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Bastian Krautwald will mit Owwn die zentrale Bankverbindung der Generation Z erschaffen. Dabei setzt er auf ein soziales Netzwerk mit integrierten klassischen Bankfunktionen.
„Eines unserer klaren Entscheidungsprinzipien ist nicht Revenue, sondern Retention”, so Krautwald. Es geht ihm in erster Linie ums Halten der Nutzer anstatt um Einnahmen. „Es ist kein finaler Erfolg, wenn die 50.000 Menschen von der Warteliste die App heruntergeladen haben, sondern wenn diese Menschen die App aktiv nutzen”, so der Gründer.
Inspiriert wurde Krautwald zu diesem Ansatz von Rahul Vohra, dem Gründer des Superhuman-Mailprogramms. Superhuman misst seinen Erfolg nicht an Nutzerzahlen, sondern am Wert, den es seinen Nutzern bringt. Das Programm fragt seine User: „Wie würdest du dich fühlen, wenn du das Produkt ab heute nicht mehr verwenden könntest?“ Wenn die Nutzer darüber sehr enttäuscht wären, ist das Produkt gut. „Das Konzept hat mir geholfen, zu erkennen, wie wichtig es ist, dass die Kunden eine Beziehung zur Plattform aufbauen“, so Krautwald. Wenn die User die Plattform mögen, sind sie aktiv – je aktiver die Nutzer, desto mehr Einnahmequellen für Owwn.
„Gerade verfolgen wir über 20 Gewinnhypothesen“, erklärt der Gründer. Dazu gehören klassische Bank-Einnahmequellen wie Transaktionsgebühren und gesponserte Inhalte, etwa der Sparpool für das Sushi-Bike. Auch „Deine Studienfinanzierung“ wird vollständig in die App integriert; die Zielgruppe soll sich mit der Plattform entwickeln. „Die Studierenden, die heute noch in einer WG leben, wollen irgendwann eine eigene Wohnung kaufen oder mieten“, so Krautwald – aus „Deine Studienfinanzierung“ wird quasi „Deine Wohnungsfinanzierung“ und Owwn liefert das passende Mietkautionskonto und den passenden Kredit. „Die Vielzahl an möglichen Geschäftsmodellen ist besonders, sie unterscheidet uns von traditionellen Banken und anderen Banking-Apps “, so Krautwald. Welche der Gewinnhypothesen fruchten, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Der Gründer denkt, dass in Zukunft immer mehr Plattformen Finanzdienstleistungen erbringen werden, ohne selbst eine Bank zu sein: „Die traditionellen Banken werden dann die Infrastruktur bieten und Geschäftskunden bedienen.“ Der Trend, Bankkonten bei nicht primär als Finanzdienstleister funktionierenden Unternehmen zu eröffnen, nennt sich Embedded Finance; bekannte Vorreiter sind Amazon, Samsung und Klarna. Auch Owwn ist keine Bank – die Lizenz besitzt die Solarisbank. Das Technologieunternehmen mit Banklizenz sitzt in Berlin und ist darauf spezialisiert, Banking als Service für Unternehmen anzubieten. Zu den Kunden von Solarisbank gehören zum Beispiel Samsung Pay und der Onlinebroker Trade Republic.
Vorerst launcht Owwn erst mal nur in Deutschland, später soll die App in ganz Europa verfügbar sein. Mit diesem Prozess will Owwn in etwa eineinhalb Jahren starten. Überall wird nach dem gleichen Konzept vorgegangen: Nutzer können sich via Warteliste voranmelden, später entscheidet die Community, wer Zugriff auf die App erhält. „Wir haben international keine vergleichbare Plattform gefunden“, so Krautwald, „überall haben Menschen in meinem Alter einfach dort ihr Konto, wo ihre Eltern es auch haben.“ Das Potenzial, international erfolgreich zu sein, ist also gegeben. Auch heute ist die App schon in verschiedenen Sprachen verfügbar, Nutzer können sich zwischen Englisch und Deutsch entscheiden. „Das klingt erst mal ziemlich simpel, ist bei Banking-Apps aber überhaupt nicht selbstverständlich“, so Krautwald. Im Gegensatz zu vielen Finanzprodukten ist Owwn vorübergehend nur als App und nicht als Webversion verfügbar; dennoch schliesst der Gründer eine Webversion in Zukunft nicht aus.
