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Die beiden Brüder Lucas und Lennart Christel gründeten 2019 ihr Unternehmen Offmade, ihr Produkt launchten sie aber erst im April dieses Jahres. Und es schlug ein: Die Matching-Plattform digitalisiert Transaktionen in der Immobilienbranche.
Wer inmitten der Coronakrise mit einem Unternehmen in den Markt geht, beweist ganz schön viel Mut – oder hat ein Produkt, das überzeugt. Im Fall von Lucas und Lennart Christel dürfte es ein bisschen etwas von beidem sein, denn die beiden Brüder hatten zwar bereits 2019 ihr Unternehmen Offmade gegründet, ihr Produkt launchten sie aber erst im April dieses Jahres. Und es schlug ein: Die Matching-Plattform digitalisiert Transaktionen in der Immobilienbranche, einem bis dato traditionellen Markt, auf dem oftmals unter der Hand Geschäfte getätigt werden, sogenannte Off-Market-Verfahren, da die klassischen Bieterverfahren sich oftmals über Monate ziehen und scheitern.
Laut einer Studie des deutschen Off-Market-Spezialisten HPBA zieht knapp ein Drittel der befragten deutschen Marktakteure normale Bieterverfahren gar nicht erst in Betracht; 2018 wurden mindestens 40 Milliarden € an Transaktionen „off-market“ abgewickelt – 54 % der Befragten finden den Off-Market-Handel jedoch intransparent. „Es herrscht grosses Misstrauen in der Branche und viele Prozesse sind veraltet. Wir haben uns dementsprechend damit auseinandergesetzt, die Prozesse zu verbessern“, so Lennart Christel, der sich bereits vor der Gründung von Offmade bestens mit der Branche auskannte, da er dual Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und bei Engel & Völkers Commercial studierte. Danach war er im Immobilien-Investmentmarkt selbstständig tätig gewesen. Sein Bruder Lucas hat Rechtswissenschaften mit Fokus auf Immobilienwirtschaft an der Bucerius Law School studiert und arbeitete zuletzt für die Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer im Bereich Real Estate.
Mit ihrer Erfahrung erkannten die Brüder die Lücke im Markt und gründeten schliesslich Offmade. Die Plattform funktioniert wie folgt: Zunächst wird die Identität, der Track Record (bisherige Erfahrungs- und Erfolgsgeschichte, Anm.) und die Liquidität der Interessenten überprüft, nach erfolgreicher Freischaltung werden die Parteien über einen Algorithmus, der aus 600 möglichen Datenpunkten einen Score erstellt, gematcht. „Unser Algorithmus ist so gut, dass die Parteien so gut wie jedes Mal den nächsten Schritt tätigen“, sagt Lucas Christel. Offmade selbst erhält 1 % Provision pro erfolgtem Kaufabschluss, bei höheren Volumina geht der Anteil gestaffelt nach unten. Das Immobilienvolumen beträgt derzeit mehrere 100 Millionen €. Zudem konnten die Brüder Investoren wie den Early-Stage-Investor von Axel Springer und Porsche, APX, und den Risikokapitalgeber Global Founders Capital überzeugen. Insgesamt wurde bisher eine Summe von 1,2 Millionen € in Offmade investiert.
Nun setzt das Start-up zum nächsten Sprung an: nicht nur den Matching- und Transaktionsprozess zu digitalisieren, sondern mit „Reo" bereits davor anzusetzen und Interessenten Tools zur Verfügung zu stellen, mit denen sie ihre Prozesse intern digitalisieren können. Die Vision laut Lucas Christel: „Die komplette Digitalisierung und Vereinheitlichung von Immobilientransaktionen.“
Text: Andrea Gläsemann
Foto: Yannik Selinger
Der Artikel erschien in unserer Juli/August-Ausgabe 2020 „Smart Cities“.