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Geschäfte müssen schliessen, Kunden bleiben aus – ein Bild, das sich aufgrund der Coronakrise weltweit abzeichnet. Auch Leopold Feucht, Geschäftsführer des Modehauses „Mode von Feucht“ setzt auf die Digitalisierung – mithilfe von Rudolf Amer, Country Director des digitalen Payment-Anbieters Concardis.
Als die österreichische Regierung am 13. März strikte Einschnitte in das öffentliche Leben beschloss, war Leopold Feucht jr., Geschäftsführer des Unternehmens „Mode von Feucht“, im Paznauntal Ski fahren. Genau in jenem Tal also, das sich nur einen Tag später in vollständiger Quarantäne befand – zwei Tage später wurde über ganz Tirol eine Ausgangssperre verhängt. Das stellte die Bewohner quasi über Nacht vor nie da gewesene Herausforderungen – allen voran die Unternehmer.
Denn der Sohn von Leopold Feucht sr. leitet seit 2014 zusammen mit seinen Brüdern Christoph und Wolfgang das 1977 gegründete Modehaus in Tirol. Mittlerweile weist das Unternehmen 20 Filialen und sechs Franchise-Stores auf und beschäftigt 205 Mitarbeiter. Die Geschäfte laufen gut, für 2019 wurde mit 26 Millionen € Umsatz das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielt – ein Plus von 5,4 % zum Vorjahr. Ein solches Wachstum wird 2020 jedoch nicht erreichbar sein.
Denn durch den Shutdown waren Feucht und seine Brüder dazu gezwungen, die Filialen des Unternehmens zu schliessen. Das gesamte Geschäftsmodell brach von einem Tag auf den nächsten zusammen, die drei Brüder mussten schwierige strategische Entscheidungen treffen – bis heute. „Mittlerweile haben wir den Schockzustand überwunden und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, so Feucht. „Wir befinden uns noch mitten im Anpassungsprozess.“
Der erste logische Schritt sei laut Feucht gewesen, Kosten weitestgehend zu reduzieren, sich um die Mitarbeiter zu kümmern und zu überlegen, wie auf alternativen Wegen Umsätze generiert werden können. Denn das grösste Problem für den stationären Handel ist klar: Durch die Filialschliessungen bleiben die Kunden aus – und somit auch der ganze Umsatz.
Rudolf Amer
... war Vertriebsleiter bei einem international tätigen Unternehmen, bevor er 2009 Prokurist und Country Manager bei Rea Card wurde. Nach der Übernahme durch den digitalen Zahlungsdienstleister Concardis 2015 wurde er auch bei der neuen Einheit (Concardis Austria GmbH) Prokurist und Country Director. Seither leitet Amer das Österreich-Geschäft des Unternehmens, das seine Kunden aktuell verstärkt bei der Umstellung ihrer analogen Bezahl- und Geschäftsprozesse zu digitalen Formaten unterstützt.
Zu den Kunden von Concardis gehört auch das Modehaus Mode von Feucht, das 1977 gegründet wurde und heute in zweiter Generation von den Brüdern Christoph, Wolfgang und Leopold Feucht jr. geführt wird.
Die Feucht-Brüder entschlossen sich daher, den bis dato vollständig stationären Handel zu digitalisieren: „Wir haben uns schon immer überlegt, das Thema E-Commerce anzugehen. Vor einem Jahr haben wir die Entscheidung getroffen, entsprechende Schritte einzuleiten, um unser System dahin gehend zu ändern. Nun ziehen wir den Prozess zeitlich vor“, so Leopold Feucht jr.
Die Krise, die die Wirtschaft derzeit trifft, wirkt für das Unternehmen also wie ein Katalysator für Innovation und Digitalisierung. Doch um ein Offline-Geschäftsmodell ins Internet zu verlegen – und das schnellstmöglich –, benötigt man entsprechendes Know-how. Für Feucht lag der Ansprechpartner auf der Hand: Rudolf Amer, Prokurist und Country Director von Concardis in Österreich.
