GELDALNLAGE:
WIE SIE INFLATION UND ZINSENTWICKLUNG FÜR SICH NUTZEN KÖNNEN

Wenn es um unser Geld geht, stecken wir Verbraucher in diesen Wochen in einer vertrackten Situation.

Wir zahlen deutlich mehr für Energie wie Strom und Gas, für Kraftstoffe und Lebensmittel. Die März-Inflationsrate in Deutschland lag bei 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bald könnte auch der EZB-Leitzins steigen. Das sorgt schon jetzt für höhere Zinsen bei Konsum- und Immobilienkrediten. Auch die Weltwirtschaft schwächelt, Aktienmärkte haben nachgegeben. Sparzinsen auf Geldanlagen gibt es weiterhin kaum. Und sichere Anlagen wie Gold sind gerade sehr teuer. Was also tun mit unserem hart verdienten Geld in diesen Zeiten? Einige Tipps:

1. Verteilen Sie Ihr Geld
Geringe Sparzinsen und Inflation sprechen dafür, möglichst wenig Geld auf dem Konto herumliegen zu lassen: denn da verliert es garantiert an Wert. Verteilen Sie Ihr Geld besser auf mehrere Anlagen und investieren Sie auch in Sachwerte wie Aktien. Eine Möglichkeit ist es, einen Teil Ihres Geldes in günstige passive Aktienfonds (sog. ETFs) zu packen. Bekannt ist etwa der MSCI-World-Index. Sie sind dann an den 1.500 grössten und innovativsten Unternehmen der Welt beteiligt, reduzieren langfristig Schwankungen und folgen dem Trend der Weltwirtschaft. Besonders einfach und oft schon ab ein paar Euro Gebühr können Sie ETFs bei Online-Brokern kaufen. Bewährt hat sich, das Geld mindestens 15 Jahre im ETF liegen zu lassen. Geht es Ihnen um Werterhalt und Sicherheit, können Sie auch bis zu 10 Prozent Ihres Portfolios in Gold halten – wobei das Edelmetall gerade sehr teuer ist. Auch Sparzinsen könnten mittelfristig wieder etwas anziehen. Behalten Sie daher etwas Geld auf der hohen Kante und schauen Sie regelmässig nach Tages- oder Festgeldangeboten. Von kurzfristigen Finanzwetten (CFDs) oder grossen Anlagen in Kryptowährungen, raten wir ab. Das ist oftmals Spekulation.

2. Sparen Sie Energie
Steigende Energiepreise belasten unseren Geldbeutel. Aber vielleicht können Sie Ihren Verbrauch an Strom, Gas oder Kraftstoff reduzieren. Etwa durch eine eigene Solaranlage auf Dach oder Balkon. Das geht oftmals auch als Mieter. Auch ein intelligentes Thermostat am Heizkörper kann helfen. Es prognostiziert künftige Aussentemperaturen und passt die Heizwärme automatisch an. In beiden Fällen investieren Sie vorab, doch über die Jahre amortisiert sich die Anschaffung und Sie senken Ihre laufenden Ausgaben für Energie – nebenbei tun Sie auch noch was fürs Klima. Direkt ändern können Sie Ihr Fahrverhalten mit dem Pkw: Der Benzinverbrauch bei konstant 120 km/h auf der Autobahn kann sich gut und gerne halbieren im Vergleich zu durchgängig 180. Sie können auch einen Wechsel des Stromanbieters prüfen, etwa wenn Ihr Anbieter den Preis erhöht. Es gibt immer noch Stromversorger, die günstiger sind als andere.

3. Seien Sie achtsam bei der Immobilienfinanzierung
Weil die EZB unter Druck steht, die Leitzinsen bald zu erhöhen, haben sich die Bauzinsen in manchen Fällen im Vergleich zum Vorjahr bereits verdreifacht. Das heisst nun nicht, dass eine Immobilienfinanzierung komplett vom Tisch ist. Allerdings sollten Sie Angebote sehr genau prüfen. Erkundigen Sie sich zum Beispiel beim Bauträger vor Vertragsabschluss, ob steigende Baukosten den Kaufpreis nochmal erhöhen könnten. Fragen Sie, ob alle Ausstattungsmerkmale (Bodenbeläge, Fliesen etc.) noch zu den ausgewiesenen Konditionen verfügbar sind oder es vielleicht eine Zuzahlung geben wird. Wenn Sie die Immobilie gewinnbringend vermieten wollen, sollten Sie gut kalkulieren. Denn für eine positive Rendite braucht es vergleichbar hohe Mieten, die deutlich über dem lokalen Mietspiegel liegen dürften. Natürlich kommt es auch auf die Lage der Immobilie an. Möchten Sie selbst einziehen, achten Sie darauf, dass Sie die Raten gut stemmen können.Weil Zinsen vermutlich noch weiter steigen, ist es zudem ratsam, die Entscheidung nicht mehr lange hinauszuschieben.

Sara Zinnecker
...ist Diplom-Volkswirtin und Expertin
für Themen rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Kredite. Sie absolvierte die Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten. Nach Stationen beim Handelsblatt und bei Finanztip leitet Zinnecker heute die Redaktion von Forbes Advisor Deutschland.

Forbes Contributor

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