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Aus der Fusion zwischen der Österreichischen Brau AG und Steirerbrau entstand 1998 die Brau Union Österreich. Das Unternehmen ist mit 2.700 Mitarbeitern, acht Brauereien, 18 Biermarken, über 100 Biersorten und fünf Millionen Hektolitern Bier pro Jahr das grösste Brauunternehmen des Landes. Vorstandsmitglied Gabriela Maria Straka will die Brau Union Österreich nun in Richtung Nachhaltigkeit transformieren. Obwohl viele Risiken damit verbunden sind, freut sich Straka auf die Aufgabe – denn Nachhaltigkeit wird laut ihr die gesamte Branche verändern.
In Ihrem Lebenslauf sieht man, dass Sie ausschliesslich in Konzernen tätig waren. Warum haben Sie sich so früh für diesen Weg entschieden?
Ich fing gleich nach der Matura an zu arbeiten und studierte berufsbegleitend. Mir war ein internationales Umfeld schon früh sehr wichtig, daher fokussierte ich mich auf internationale Konzerne, weil das Tätigkeitsfeld inhaltlich wie regional vielseitig ist. Ich war sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich tätig, meine Leidenschaft gilt ganz klar den Markenartikeln bei Konsumprodukten – und diese mit den ökologischen Herausforderungen in unserer Gesellschaft zu verknüpfen, ja, das treibt mich an. In der Brau Union Österreich bin ich nun fast eine Dekade tätig und setze neue Massstäbe im Klimaschutz mit dem ältesten Grundnahrungsmittel der Welt: unserem Bier.
War zu Beginn Ihrer Karriere Ökologie ein Thema?
Als ich in den 80er-Jahren gesagt habe, es wäre klug, Ökologie und Wirtschaft zusammenzubringen, war das ein Novum und hat nur wenige interessiert. Man argumentierte damit, dass man die finanziellen Mittel nicht habe, um ökologisch zu handeln; man müsse sich auf die Quartalszahlen fokussieren, hiess es. Heute ist das alles anders: Mittlerweile reden wir von einer CO2-Bepreisung, von Methan, von Klimakonferenzen und von den SDGs (Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, Anm.), denen sich Staaten zunehmend verpflichten. Ich bin bodenständig und sehr naturverbunden aufgewachsen – mir wurde auch im Studium beigebracht, dass das Wirtschaftswachstum seine Grenzen hat.
„Es gibt keinen Plan B. Ich glaube,
es wird uns gelingen, weil der Mensch im Zweifelsfall sehr erfinderisch
sein kann.“
Gabriela Maria Straka, Brau Union Österreich
Was will man mit der CO2-Besteuerung erreichen?
Die Geschäftsmodelle müssen umweltfreundlicher gestaltet und damit die gesamte Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit transformiert werden. Das ist etwas, was ich mir bereits in den 80er- und 90er-Jahren gewünscht habe, muss ich sagen.
Wie versuchen Sie bei der Brau Union, die Emissionen zu reduzieren und so effizient wie möglich zu sein?
Den grössten CO2-Fussabdruck hinterlässt bei uns mit 39 % die Landwirtschaft, dann folgt mit 27 % die Produktion des Verpackungsmaterials; 12 % entfallen auf die Bierherstellung, 10 % auf den Transport, und der Rest verteilt sich auf Verarbeitung und Kühlung. Wir konnten unseren Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen um 25 % erhöhen, während wir die elektrische Energie um fast 10 % senken konnten. Wenn man Strom zukaufen muss, dann ausschliesslich grünen. Energieverbrauch wird jetzt stärker monitorisiert, um weitere Verbesserungsmassnahmen zu antizipieren. 2020 wurden bei uns 22 Lkws ausgeschieden und dafür emissionsarme Modelle zugekauft. Geplant ist auch, Lkws mit Elektroantrieb anzuschaffen. Gas- und Dieselstapler werden durch Elektrostapler ersetzt – 75 % unserer Stapler werden derzeit elektrisch betrieben.
Gabriela Maria Straka
...studierte Wirtschaft. Nach mehreren Jobs in verschiedenen Konzernen engagierte sie sich schliesslich bei der Brau Union Österreich. Dort ist sie heute im Management Board und verantwortet die Umweltagenden.
Das wird für eine CO2-Neutralität der Brau Union Österreich noch nicht reichen, oder?
Das war bloss ein Bruchteil. Wir setzen stark auf erneuerbare Energien: Unsere Brauerei Puntigam hat 2020 eine Photovoltaikanlage installiert, 40 % unseres Wärmeenergiebedarfs werden durch Abwärme des benachbarten Sägewerks gedeckt; 90 % der Abwärme aus dem Brauprozess werden zum Erhitzen von Wasser verwendet. Es war uns im Frühjahr 2020 möglich, alle Flaschenetiketten von Gösser auf 100 % Recyclingpapier umzustellen. So haben wir 43 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart und können 1.000 Bäume pro Jahr erhalten. Bei der Verwendung von Recyclingpapier verbrauchen wir um 40 % weniger Wasser, was bis zu 3.900 m3 Wasser pro Jahr sind. Die Recyclingetiketten werden schrittweise auch bei allen anderen Marken der Brau Union Österreich eingesetzt.
Sie sind also punkto Verpackung, Logistik und Energieversorgung effizienter geworden. Wie sieht es mit der Produktion aus?
Wir konnten den CO2-Ausstoss von 2008 bis 2020 um 25 % pro Hektoliter Bier reduzieren, den Wasserverbrauch pro Hektoliter Bier reduzierten wir von 2008 bis heute um bis zu 46 %. Pro gebrautem Hektoliter Bier benötigen wir aktuell 3,1 Hektoliter Wasser. Dieser Wert ist im internationalen Vergleich sehr niedrig, wir liegen damit im Spitzenfeld. Bis 2040 werden wir in der gesamten Wertschöpfungskette CO2-neutral sein. Seit 2018 wird die Abwärme aus dem Brauprozess für die Wärmeversorgung von 800 Wohnungen genutzt. Weitere 600 Haushalte können seit Kurzem über eine Photovoltaikanlage versorgt werden. Mitte 2022 wird eine Brauerei auch ihren eigenen Energieverbrauch mit Sonnenenergie decken können.
Glauben Sie, dass uns eine nachhaltige Zukunft gelingen wird?
Wir alle sind spät dran, aber wir haben keine andere Wahl, wenn wir unseren Wohlstand in der jetzigen Form erhalten wollen. Es gibt keinen Plan B. Ich glaube, es wird uns gelingen, weil der Mensch im Zweifelsfall sehr erfinderisch sein kann.
Text: Muamer Bećirović
Foto: Brau Union Österreich
Titelfoto: Die „Grüne Brauerei Göss“ ist die erste CO2-neutrale Grossbrauerei weltweit.
Diese Advoice erschien in unserer Forbes Daily "Grüne Wirtschaft".