Der eine Luxus, auf den Milliardäre nicht verzichten wollen

Eine exklusive Umfrage von Forbes zeigt: Für viele der weltweit vermögendsten Personen ist ein eigenes Flugzeug unverzichtbar.

Private Kunstsammlungen, Superyachten, Konzerte mit Weltstars oder Ausflüge ins All – für Milliardäre ist fast alles verfügbar. Doch gefragt nach dem einen Luxusgut, auf das sie nicht verzichten können, war die Antwort in einer aktuellen Forbes-Umfrage eindeutig: der Privatjet.

Von 40 befragten Milliardären nannten zwölf ihr Flugzeug als essenziell. Auf den weiteren Plätzen: Mobiltelefone (drei Nennungen), Luxusautos, Zweitwohnsitze, Klimaanlagen – und in zwei Fällen die eigene Ehefrau. Charles Koch (67,5 Mrd. US-$) antwortete: „Liz seit 57 Jahren.“

Der häufigste Grund für die Notwendigkeit eines eigenen Jets: Zeitersparnis. Während der klassische Linienflug mit Anfahrt, Check-in und Sicherheitskontrollen mehrere Stunden in Anspruch nimmt, können private Maschinen innerhalb von Minuten startklar sein – oft von kleineren Flughäfen. Allein im US-Bundesstaat Texas gibt es laut Verkehrsministerium 389 öffentliche Flughäfen, davon sind lediglich 25 kommerziell genutzt.

„Wir haben Beteiligungen an vielen Standorten. Ohne eigenes Flugzeug wäre das nicht machbar“, sagt David Hoffmann, Investor mit Sitz in Florida. Samir Mane, Albaniens erster Milliardär, nennt ineffiziente Flugverbindungen als Grund für den Jetkauf: Ein Flug von Tirana nach Sarajevo dauert mit der eigenen Maschine 20 Minuten, kommerziell ist es ein Tagestrip. In Städten wie London oder Wien sei ein Jet laut Mane hingegen entbehrlich.

Für viele sei das Flugzeug kein Luxusobjekt, sondern ein Geschäftswerkzeug, sagt Hugh Chatham vom US-Flugzeugbroker CFS Jets: „Diese Unternehmen könnten nicht effizient arbeiten, wenn ihre Führungskräfte nicht an einem Tag mehrere Meetings in verschiedenen Städten wahrnehmen könnten.“

Vier Umfrageteilnehmer nannten ihre Maschine als teuersten Einzelkauf. Während kleinere gebrauchte Jets ab 1 Mio. US-$ erhältlich sind, kosten neue Modelle wie der Bombardier Global 7500 rund 75–80 Mio. US-$. Das Modell verfügt über vier separate Kabinenzonen und kann interkontinental fliegen. Lorenzo und Frank Fertitta kauften 2020 jeweils ein Exemplar, Marktwert heute laut Chatham: 55 Mio. US-$.

Andere Milliardäre wie Roman Abramovich oder Alisher Usmanov besitzen umgebaute Grossraumflugzeuge. Abramovich erwarb 2018 eine Boeing 787-8 Dreamliner, geschätzt auf mindestens 350 Mio. US-$ inklusive Umbauten für 50 Passagiere. Usmanovs Airbus A340-300 kostete laut US-Finanzministerium zwischen 350 und 500 Mio. US-$; das Flugzeug wird von einem unabhängigen Treuhänder verwaltet.

Trotz solcher Summen ist der Jet nicht immer ein Komfortsymbol. „Viele fliegen auf engstem Raum zwei bis drei Stunden – aber es spart Zeit und senkt Kosten“, sagt Chatham. Auch Datenschutz spielt eine Rolle: Flugverfolgungsdienste wie FlightAware ermöglichen es, Routen und Eigentümer von Jets nachzuvollziehen. Einige Milliardäre nutzen deshalb verschachtelte Firmenkonstruktionen zur Verschleierung.

Für jene, die kein eigenes Flugzeug unterhalten wollen, gibt es Alternativen: Fractional Ownership – also der anteilige Erwerb eines Jets – oder Abomodelle wie NetJets oder VistaJet. Samir Mane etwa verkaufte kürzlich seine 2021 erworbene Citation XLS+ um 11,8 Mio. US-$ – 1 Mio. US-$ mehr als der ursprüngliche Kaufpreis – und nutzt nun Aboanbieter. „Ich fliege weiterhin privat.“

Text: Monica Hunter-Hart
Foto: Yaroslva Muzychenko

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