Bastian Krautwald freut sich auf die kommenden Monate und Jahre – die Vision, eine Digitalbank für seine Generation zu bauen, begleitet ihn immerhin schon seit dem Studium. Er vergleicht den Prozess mit einem Marathon: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn du gut vorbereitet bist und endlich losrennen kannst.“
Für uns junge Menschen ist es total selbstverständlich, dass alles digital abläuft. Damit sind wir aufgewachsen.
Bastian Krautwald
„Wenn ich über Weihnachten mal unbedingt nach Kapstadt will, macht das nur Spass, wenn meine Freunde auch mitkommen können“, findet Bastian Krautwald, Gründer und CEO der Social-Banking-App Owwn. „Damit ich nicht allein in Kapstadt sitze, muss aber nicht nur ich, sondern mein gesamtes Umfeld seine Finanzen in den Griff bekommen.“ Und wie erreicht man finanzielle Ziele am besten? Krautwald glaubt: „Gemeinsam. Im Fitnessbereich sieht man das in den Apps von Adidas oder Peloton.“ Um gemeinsam die Finanzen in den Griff zu bekommen, entwickelte Krautwald mit seinem Team 2021 Owwn, die erste Digitalbank für die Generation Z. 50.000 junge Menschen stehen aktuell auf der Warteliste und wollen das neue Konzept ausprobieren.
Die Generation Z umfasst diejenigen, die zwischen 1995 und 2012 geboren sind. Sie sind die „Generation online“; die Ersten, die mit einem Handy in der Hand aufgewachsen sind und seit jeher mit ihren Freunden und Fremden auf Social Media kommunizieren. Das will Krautwald, der mit 25 Jahren selbst zur Generation Z gehört, nutzen. „Manche Banken und Unternehmen diskutieren immer noch über die Digitalisierung“, so der Gründer von Owwn, „für uns junge Menschen ist es total selbstverständlich, dass alles digital abläuft, damit sind wir aufgewachsen.“ Für viele Aktivitäten vernetzt sich die Generation Z über das Handy, etwa um Sport zu treiben, Rezepte auszutauschen und gemeinsam Musik zu hören – warum also nicht auch gemeinsam sparen und investieren?
Owwn ist eine Art Social-Media-Plattform mit Inhalten rund um das Thema Finanzen. Die App erfüllt alle bekannten Funktionen einer Digitalbank: Die Kunden besitzen Girokonto und Debitkarte, sie können Geld in Echtzeit versenden, sparen oder investieren. Darüber hinaus können die Nutzer anderen Nutzern folgen oder mit ihnen befreundet sein, ähnlich der Social-Media-Plattform Instagram. Dadurch entsteht auch ein Möglichkeitsraum für Finanz-Influencer auf der Plattform; also Nutzer, die besonders viele Follower und damit viel Reichweite haben. Krautwald meint: „Dieses Potenzial können wir nutzen, um beispielsweise Challenges zu sponsern.“ Über die Folgefunktion hinaus können Nutzer auch Gruppen erstellen – zum Beispiel könnte eine WG sich zu einer sogenannten Crew zusammentun. Alle gemeinsamen Ausgaben, Versicherungen und die Miete laufen dann über ein Sparkonto, welches mit einer Karte verknüpft wird. Die WG kann sich gemeinsame Sparziele setzen oder untereinander Ausgaben vergleichen. „Diese Funktion können Crews auch anonymisieren, damit kein Neid oder Druck in der Gruppe entsteht“, erklärt Krautwald. In der App werden die Nutzer auch aktiv zum Sparen animiert – ein Sparvorschlag ist beispielsweise einem Sushi-Bike gewidmet, ein anderer einem Macbook. „Die Nutzer werden bald herausfinden, dass sie Rabatte auf abgeschlossene Sparziele erhalten“, so Krautwald. „Wir wollen den Kunden, die sich von allein entscheiden, zu sparen, einen schönen Moment liefern.“
