza und einer Schnitzelpizza. Während der Coronazeit haben wir den Pop-up-Markt Mercato Barbaro veranstaltet.

Unser bisher grösster Coup war der Eintritt in den Lebensmitteleinzelhandel. Nachdem die „All Natural Tiefkühlpizza“ zum Verkaufs­schlager wurde und nun in 1.000 Spar-Filialen in Österreich erhältlich ist, haben mein Bruder und ich eine neue Offensive gestartet: Im vergangenen Jahr gründeten wir unser eigenes Start-up namens Fratelli Barbaro. Unsere Produktlinie, die hochwertige Gnocchi- und Ravioli-Sorten sowie frische Sugos umfasst, ist in 500 Supermärkten von Billa und Billa Plus erhältlich.

Trotz aller innovativer Ansätze stiessen ­einige Vorhaben natürlich auch auf Widerstand, bis hin zum totalen Abbruch. Doch genau in ­diesem Widerstand liegt oft die Chance zur Reflexion und Anpassung. Wer stehen bleibt, geht rückwärts: Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist das Schicksal von Nokia, das einst eine führende Rolle in der Mobilfunkbranche inne­hatte, es jedoch versäumte, Innovationen zu ­integrieren. Letztendlich wurde das Unter­nehmen von Apple verdrängt, das die Branche ­revolutionierte. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass Flexibilität und unternehmerisches ­Gespür unabdingbar sind, egal ob in einem kleinen ­Familienbetrieb oder bei einem Global Player.

Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen in einem Familienunternehmen ist eine Heraus­­forderung, aber auch eine Chance – Dialog, gegenseitiger Respekt und Offenheit sind die wesentlichen Grundwerte, damit sie zum Erfolg wird.

Luigi Barbaro junior und Antonio Barbaro gründeten im Jahr 2023 ihr eigenes Start-up namens Fratelli Barbaro. Die beiden Brüder sind die Söhne des bekannten Gastronomen Luigi Barbaro senior, der seit mehr als 40 Jahren mehrere Restaurants in der Wiener Innen­stadt betreibt.

Text: Luigi Barbaro junior
Illustration: Marlene Zumpf

Forbes Contributor

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