Das Investmentprodukt

Mathematik, Deutsch und sogar Musik stehen bei jedem Schüler auf dem Stundenplan und zählen zur ­Allgemeinbildung. Später, nach der Schule, gehört zum Allgemeinwissen auch die finanzielle Bildung – diese nimmt eine noch viel wichti­gere Rolle ein, denn sie kann über die Gesundheit der persönlichen Finanzen und die Lebensqualität entscheiden.

Doch Schulfächer rund um die Themen Geld oder Haus­haltsbudget fehlen in den meisten Stundenplänen. Die Folge: Die Zahl der jungen Menschen, die verschuldet sind, steigt stetig. Selbst nach Ab­schluss des Abiturs wissen viele nicht, wie sie mit Geld umgehen.

Diese Frustration zog sich auch durch die Klasse des heute 22-jährigen Schweizers Nils Feigenwinter. „Nach meinem Abi und zwölf Jahren in der Schule habe ich gemerkt, dass ich zwar den Satz des Pythagoras kenne, aber nicht weiss, wie ich mit Geld und Finanzen umgehe“, erklärt Feigenwinter – er will diesem Problem entgegen­wirken und jüngere Generationen davor schützen. Daher gründete er nach seinem Abitur das Family-Fintech-Unternehmen Bling, dessen Produkt eine App ist, die sich an Familien mit jungen Kindern wendet. Kinder bekommen ein eigenes Konto und eine Bling Card, mit der sie selbstständig bezahlen können, während die Eltern per App alles im Überblick behalten. Die App, die ebenfalls auf den Smartphones der Kinder installiert werden kann, bringt die­sen mittels Sparzielen sowie eines Taschengeldplaners den Umgang mit Geld auf spiele­rische Weise bei.

Bling, dessen Sitz in Berlin ist, zählt aktuell etwa 25 Angestellte. Letzten Herbst waren es noch weniger als die Hälfte an Mitarbeitern – „das ging schon ziemlich schnell bei uns“, meint Feigenwinter. Mit der Gründung im Juni 2021 wuchs das Unternehmen inmitten der Pandemie auf. Damit war das Umfeld günstig, denn gerade durch Covid-19 wurden Onlinebestellungen und das Zahlen per Karte immer beliebter.

Obwohl Feigenwinters Terminkalender überwältigend voll ist, ist es dem Gründer wichtig, mit seinen Kunden in Kontakt zu sein – er sieht sich jeden Morgen die App-Store-­Reviews an. Auch im Kundenservice setzt er sich ein, täglich übernimmt er einige Stunden selbst: „Für mich ist es ein riesiges Privileg, zu machen, was ich mache. Oft sitze ich von früh bis spät im Büro.“ Feigenwinter hofft, dass die finanzielle Bildung der jün­geren Generation hilft, Grosses zu bewirken – vielleicht wird einer der jungen Menschen Unternehmer, wie er einer wurde. Alter spielt für ihn bei der Gründung eines Unter­nehmens keine grosse Rolle, solange die Moti­vation besteht, etwas zu verändern.

Auch wenn sich junge Unternehmer den Respekt meist erst verdienen müssen und Feigenwinter mit seinen 22 Jahren fast immer der Jüngste am Verhandlungstisch ist, hat ihn seine jahrelange Erfahrung auf dem Weg der Selbstständigkeit vieles gelehrt. „Ich werde lieber unterschätzt als überschätzt – darin sehe ich meinen Vorteil“, so der Schweizer.

Der 22-jährige Schweizer Nils Feigenwinter war 2022 auf der „30 Under 30“-Liste. Im Jahr 2021 gründete er das Unternehmen Bling in Hamburg.

Text: Anika Fallnbügl
Foto: Dan Zoubek

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