Die Vision, Banking für seine Generation komplett zu verändern, verfolgt Bastian Krautwald schon seit seinem Studium. In Magdeburg aufgewachsen zog er für ein duales Studium im Bereich Betriebswirtschaftsfinanzen nach Berlin und arbeitete anschliessend als Bankberater. In dieser Zeit baten ihn seine Freunde immer wieder um Hilfe. „Ich war überrascht, wie viele meiner Freunde Probleme damit hatten, ein Konto zu eröffnen“, so Krautwald. Er erkannte, dass das Bankensystem nicht auf seine Altersgruppe ausgelegt war – „also wollte ich selbst die perfekte Bank für die Gen Z bauen“. Sein erster Plan war eine digitale Allrounderbank; vom Konto über Finanzbildung bis hin zu Anlageempfehlungen sollte alles in einer Plattform zusammengefasst sein. „Ich musste aber schnell einsehen, dass die Player im Bankenmarkt zu gross sind, um mal eben eine Bank zu eröffnen“, so Krautwald. Deshalb gründete er 2018, im Alter von 21 Jahren, „Deine Studienfinanzierung“, um erst einmal die passende Kundengruppe zu finden. Die Plattform vereinfacht den Umgang mit BAföG (staatliche Unterstützung für Schüler und Studenten in Deutschland), Bildungsfonds und Studienkrediten. Bis heute bediente „Deine Studienfinanzierung“ über 200.000 Studenten und vermittelt 80 % der Studienkredite in Deutschland und ist seit 2021 profitabel. „Es ist wirklich insane, was wir innerhalb von drei Jahren geschafft haben“, so Krautwald. Die Plattform war während der gesamten Gründungsphase profitabel und macht mittlerweile einen Umsatz im guten einstelligen Millionenbereich. Im Mai 2021 gründete Krautwald Owwn, damals noch unter dem Namen Wajve. Mit ihrem Team analysierten sie die Kundengruppe, die sie über „Deine Studienfinanzierung“ aufgebaut hatten. Sie ermittelten, was die Generation Z von einer Bank braucht und erwartet. Bereits im Juni 2021 konnten sie dafür in einer ersten Finanzierungsrunde fünf Millionen € einsammeln.
Hinter Owwn und „Deine Studienfinanzierung“ stehen also dieselben Gründer und dieselbe Gesellschaft mit Sitz in Berlin – das Team ist aber ein vollkommen anderes. Bei „Deine Studienfinanzierung“ kümmern sich acht Mitarbeiter um die Ausbildungsfinanzierung, „bei Owwn bereiteten 32 kluge Köpfe den Launch vor“, so Krautwald. Anfang Mai 2022 war es so weit: Die ersten Nutzer konnten Owwn herunterladen. Zunächst erhielten je 30 „Deine Studienfinanzierung“-Kunden und 30 Menschen von der Owwn-Warteliste Zugriff auf das Banking-Produkt; dazu kommen Team, Freunde und Verwandte. „Jetzt werden wir Woche für Woche neue Leute onboarden“, so Krautwald. Am Ende des Jahres folgt der Launch für alle 200.000 „Deine Studienfinanzierung“-Kunden und die 50.000 Menschen auf der Warteliste – und dann ist Schluss: „Ab diesem Zeitpunkt entscheidet nur noch die Community, wer Zugang zur App erhält“, erklärt Krautwald. Nutzer können Einladungen an Aussenstehende versenden und sie so dazuholen, denn Owwn ist ein Social Product. Krautwald erklärt: „Wenn sich jemand Owwn herunterladen möchte, der auf der App keine Freunde hat, wäre es am Ende doch wieder nur eine Bank.“ Krautwald findet, das würde den Wert schmälern. Darüber hinaus festige sich durch das Einladungskonzept der Communitygedanke der Nutzer.
Das Konzept „Einladung von einem bereits aktiven Mitglied“ erinnert vor allem an eine App: Clubhouse. Bei der Social-Listening-Plattform können Nutzer mit anderen diskutieren oder ihnen beim Diskutieren zuhören. Anfang 2021 löste die App einen regelrechten Hype aus – einige Monate später gingen die Download- und Nutzerzahlen aber rasant zurück; heute spricht kaum noch jemand von der App. Krautwald: „Das ist aus unternehmerischer Sicht natürlich etwas, auf das wir sehr stark aufpassen müssen.” Dass die Nutzerbegrenzung von Owwn zu einem ähnlichen Ende wie bei Clubhouse führt, befürchtet Krautwald aber nicht. „Eine Lösung ist nicht besser, wenn mehr Leute Zugang haben. Sondern wenn wir wirklich einen Mehrwert liefern”, davon ist der Owwn-Gründer überzeugt.
Bastian Krautwald
...ist gelernter Bankkaufmann. 2018 gründete er „Deine Studienfinanzierung“ und drei Jahre später Owwn, die erste Social Bank.
Fotos: Owwn