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Weibliche Gamer sind im Moment überaus angesagt, ihre Streams auf Online-Plattformen wie Twitch werden von tausenden Menschen verfolgt. Dabei kassieren vor allem Talent-Scouts wie Hana Tjia kräftig ab.

Nicht weit von den ­riesigen Bildschirmen entfernt, auf ­denen die neuesten Videospiele der Games-Convention E3 gezeigt ­werden, lehnt sich Hana Tjia an eine Betonblockwand und tippt ­ruhelos auf ­ihrem Smartphone. Die Vertreterin der ­Talentagentur United Talent Agency muss ­Termine mit dem Kosmetik­unternehmen M.A.C. ­Cosmetics ­koordinieren, dessen Manager eigens aus New York eingeflogen sind, um Tjias ­Klienten Valkyrae, 27, und Alexia Raye, 23, zu treffen.

Die Manager müssen sich aber gedulden. In Glaskabinen eingeschlossen, spielen die beiden weiblichen Gamer „Borderlands 3“ und bieten etwa 4.000 ihrer insgesamt 1,1 Millionen Twitch-Anhänger und den Zuschauern im Los Angeles Convention Center eine Vorschau auf das Shooter-Spiel. Die Fans der Gamerinnen, viele auch weiblich, stellen einen neuen Markt für die High-End-Kosmetikmarke dar. Die M.A.C.-­Lippenstifte, die vom Smartphone-Spiel „Honor of Kings“ inspiriert wurden, waren ein Verkaufsschlager, sagen die Manager. Diesen Erfolg wollen sie mit ­Tjias Hilfe wiederholen. Die 26-­jährige Agentin fungiert ­dabei als eine Art Sherpa für Unternehmen, die das unbekannte Terrain des Twitch-­Videospiel-Streamings erkunden.

Eine Studie des Markt­forschungsunternehmens Nielsen ergab, dass junge Erwachsene heute pro Woche acht Stunden weniger vor dem Fernseher sitzen als noch vor vier Jahren. Das hat die Werbe­treibenden gezwungen, sich nach neuen Strategien umzusehen. Es wird erwartet, dass sie in diesem Jahr 3,3 Milliarden US-$ für Werbung in Videospielen ausgeben werden. Mastercard, State Farm, Honda und Nike sponsern E-Sports-Wettbewerbe; einige auch ­einzelne ­Gamer, die eine grosse Online­­anhängerschaft haben. Solche
Deals können durchaus bis zu zehn Millionen US-$ schwer sein.

Werbetreibende haben jetzt weibliche Spieler für sich entdeckt, eine oft übersehene ­Gruppe, obwohl laut Entertainment Software Association 46 % der ­Spieler Frauen sind. So sind durch das ­Videospiel Fortnite, welches über die Geschlechter hinweg populär ist, die weiblichen Streamer ­Imane „Pokimane“ Anys (3,1 Millionen Twitch-Follower) und Rachel ­„Valkyrae“ Hofstetter (811.000) zu Stars geworden.

Ihre zukünftigen Klienten sucht Tjia vor allem auf Twitch, ­Instagram und YouTube. Wird sie fündig, coacht sie diese zu Themen wie Hashtags und Fotoshootings und begleitet sie bei Gaming-­Turnieren. Tjias Beruf ist dabei äusserst ­lukrativ: Forbes US schätzt, dass eine Agentin wie sie rund 75.000 US-$ pro Jahr verdient, ­während ältere Agenten sogar bis zu 300.000 US-$ verdienen können.

Vor allem aber steigt mit dem Vermögen ihrer Klienten auch ihr eigenes. Erst kürzlich ­ernannte Mastercard die Gamerin Lily Ki (­„LilyPichu“), eine weitere Klientin von Tjia, zur Markenbotschafterin für seine Werbekampagne. Zudem hat Tjia für ihre Klienten Deals mit Unternehmen wie TikTok oder der Autoversicherung Geico abgeschlossen – mit Kosmetik könnte vielleicht schon bald eine weitere Branche hinzukommen.

Text: Dawn Chmielewski / Forbes US
Foto: Jamel Toppin / Forbes US

Der Artikel ist in unserer September-Ausgabe 2019 „Women“ erschienen.

Forbes Editors

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