Concardis ist ein digitaler Zahlungsdienstleister, der für Kunden mittels Full-Service-Angebot entsprechende Lösungen für das stationäre und für das Onlinegeschäft bereitstellt. Der Fokus: die Digitalisierung der Zahlungs- und Geschäftsprozesse von Selbstständigen, Mittelständlern und Grossunternehmen. Ursprünglich hiess Concardis Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS). 1982 in Deutschland gegründet, entwickelte das Unternehmen sein Zahlungssystem jedoch schrittweise weiter, bis es 1997 zur Abspaltung der Bereiche Technik und Processing kam – und zum neuen Namen Euro Kartensysteme. 2003 entstand daraus Concardis als eine selbstständige Gesellschaft, die sich später zum Ziel gesetzt hatte, zu einem Full-Service-Anbieter für kartengestützten Zahlungsverkehr zu werden. 2005 folgte der Markteintritt in der Schweiz, 2007 in Österreich.
Etwa zur selben Zeit war Amer als Vertriebsleiter eines mittelständischen Unternehmens für den DACH-Raum zuständig, wollte sich jedoch beruflich verändern. Er fing schliesslich als Prokurist und Country Manager bei Rea Card an, einem Unternehmen für bargeldlose Zahlsysteme. 2014 schlug der Manager dann vor, Concardis solle Rea Card Austria übernehmen. Daraus entstand im Mai 2015 Concardis Austria – seither ist Amer dort Country Director und Prokurist. 116.000 Kunden zählt das Unternehmen im gesamten deutschsprachigen Raum. Seit 2019 ist die Concardis Payment Group zudem Teil der Nets Group, eines führenden Zahlungsdienstleisters in Nordeuropa, und baute somit ihre Marktstellung aus.
Kerngeschäft von Concardis sind sowohl die Ermöglichung von bargeldlosen Bezahlprozessen wie auch alle damit verbundenen Services von Kartenakzeptanz und Zahlungsabwicklung über Bezahlgeräte und Zahlungslösungen für das Onlinegeschäft bis hin zu attraktiven Zusatzleistungen. In der aktuellen Situation sind besonders einfache E-Commerce-Lösungen gefragt, die Concardis bereits seit Längerem im Angebot hat. Damit können Unternehmen ganz unkompliziert und ohne IT-Kenntnisse ihr vormals stationäres Geschäft ins Internet verlagern.
Dafür gibt es zwei spezielle Produkte: zum einen ein leicht zu erstellender Webshop, der komplett inklusive Payment vorkonfiguriert ist und in den nur noch die Produkte eingepflegt werden müssen. Oder noch einfacher: Eine simple Bezahlseite, zu der ein Link via E-Mail oder WhatsApp verschickt werden kann – der Concardis Paylink. „Wir richten für unsere Kunden innerhalb von 24 bis 48 Stunden ein System ein, das ihnen ermöglicht, ihr Portfolio ohne den Aufwand der Installation eines gesamten Webshops anzubieten“, so Amer.
Auch Feucht setzt auf den Paylink – und das auf zweierlei Weise: Einerseits über einen Gutschein, bei dem Kunden über die Webseite von Mode von Feucht zu einem Formular gelangen, über das sie wiederum den Gutschein an eine Person versenden und über das sie zugleich bezahlen können. Zum anderen nutzen Interessenten den Link zur Bezahlung von Einkäufen, nachdem Kunden über Instagram, Facebook, ein Telefongespräch oder via Whatsapp ihre Bestellwünsche geäussert haben. „Wir betreiben derzeit Learning by doing – gerade in dieser Zeit verzeihen Kunden es einem aber viel eher, wenn nicht alles auf Anhieb funktioniert, als in einer perfekten Welt, in der Konzerne wie Amazon vorgeben, wie Dinge zu sein haben“, so Feucht.
Schon ab Tag eins wurden Gutscheine gekauft, und bereits jetzt sind mehrere Mitarbeiter mit der Zusammenstellung und dem Versand der Kundenbestellungen beschäftigt. Wirft man einen Blick auf die Kundendatenbank von Mode von Feucht, scheint das auch nicht weiter verwunderlich: Darin befinden sich etwa 65.000 Menschen; 50.000 davon kaufen mindestens einmal pro Jahr ein, wie Feucht sagt. Das sind auch jene Kunden, die im stationären Handel 85 % der Umsätze generieren. „Wir wissen, wer was einkauft, und können unsere Kunden daher relativ gut persönlich beraten“, sagt Feucht. Das Konzept „Sofa-Shopping“ scheint aufzugehen.
