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Netflix, Spotify und die New York Times haben eines gemeinsam: Sie verkaufen ihre Dienste im Abo. Die Vorteile dieses Geschäftsmodells hat auch Léa Miggiano für sich entdeckt. Die Schweizerin bietet mit Carvolution Autos im Abonnement an und hat in drei Jahren ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitern aufgebaut.
Wer ein Auto kaufen möchte, muss sich mit mühsamen Fragen beschäftigen: Was kann ich mir leisten? Welche Versicherung brauche ich? In einer Zeit, in der die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne bei acht Sekunden liegt und langfristige Verpflichtung der Feind ist, kommt Carvolution gerade rechtzeitig. Das Unternehmen bietet Autos „all inclusive“ im Abo an – Auto, Versicherungsmodell und Laufzeit auswählen und innerhalb von zehn Tagen steht das gewünschte Modell bereit. Die Fahrzeuge reichen von einem Citroën C1 um 338 CHF im Monat bis zu einem Tesla Y um 1.198 CHF – Versicherung, Zulassung, Vignette und Service sind im Preis inkludiert. Wenn das Modell nicht mehr gefällt, ist das nächste nur einen Klick entfernt. Der Reiz des Abomodells liegt für die 26-Jährige in der Einfachheit: „Du hast einfach diesen ‚Peace of Mind‘ – du weisst, was du zahlst, du weisst, was du kriegst.“
Nach einem BWL-Studium mit Schwerpunkt auf Finance und Entrepreneurship an der Universität St. Gallen und zahlreichen Praktika kristallisierte sich der Unternehmergeist für Miggiano immer deutlicher heraus. Selbst auf der Suche nach einem Wagen, hörte sie von dem Konzept aus den USA, Autos im Abo anzubieten. Die damals 23-Jährige dachte nicht lange nach und gründete gemeinsam mit Olivier Kofler, Luis Wittwer und Bernhard Drüner kurzerhand Carvolution.
In vier Finanzierungsrunden konnten noch Redalpine und im Februar dieses Jahres auch Avaloq-Gründer Francisco Fernandez als Lead-Investoren gewonnen werden. Die bereits 2019 eingestiegene Schweizer Versicherung Mobiliar steckte 2020 noch zusätzliche 50 Millionen CHF in das Unternehmen. 300 % Wachstum konnte man von 2019 auf 2020 verzeichnen – das Auto-Abo findet aber nicht nur in der Schweiz Anklang: Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Bain Company gaben 21 % der Deutschen an, für ihr nächstes Auto ein Abo abzuschliessen; in den USA waren es 30 %. Das Münchner Auto-Abo-Start-up Finn steckte letztes Jahr ein 20-Millionen-€-Investment ein, und auch in den USA mangelt es nicht an Angebot: Neben direkten Aboservices von Marken wie Audi, Lexus und Porsche kämpfen auch Drittanbieter wie AAA Enterprise um die begehrte Kundschaft.
Doch auch Carsharing-Dienste werden immer beliebter. Für Miggiano stellen diese aber keine Konkurrenz dar: „Wer Carsharing nutzt, benötigt vielleicht alle zwei Wochen ein Auto; wir sprechen Leute an, die regelmässig eines brauchen“, so die Gründerin. Für die Zukunft von Carvolution hat die Schweizerin eine Vision: Sie hofft auf einen baldigen Einzug von selbstfahrenden Autos. Spätestens dann müsse man sich vom Prinzip des eigenen Autos lösen – wie eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel sollen dann Abos für die Fahrzeuge fungieren.
Text: Sophie Ströbitzer
Foto: Lucas Montalva
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 7–21 zum Thema „Smart Cities“.