Gerade jetzt, wo Unternehmen von einem Tag auf den anderen ihr analoges Geschäftsmodell umstellen müssen, ist Schnelligkeit und Einfachheit in der Umsetzung von neuen Systemen gefragt. Darauf fokussiert sich Concardis nun. „Derzeit sehen wir unsere Hauptaufgabe darin, unsere Kunden zu unterstützen. Deshalb gibt es seit dieser Woche die Aktion für unsere Kunden, dass wir auf drei Monate Fixkosten verzichten, wenn sie sich für unseren One-Page-Shop oder Paylink entscheiden“, so Amer. Denn eigentlich verpflichtet sich der Kunde nach Abschluss des Vertrags für eine Mindestlaufzeit von zwölf Monaten zu einer Servicegebühr von 29 € pro Monat. Derzeit erhalten Kunden also den Zwölf-Monats-Service zum Preis von nur neun Monaten. Ob das Angebot ankommt? Amer ist optimistisch und geht davon aus, dass bis Ende April 400 bis 500 Kunden für die Aktion akquiriert werden können.
Für Amer steht jedoch auch fest, dass der E-Commerce aktuell zwar eine sinnvolle und wichtige Lösung für den Einzelhandel darstellt, dass es nach der Krise wohl aber auch wieder den stationären Handel geben wird – wenn auch mit verändertem Kundenverhalten: „Ganz sicher wird sich dann das Bezahlverhalten der Österreicher deutlich geändert haben. Wer wochenlang die Vorteile des bargeldlosen Bezahlens genossen hat, wird kaum wieder so viel mit Bargeld zahlen wie in den vergangenen Jahren“, so Amer.
In den noch geöffneten stationären Geschäften wie dem Lebensmittelhandel, den Bäckereien oder den Tankstellenshops lässt sich bereits jetzt ein starker Anstieg an bargeldlosen Bezahlungen verzeichnen, denn laut Concardis haben Kartenzahlungen bei Supermärkten und Discountern um bis zu 40 % zugenommen. Signifikant ist auch die Zunahme an kontaktlosen Zahlungen: Nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft ist die Anzahl der kontaktlosen Transaktionen mit der Girokarte im März auf über 50 % gestiegen.
Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen war schon in den letzten Jahren vorhanden: Jährlich stiegen die Umsätze, die im Einzelhandel über Kartenzahlungen abgewickelt wurden. In Deutschland wurde etwa 2018 an der Ladenkasse erstmals mehr Umsatz über die Karte abgewickelt als mit Bargeld. Eine von Concardis mit dem ECC Köln im vergangenen Jahr verfasste Studie zeigt, warum: Bezahlen, insbesondere kontaktloses, spart Zeit – über die Hälfte der mehr als 300 befragten Händler gab an, dass sie damit ihren Umsatz steigern konnten, und 59 % der Konsumenten empfanden kontaktloses Bezahlen als bequemer und einfacher als andere Zahlungsmethoden im Geschäft.
Für Mode von Feucht und Concardis scheint der erste Schock überwunden zu sein. Dennoch gilt, wie aktuell für nahezu alle Unternehmen rund um den Globus: Der Umstellungsprozess dauert weiterhin an, viele offene Fragen bleiben aktuell noch ungeklärt und einige Herausforderungen wird es auch in naher Zukunft noch zu lösen geben. So beschäftigt sich Mode von Feucht derzeit etwa mit der weiteren Etablierung des E-Commerce-Angebots, das mit hohem Koordinationsaufwand verbunden ist – was durch die Tatsache, dass die eigenen Mitarbeiter gerade im Homeoffice arbeiten, nicht gerade erleichtert wird.
Was die Zukunft betrifft, sind beide Unternehmensvertreter jedoch recht optimistisch: „Wir werden gestärkt aus dieser Krise herauskommen, selbst wenn sie noch ein halbes Jahr dauert“, so Amer. Auch Feucht sieht sein Modehaus gut aufgestellt: „Ich bin überzeugt, dass wir die Krise überstehen werden. Wie es danach genau wird, weiss niemand. Aber es wird sich alles nachhaltig verändern.“
Text: Andrea Gläsemann
Fotos: beigestellt